Die sogenannten Krypto-Währungen ziehen derzeit die Aufmerksamkeit vieler Anleger auf sich. Vor allem der Bitcoin macht von sich reden. Kein Wunder: Der Primus unter den Kryptos hat soeben die Marke von 50.000 Dollar erobert – das ist eine Vervierfachung in nur sechs Monaten! Die Kursexplosion sorgt nicht nur für wilde Träume von Reichtum und knallenden Champagnerkorken. Immer öfter hören wir auch das Argument, der Bitcoin sei das bessere Gold. Warum also nicht Gold verkaufen und stattdessen digitale Währungen ins Depot holen?

Mancher Bitcoin-Fan übersieht wichtige Fakten.

Die Begründung derer, die Bitcoins für das bessere Gold halten, läuft etwa so: Der Krypto-König schützt als alternative Währung ebenso gut wie Gold vor der Abwertung von Euro und Dollar, die mit den ungebremst wachsenden Geldmengen verbunden ist. Im Gegensatz zum Edelmetall aber wird das Angebot beim Bitcoin irgendwann gegen null gehen. Wenn der Bitcoin noch knapper ist als Gold, dann sei es doch nur logisch, dass er für den Schutz des Vermögens besser geeignet sei als das Metall. Nicht selten folgt der Hinweis, dass Gold schon seit Monaten schwächelt. Doch was schlüssig klingt, hat eine Reihe von Haken.

Haken Nr. 1: Gold ist vielseitiger als Kryptos.

Es gibt weitaus mehr Gründe bzw. Anlässe, warum Gold nachgefragt wird, als beim Bitcoin. Ein Drittel der Goldnachfrage entfällt auf Schmuck, sieben Prozent auf die Verwendung im technischen Bereich, so das World Gold Council. Zu diesen 40 Prozent kommen weitere gut 40 Prozent Nachfrage durch Millionen von Investoren weltweit. Die verbleibenden 17 Prozent gehen auf das Konto der Notenbanken. Im Unterschied dazu wird der Bitcoin fast nur zu Investment-Zwecken gekauft, wobei es sich eher um Trader handeln dürfte. Folge: Der Preis für Gold entwickelt sich deutlich stabiler als der Kurs von Bitcoin & Co.

Haken Nr. 2: Es werden mehr Bitcoins als Gold geschürft.

Das Argument, dass angeblich weniger Bitcoins als Gold geschürft werden, stimmt für dieses Jahrhundert wohl nicht. Der Goldbestand wächst seit rund 20 Jahren mit einer Rate von 1,7 Prozent im Jahr. Demgegenüber legt das Bitcoin-Mining derzeit jährlich um drei Prozent zu. Erst im Jahr 2140 werden keine Bitcoins mehr geschürft. Zudem: Wer weiß denn, welche digitale Währungen sich auf lange Sicht durchsetzen werden? Aktuell soll es an die 10.000 Krypto-Währungen geben, aber nur die allerwenigsten werden sich als Zahlungsmittel oder als Wertspeicher durchsetzen. Gold indes ist in dieser Hinsicht seit 2000 Jahren anerkannt.

Haken Nr. 3: Die Bitcoin-Konzentration ist viel höher als bei Gold.

Nicht die Computer-Nerds im Keller schürfen derzeit die meisten Bitcoin-Blocks. Das machen Firmen mit Tausenden von Hochleistungs-Rechnern. Und 50 Prozent aller PCs, die Bitcoins schürfen, stehen laut Bloomberg in China! Demgegenüber ist das Mining-Business beim Gold deutlich gleichmäßiger verteilt. Ausgeglichener sieht es auch bei den Eigentümern aus: Etwa die Hälfte des Goldbestands ist weltweit als Schmuck verteilt. Ein Fünftel des Goldes befindet sich in den Händen von sehr vielen individuellen und institutionellen Anlegern. Notenbanken und US-Schatzamt besitzen ebenfalls ordentliche Anteile. Beim Bitcoin indes verfügen wegen der Konzentration im Mining immer weniger Eigentümer über immer größere Bestände.

Haken Nr. 4: Gold schützt in einer Aktien-Baisse deutlich besser.

Ein gewichtiges Argument, das gegen Bitcoin in der strategischen Asset Allocation spricht: Digitale Währungen dienen nicht als Gegengewicht, wenn der Aktienmarkt schwächelt oder gar richtig in die Knie geht. Im Gegenteil: Die Krypto-Währung fällt durchaus deutlich, wenn etwa der Nasdaq Composite eine ausgeprägte Schwächephase hat. Ganz anders sieht es bei Gold aus: Das Edelmetall legt in 80 Prozent der Fälle zu, wenn Aktien den Weg Richtung Süden antreten. Damit korreliert das Edelmetall weit weniger mit Aktien als die Krypto-Währungen und kann dadurch ein Portfolio stabilisieren. Einen klareren Beweis, dass der Bitcoin bei langfristig orientierten Anlegern das Gold nicht ersetzen kann, gibt es nicht.

Unser Fazit: Trader und sehr risikobereite Anleger können mit einem kleinen Teil ihres Geldes Krypto-Währungen kaufen, sollten aber täglich ein Auge darauf haben und bereit sein, schnell zu reagieren. Für Investoren und Vermögensverwalter sind Bitcoin & Co. (noch) keine Option.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

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