Auf den ersten Blick macht der Münchener Autokonzern BMW (WKN: 519000) geradezu herausragende Geschäfte. Der Umsatz im ersten Halbjahr liegt fast 20 % höher als im Vorjahr bei 65,9 Mrd. Euro. Der Gewinn der BMW-Aktie in diesem Zeitraum liegt bei 13,2 Mrd. Euro, wie das Unternehmen kürzlich bei der Quartalsberichtsvorlage mitteilte.

Aber hinter der schönen Fassade bröckelt es. Und damit meine ich nicht, dass der Großteil des Gewinns auf einen 7,7 Mrd. Euro starken Bewertungseffekt aufgrund der vollen Abbildung des chinesischen Joint Ventures „Brilliance“ zurückgeht. Sondereffekte in der Buchhaltung kann ich der BMW-Aktie schlecht ankreiden.

Stattdessen gibt es drei wesentlich größere Probleme mit langfristiger Tragweite, die nächstes Jahr auf die BMW-Aktie durchschlagen dürften.

BMW-Aktie: Niedrige Margen trotz Sonderkonjunktur

Derzeit profitieren fast alle Autohersteller von der Knappheit bei Chips und anderen Bauteilen. Denn die Nachfrage ist durchgehend hoch. Das erlaubt den Herstellern, die hochpreisigen und gewinnstarken Modelle zu priorisieren und weniger Rabatte zu gewähren.

Doch die BMW-Aktie schafft es nicht so recht, aus dieser Sonderkonjunktur Kapital zu schlagen. Die operative Marge im Automobilgeschäft lag im zweiten Quartal 2022 bei 8,2 %. Das ist zu wenig für einen Premiumhersteller. Zum Vergleich: Bei Mercedes-Benz (WKN: 710000) erzielten die Sparten Autos und Vans kombiniert eine operative Marge von 13,4 %.

Nun zeichnet sich zunehmend ein Ende der Sonderkonjunktur ab. In der zweiten Hälfte des laufenden Jahres und im Jahr 2023 wird sich die Versorgung mit Computerchips normalisieren. Dann werden die Rabatte zurückkehren und Kunden, die lange auf ihre Einsteiger- und Kompaktmodelle gewartet haben, werden ihre Autos sehen wollen. Das könnte die Gewinne der BMW-Aktie ordentlich unter Druck setzen.

Nicht nur Gewinn-, sondern auch Absatzprobleme

Doch nicht nur beim Gewinn, auch bei den Stückzahlen hapert es. Das Management des Autoherstellers kappte bei der Quartalszahlenpräsentation den Absatzausblick für die BMW-Aktie. Bis vor Kurzem rechnete man in München noch mit einem Absatz auf Vorjahresniveau. Doch nun erwartet das Management, dass die Verkäufe leicht unter den 2,4 Mio. Fahrzeugen liegen werden, die man 2021 erreichen konnte.

Währenddessen prognostiziert Mercedes-Benz einen Absatz leicht über dem Vorjahr, und Volkswagen sieht Anzeichen für eine Erholung der Volumina im zweiten Halbjahr. Hier passt etwas nicht zusammen. Fallende Stückzahlen und fallende Gewinnspannen je Auto wären sehr schlechte Nachrichten für die BMW-Aktie.

Der Elektro-Angriff startet erst 2025

Lange Zeit hat BMW sich nicht getraut, voll auf die Elektromobilität zu setzen. Daher wird erst 2025 der Marktstart von Elektroautos auf einer rein dafür entwickelten Plattform erfolgen. Fünf Jahre später soll ebendiese „Neue Klasse“ dann für die Hälfte des Absatzes stehen.

Schon jetzt rennt der BMW-Aktie in Sachen Elektromobilität die Zeit davon. Die Neue Klasse muss zwingend ein Erfolg werden.

Parallel arbeiten manche Wettbewerber deutlich schneller. Schon heute stellt Tesla (WKN: A1CX3T) mit einer ähnlichen Produktionsrate Elektroautos her, wie sie BMW für 2030 anpeilt. Gleichzeitig treten nicht zu unterschätzende chinesische Akteure wie BYD (WKN: A0M4W9) in den europäischen Markt ein und werden der BMW-Aktie das Leben schwermachen.

Derzeit schlagen sich die Stromer aus München in den Zulassungsstatistiken gut. Aber wirklich spannend wird es nächstes Jahr, wenn die Elektroautoförderung wegfällt und sich die Verhältnisse in der Autobranche normalisieren.

Der Artikel BMW-Aktie: Das am meisten überschätzte Unternehmen am deutschen Aktienmarkt ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von BYD und Tesla und empfiehlt BMW.

Motley Fool Deutschland 2022