„Bei Farbedelstein-Investments zählen drei Faktoren: Qualität, Sicherheit und Zeit“
02.10.2024 | 15:02
Farbedelsteine rücken zunehmend in den Blickpunkt. Rubin, Saphir und Smaragd trumpfen nicht nur mit ihrer Schönheit auf, sondern verfügen auch über besondere Investment-Eigenschaften. Was für die Anlage in Farbedelsteine spricht und auf welche Aspekte Neueinsteiger unbedingt achten sollten, erklärt Experte Chris Pampel, Gründer und Geschäftsführer vom Deutschen Edelstein Kontor.
Herr Pampel, Sie haben das Deutsche Edelstein Kontor gegründet. Können Sie uns ein wenig über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Sehr gerne. Zunächst habe ich direkt nach der Bundeswehr ein Studium zum Diplom-Betriebswirt Fachrichtung Bankwesen an der Berufsakademie Glauchau mit einer regionalen Genossenschaftsbank als Partner absolviert. Ich merkte allerdings sehr schnell, dass die doch recht starren Bank-Strukturen und die kaum vorhandene Flexibilität bei der Beratung nichts für mich waren und widmete mich dann dem Thema Mittelstandsfinanzierung. Nach einigen guten, aber auch negativen Erfahrungen war es dann 2015 Zeit für einen kompletten Wechsel und wir gründeten die Pato GmbH, als zunächst klassischen Edelmetallhandel. Aus der Pato GmbH heraus ist dann aufgrund der steigenden Nachfrage nach alternativen mobilen Sachwerten das Deutsche Edelstein Kontor entstanden.
Sie haben sich auf den Handel mit Edelsteinen in Investmentqualität spezialisiert. Was hat Sie dazu bewegt, diesen Bereich des Marktes zu wählen, und was fasziniert Sie persönlich an diesen Steinen?
Die Faszination bei Investment-Farbedelsteinen liegt ganz klar darin, dass sie so besonders sind. Sie sind vor Jahrmillionen Jahren entstanden und auch nur dort, wo ganz bestimmte Voraussetzungen gepasst haben. Sie sind quasi ein Geschenk der Natur und begleiten die Menschen schon seit Jahrtausenden. Die erste Aktienbörse wurde 1612 in Amsterdam gegründet, über Farbedelsteine, zum Beispiel Rubin, wird schon in der Bibel geschrieben. Und wer mal einen Rubin, Saphir oder Smaragd in Investmentqualität in der Hand hält, sich bewusst macht, dass hiervon pro Jahr gerade einmal 18 kg im Schnitt gefunden werden, in Summe, der spürt quasi, wie besonders diese Steine sind. Zum Vergleich, allein für die Schmuckindustrie werden pro Jahr zwischen 9 und 10 Tonnen Diamanten abgebaut. Uns selbst war das in unseren Anfängen gar nicht so bewusst. Wie bereits angesprochen war die Pato GmbH ursprünglich ein klassischer Edelmetallhandel. Dann kamen aber immer mehr Kunden auf uns zu, die als Ergänzung zu ihren Goldbeständen Interesse an Diamanten hatten. Zur damaligen Zeit verfügte ich bei weitem nicht über meine heutige Expertise, also wandten wir uns zunächst an Experten der Mineralogie aus Idar-Oberstein. Wir führten zahlreiche Gespräche und zu unserem Erstaunen wurde uns immer wieder gesagt: Wenn es um eine Wertanlage geht, sind Farbedelsteine deutlich interessanter als Diamanten. Wie bereits erwähnt, kommen sie viel seltener in der Natur vor, sind im Vergleich zu Diamanten eigentlich deutlich unterbewertet und weisen ein deutlich größeres Wertsteigerungspotential auf. Also beschlossen wir, einen Doktor der Mineralogie zu uns nach Chemnitz einzuladen, um vor meiner Familie, engen Freunden und unseren wichtigsten Kunden einen Vortrag über Investment-Farbedelsteine zu halten. Und was soll ich sagen, alle waren begeistert und jetzt galt es halt, aus der Idee ein marktreifes, vor allem sicheres Konzept für Anleger zu entwickeln. Und nachdem wir 2018 mit den ersten Investment-Farbedelsteinen gehandelt haben, beschlossen wir dann 2020 das Deutsche Edelstein Kontor zu gründen.
Welche Risiken sollten Privatanleger beachten, wenn sie in Farbedelsteine investieren? Gibt es Fallstricke, die besonders häufig übersehen werden?
Es gibt drei ganz entscheidende Faktoren, wenn es darum geht, in Farbedelsteine zu investieren. Qualität, Sicherheit und Zeit. Bei keinem der drei Faktoren sollte man Kompromisse machen. Die bereits angesprochenen 18 kg Rubin, Saphir und Smaragd beziehen sich auf Investment-Qualität. Um als Wertanlage geeignet zu sein, müssen die Steine bestimmten Mindestgrößen, beziehungsweise Mindestgewichten entsprechen und ohne künstliche Behandlung Top-Werte bei Farbe, Reinheit und Schliff aufweisen. Schliff und Politur zählen nicht als Behandlung, da ja Material abgetragen wird und der Rest quasi dann der Stein selbst ist. Jetzt muss man wissen, dass die Schmuckindustrie Steine minderer und mittlerer Qualität, von denen es natürlich deutlich mehr gibt, künstlich aufbereitet, um ihre volle Schönheit zur Geltung zu bringen. Das ist ganz legitim, weil die Schmuckindustrie mit den 18 kg die weltweite Nachfrage natürlich niemals decken könnte. Diese Steine sehen dann toll aus, aber sie sind im Ursprung Steine mittlerer oder sogar minderer Qualität, kosten deshalb natürlich deutlich weniger, sind als Wertanlage aber nicht geeignet.
Womit wir beim zweiten Punkt, der Sicherheit sind. Denn mit bloßen Augen können Sie nicht erkennen, ob ein Stein wirklich unbehandelt ist oder nicht. Das können nur Experten der Mineralogie in Prüflaboren mit entsprechend teurem Equipment. Und hier sollte man ausschließlich auf international anerkannte Prüflabore wie zum Beispiel die Deutsche Stiftung Edelsteinforschung in Idar-Oberstein, das GemResearch Swisslab oder die Schweizer Stiftung Edelsteinforschung setzen. Mit einem Befundbericht aus einem dieser drei Labore wissen Sie mit Sicherheit, um welches Mineral es sich handelt, ob er künstlich behandelt wurde und wo er herkommt, was in Punkto Wertentwicklung ebenfalls wichtig ist. Ein Prüflabor deckt also den wissenschaftlichen Part ab, jetzt brauchen Sie aber noch ein zweites Dokument, dass Sicherheit für den kaufmännischen Part bietet. Sie können natürlich zu einem Juwelier oder einem Steinhändler gehen, um einen Stein bewerten zu lassen. Auf der deutlich sicheren Seite sind Sie allerdings mit einem Wertgutachten von einem vereidigten Sachverständigen der IHK. Dieser Gutachter ordnet den jeweiligen Stein einer Bezugsgruppe zu, ermittelt daraufhin den aktuellen Wiederbeschaffungswert im Einzelhandel, dokumentiert diesen im Wertgutachten und, was sehr wichtig ist, er muss dafür auch haften. Nur mit diesen beiden Dokumenten können Anleger sicher sein, einen unbehandelten Farbedelstein in Investment-Qualität zu erwerben und dafür auch einen angemessenen Preis zu zahlen. Hierzu noch ein weiterer, nicht zu unterschätzender Hinweis. Sie finden in einem Befundbericht von einem Prüflabor, dass sich an die Richtlinien der CIBJO hält, keine Qualitätseinstufungen, weil es hierfür keine weltweit einheitliche Nomenklatur gibt wie bei Diamanten. Wenn Angaben gemacht werden, sind das immer nur hausinterne Standards, die keinen laborübergreifenden Vergleich zulassen. Auch deshalb ist das Wertgutachten so wichtig, denn der Preis ist unmittelbarer Indikator für Investmentqualität. Ein Saphir in Investment-Qualität, der das Mindestgewicht von 2 Karat erreicht und ohne Behandlung Top-Werte bei Farbe, Reinheit und Schliff aufweist, beginnt bei ca. 12.500,-€. Wenn Ihnen also ein Zweikaräter Saphir für 7.000,-€ angeboten wird, dann erfüllt dieser Stein zwar das Mindestgewicht und ist bei dem Preis wahrscheinlich auch unbehandelt, aber er weißt einfach Schwächen bei mindestens einer der drei anderen Werte auf.. Wir haben Anfang des Jahres einen vereidigten Sachverständigen der IHK damit beauftragt, mal die Wertentwicklungen der beliebtesten Farbedelsteine in unterschiedlichen Größen und Qualitäten zu ermitteln. Wer einen Saphir als Wertanlage kaufen möchte, sollte auf Qualität setzen.
Der dritte Faktor ist die Zeit. Investment-Farbedelsteine sind immer als Teil des langfristigen Vermögens mit einer Haltedauer von mindestens 10 Jahren zu sehen. Und die 10 Jahre sind das Minimum. Vermögende Familien und Adelshäuser nutzen Farbedelsteine schon seit Jahrhunderten um Vermögen langfristig vor Inflation und über wirtschaftliche und politische Krisen hinweg zu schützen und dieses Vermögen bequem an Dritte oder in die nächste Generation zu übertragen. Meine Oma selbst hat in ihrem Leben 5 Währungsreformen erlebt und wurde zwei Mal enteignet. Das einzige Erbstück was überdauert hat, war ein Rubin, den sie in den 70er Jahren erworben hat. Darüber hinaus sollte man sich natürlich bewusst sein, dass man auch für den Verkauf, ähnlich wie bei Immobilien, zwischen drei und zwölf Monate Zeit einplanen sollte, um den bestmöglichen Preis zu erreichen. Bedenkt man diese drei Faktoren, also Qualität, Sicherheit und Zeit, kann man mit Investment-Farbedelsteinen eigentlich wenig falsch machen.
Wie hat sich Ihr Blick auf den Edelsteinmarkt im Laufe Ihrer Karriere verändert, und welche Entwicklungen haben Sie am meisten beeindruckt?
Naja, um ehrlich zu sein, beobachten wir den Markt ja nicht seit Jahrzehnten, auch wenn wir natürlich die Wertentwicklungen der letzten Jahrzehnte im Blick haben. Fasziniert hat uns der Markt quasi ab dem Tag, an dem wir uns das erste Mal mit der Thematik beschäftigt haben. Es gab aber tatsächlich in der Zeit eine Entwicklung, die besonders hervorzuheben ist. Im Juni 2023 wurde der Estrela de Fura in New York zu einem neuen Weltrekordpreis von 34,8 Millionen US-Dollar versteigert. Nicht nur der Preis, sondern auch der Stein selbst mit seinen unglaublichen 55,22 Karat und der faszinierenden Qualität war, beziehungsweise ist natürlich beeindruckend. Was aber uns und auch den kompletten Markt überrascht hat, waren die Preissteigerungen bei Rubinen im Anschluss. Man kann jetzt nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass die Versteigerung die Initialzündung war, aber die Nachfrage, vor allem aus Asien, nach Rubinen in hoher Qualität aus Mosambik zog plötzlich an, was zu Preissteigerung von teilweise über 90% führte. Und die Preise befinden sich seitdem immer noch auf diesem hohen Niveau, was bei Farbedelsteinen in Investment-Qualität jetzt nicht überraschend, aber trotzdem natürlich bemerkenswert ist.
Abgesehen von Farbedelsteinen, welche weiteren Wertanlagen beobachten Sie mit Interesse?
Was im Bereich der Edelmetalle passiert, ist natürlich für uns und auch viele unserer Kunden sehr wichtig. Darüber hinaus haben wir auch den Immobilienmarkt immer im Blick, da vor allem in den letzten zwei Jahren viele Anleger weg von immobilen und hin zu mobilen Sachwerten switchen. Natürlich bekommen wir mit, was auf anderen Märkten passiert. Da meine Familie und ich sehr konservativ eingestellt sind, wäre es falsch zu sagen, dass wir noch andere Märkte mit großem Interesse verfolgen, auch wenn wir aufgrund unserer Arbeit natürlich im Blick haben, was in der Welt passiert.