Seit den Anfängen des 19. Jahrhunderts, als mit Hilfe von Chromsäure oder Schwefelsäure Schwachstrom für Telegrafenstationen erzeugt wurde, hat sich enorm viel getan. Heutzutage sind Batterien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Leistungsfähigkeit und kompakten Bauweisen haben sich insbesondere bei der dominanten Form der Lithium-Ionen-Batterie (LIB) Einsatzgebiete erschlossen, die es zu Zeiten der Nickel/Cadmium-Akkus noch nicht effizient gab. Verbunden damit sind Visionen, etwas machbar zu machen, was noch in der Entwicklung ist. Das betrifft insbesondere die Elektromobilität.

Zum Politikum stilisiert, wird die Elektromobilität wie eine Easy-Going-Story verkauft, deren befriedigende Erfüllung sich selbst nährt. Dabei wird immer deutlicher, dass die Mobilität eine immense Herausforderung in einem ganz speziellen Punkt ist, der so gut wie nie diskutiert wird: Das Hineinwachsen dieser Technologie in die Gesellschaften unserer Zeit. Zur Zeit des ersten Otto-Motors, der am 9. Mai 1876 in Betrieb genommen wurde, gab es keinerlei Infrastruktur und auch keinerlei entwickelten Markt. Der Ottomotor ersetzte schrittweise die Muskelkraft durch Tier oder Mensch, später die Dampfmaschine, was einen jahrzehntelangen Aufbau einer Infrastruktur vom Raffinerienetz über Tankstellen, Straßen und Lieferwegen bis hin zu den Automobilproduzenten und Werkstätten nach sich zog. Die sich mit dem steigenden Bedarf entwickelnde Dynamik kann aus heutiger Sicht als Prozess einer technischen Evolution mehr als eines ganzen Jahrhunderts bezeichnet werden.

Heutzutage setzt insbesondere bei der Elektromobilität die Politik nicht auf eine Entwicklung, sondern auf den Austausch einer bestehenden Infrastruktur, die vom Umfang und Anspruch der Gesellschaft möglichst nicht eingeschränkt wird. Betrachtet man die Art, wie Elektromobilität Einzug in unsere Gesellschaft hält, können durchaus ideologische Tendenzen ausgemacht werden. Stellvertretend dafür ist die lückenhafte Problematisierung, die die Wertschöpfungskette vom Förderprozess mit der Verarbeitung der Rohstoffe über den Betrieb bis zu der Entsorgung darstellt. Zu gern wird uns weißgemacht, Elektromobilität sei das gute Gewissen zukünftiger Mobilität.

Die Entwicklung unserer Gesellschaft und die Entwicklung derer Mobilität sind eng miteinander verknüpft. Die Realität steht dabei jedoch vor enormen Problemen. Zum einen kann ein Mobilitätssystem, welches über 120 Jahre gewachsen ist, nicht einfach so 1:1 ausgetauscht werden, zum anderen besitzt Elektromobilität bisher in der Öffentlichkeit einen zu wenig ausdifferenzierten Diskurs über die sozialen und umweltbelastenden Faktoren der gesamten Wertschöpfungskette. Stets steht dabei die Produktion von Akkumulatoren, also aufladbaren Batterien im Fokus, und zwar nicht nur von der Effizienz der Zellen her, sondern auch von deren Produktions- und Entsorgungsproblemen.

Letztes ist noch gar nicht richtig greifbar, denn die Entsorgungsnetze bilden sich erst langsam in einem sich unter Hochdruck entwickelnden Markt. Und dieser Markt besitzt eine Dynamik, die investierbar wird. Das liegt daran, dass sich das Feld der Batterieentwicklung zu einem enormen, globalen Forschungslabor entwickelt, wo es insbesondere um Themen geht wie:

• Ressourcenschonende Produktion von Batteriezellen

• Steigerung der Energiedichte eines Akkumulators bei gleichzeitiger Verringerung der Baugröße

• Steuerung elektrische Eigenschaften wie beispielsweise Stabilisierung des Entladevorganges bei gleichzeitiger Stromstabilität

• Elektromechanische Eigenschaften wie Impulsstromverhalten oder Wärmentwicklung

• Recycling und Austauschsysteme

• Batterieleasing, verbunden mit der dazugehörigen Infrastruktur

• Batterietausch anstelle von Ladestationen

• Ladestationenversorgung und die Versorgung durch die Stromnetze

• Umweltschonende Entsorgung durch Fachbetriebe

Diese gesamte Wertschöpfungskette der Batterie entwickelt sich durch die enorme Evolution der Elektromobilität immer mehr zu einem eigenen Fachgebiet, denn Akkumulatoren werden in Zukunft immer stärker auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, beispielsweise bei der Überbrückung von Stromschwankungen, die sich aus der Produktion von grünen Energien wie Windkraft oder Solarenergie selbstverständlich ergeben.

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Wertschöpfungskette wird der Markt auch für private Investoren interessant, denn einerseits ist die Technik essenziell für die Elektromobilität, anderseits aber eben nicht ausschließlich. Der Ruf nach Speichermedien mit hoher Leistungskapazität wird auch in anderen Anwendungsgebieten zusehends lauter. Hier wird weltweit geforscht und produziert. Indes handelt es sich um einen disruptiven Markt, wo noch nicht erkennbar ist, wer die Marktführer von morgen sein werden.

Es gibt inzwischen eine kleine Zahl von ETFs, die den Markt abbilden, jedoch unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Indexabbildung haben. Die drei bekanntesten Produkte der Gesellschaften L&G, Wisdom Tree und Global X Funds investieren in die Aktien und bilden die zu Grunde liegenden Indizes physisch ab. Investoren sollten bei der Wahl aber nicht nur auf die Wertentwicklungen, sondern auch auf die Gewichtungen des Nettoinventars achten. Der L&G Battery Value-Chain UCITS ETF (WKN A2H5GK) beinhaltet beispielsweise auch Unternehmen zur Gewinnung von Rohstoffen für die Batterieproduktion. Erfreulich für Depotstrategen ist es dabei, dass der Index des L&G ETFs bei den Top 5 Kernländern einen erheblichen Anteil in Japan, Korea und Australien investiert – also Länder, die üblicherweise in einem weltweiten Portfolio wenig vertreten sind. Die USA sind mit einem Anteil von 18,2 Prozent dabei nicht übergewichtet. Auch Deutschland ist mit ca. 13 Prozent in dieser sich entwickelnden Technologie spürbar vertreten.

Wer indes lieber in Einzelaktien investiert, findet durchaus Firmen, die bekannt sind. Die chinesische BYD (WKN A0M4W9) ist nicht nur einer der beiden großen Automobilproduzenten im Lande der aufgehenden Sonne, sondern besitzt neben Batterietechnik weltweite Expertise bei Akkus für Smartphones. Die deutsche Evonik (WKN EVNK01) liefert chemische Substanzen und ist eine der Marktführerinnen für Akku-Komponenten wie Kathoden und Anoden.

Beachtet werden sollte stets, dass es sich bei der Wertschöpfungskette Batterietechnik um einen sich entwickelnden Markt handelt. Daher empfiehlt es sich für den Investor, ähnlich wie im Bereich der Wasserstofftechnologie, bei der Titelauswahl auf Firmen zu konzentrieren, die nicht hochspezialisiert sind, sondern ein breites Portfolio an unterschiedlichen Erzeugnissen im Programm haben. Durch diese Diversifikation auf Unternehmensebene verringert sich das Risiko einer Marktabhängigkeit.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

Aus dem Börse Express PDF vom 27.01.2023 

 

Screen 27012023

Sie möchten das Börse Express-PDF regelmäßig in Ihrer Mailbox haben?

Kostenlos und unverbindlich hier bestellen