BÖRSE EXPRESS: Union Investment legt zwei neue Laufzeitenfonds auf. Die Grundüberlegung eines Anlegers mit so einem Produkt ist, ein aktuelles Zinsniveau für ein paar Jahre einzuloggen. Das macht Sinn, wenn man zum Laufzeitende ein Kursrisiko mehr oder minder ausschließen möchte, und/oder wir nicht vor einer Phase deutlich steigender Zinsen stehen. Wie ist Ihr Blick auf die weitere Zinsentwicklung in der Eurozone?

TOM GANSCHOW: Wir erwarten am kurzen Ende sinkende und am langen Ende stabile Renditen. Ende 2025 sehen wir den Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 2,25 Prozent - und das voraussichtlich mit Viertelprozentpunktschritten.

 

BÖRSE EXPRESS: Da steckt welches konjunkturelle Bild dahinter?

TOM GANSCHOW: Wir erwarten in der Eurozone 2024 ein Wachstum von 0,6 Prozent und 2025 eines von 1,2 Prozent – getragen unter anderem von den Peripherie- und osteuropäischen Ländern.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie bieten zwei Laufzeiten an, bis 2028 und 2030 wobei die mittlere Renditeerwartung für die 2,25 Jahre zwischen den beiden um 0,2 Prozentpunkte differiert. Das ist zwar nicht invers, aber nicht viel. Wie interpretieren Sie das?

TOM GANSCHOW: Die Zinsdifferenz ist letztendlich so zu interpretieren, dass wir in diesen Laufzeiten-Bereichen derzeit keine Zins- und keine Risikoänderung im Markt erwarten. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir es in den Fonds mit Unternehmensanleihen zu tun haben. Diese sind maßgeblich davon abhängig, wie sich die jeweilige Bonität verändert ... und erst dann von den Renditeerwartungen im Markt.

 

BÖRSE EXPRESS: Und gibt es daraus eine Schlussfolgerung für Anleger, welcher der beiden Laufzeitenfonds eigentlich (noch) attraktiver ist?

TOM GANSCHOW: Das hängt vom persönlichen Ziel des Anlegers ab. Grundsätzlich raten wir in einem Portfolio zu verschiedenen Laufzeitenstrukturen, um auch über unterschiedliche Fälligkeiten wieder über Vermögenswerte verfügen zu können.

 

BÖRSE EXPRESS: Um den Gedanken eines Laufzeitenfonds zu erfüllen, kaufen Sie zu Beginn Anleihen, deren Fälligkeit mit dem Laufzeitende des Fonds maximal zusammenfallen - ein klassische Buy- and Hold-Strategie. Ist die Aufgabe des Fondsmanagements damit nicht eigentlich schon beendet?

TOM GANSCHOW: Das Fondsmanagement stellt zu Beginn das Portfolio aus Risikogesichtspunkten zusammen. Danach werden die Emittenten laufend überwacht. Denn oberstes Ziel ist natürlich, wenn dieser seine Rückzahlungsverpflichtung erfüllt. Wenn wir aber Emittenten haben, die beispielsweise während der Laufzeit gekauft werden und es zur Bonitätsverschlechterung in den High Yield-Bereich kommt, würden wir eingreifen. Oder wenn wir aus Risikogesichtspunkten entsprechende Überlegungen anstellen ... immer mit dem Ziel, das Risiko für den Anleger zu minimieren.

 

BÖRSE EXPRESS: Heißt, es gibt auch kein aktives Traden bei dem eventuell überdurchschnittliche Kursgewinne realisiert werden?

TOM GANSCHOW: Richtig.

 

BÖRSE EXPRESS: Es ist nicht der 1. Laufzeitenfonds von Union Investment. Welcher Depoteingriff ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

TOM GANSCHOW: Da kann ich mit keiner Anekdote aufwarten, wir hatten noch nie einen größeren Eingriff und auch noch keine Ausfälle. Wenn, waren es immer nur aus Risikogesichtspunkten kleinere Umschichtungen. Bei Anleihen geht es nur darum, dass der Emittent am Schluss zahlungsfähig ist – die Bonität muss stimmen. Und das wird laufend überwacht.

 

BÖRSE EXPRESS: Wenn ich die Fondsrichtlinien richtig gelesen habe, investieren Sie weltweit in Euro-Anleihen, was ein Währungsrisiko ausschließt, vor allem in Unternehmensanleihen, dies zumindest zu 80 Prozent in den Bereich Investment Grade, wobei bis zu 20% High Yield und 10% Emerging Markets aus dem CEE-Raum beigemischt werden dürfen. Wie sehr wird diese ‚Risikokomponente‘ zu Beginn genutzt werden (müssen)?

TOM GANSCHOW: Es spricht nichts dagegen, dass wir Risiko in ein Portfolio hineinnehmen. Den Spielraum wollen wir auch nutzen. Denn wir nehmen dann Risiko in Kauf, wenn wir dafür eine Belohnung erwarten. Und die Risikoaufschläge im High Yield-Bereich sind derzeit sehr attraktiv. Als Beispiel haben wir eine rumänische Staatsanleihe mit 3,5 Jahren Restlaufzeit und einer Rendite von 4,1 Prozent. Die Anleihe weist ein Triple-B-Rating auf und Rumänien profitiert stark von diversen EU-Fonds wie dem Next Generation EU-Fonds. So etwas nehmen wir dann aus Risikogesichtspunkten gern ins Portfolio auf.

 

BÖRSE EXPRESS: Das Startportfolio in den Fonds wird in etwa wie aussehen und wie kommt man überhaupt dorthin?

TOM GANSCHOW: Zuerst wird herausgefiltert, welche Anleihen es für das entsprechende Laufzeitensegment überhaupt am Markt gibt. Dazu, welche gerade emittiert werden. Danach kommt die klassische Risikobetrachtung des Unternehmens, ähnlich der Aktienanalyse. Und daraus wird dann ein Portfolio aus unterschiedlichen Sektoren gebaut. Dies mit 100 bis 150 Emittenten, was eine breite Risikostreuung garantiert.

Frankreich und die USA haben unter regionalen Gesichtspunkten den höchsten Anteil - das kommt aus dem hohen Anteil am Markt heraus. Im Sektor Finanzen sind wir gegenüber dem Markt eher leicht untergewichtet, da es dort oft die Möglichkeit einer Kündigung der Anleihe vor Endfälligkeit gibt. Hier wollen wir nicht Gefahr laufen, dass eine dann notwendige Wiederveranlagung vielleicht zu einem Niveau erfolgen muss, unter dem die zu Beginn avisierte Rendite leiden würde. Bei Immobilien haben wir einen eher überdurchschnittlichen Anteil. 

 

BÖRSE EXPRESS: Mehr zum UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2028 II gibt’s hier, zum UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2030 II hier.