Der Auto- und Motorradbauer BMW dürfte wie die Konkurrenz aus Wolfsburg und Stuttgart im zweiten Quartal in die rote Zahlen gerutscht sein. Das hatten die Münchener schon angekündigt. Spannender wird zur Zahlenvorlage an diesem Mittwoch (5. August) für die Anleger, wie es nun weitergeht. Wie die Lage im Unternehmen ist, was Analysten sagen und wie die Aktie zuletzt gelaufen ist.

DAS IST LOS BEI BMW:

Schon das erste Quartal war schwierig. Die unter dem Corona-Eindruck ohnehin vorsichtig gewählte Prognose musste BMW noch einmal kappen. Genau wie Daimler und VW kündigte auch BMW inmitten der Krise einen Verlust für die Monate April bis Juni an.

Die Marke BMW verkaufte im zweiten Quartal mit 430 397 Autos 23 Prozent weniger, inklusive der Kleinwagenmarke Mini stand ein Minus von einem Viertel zu Buche. In China allein, dem wichtigsten Einzelmarkt, hat BMW dagegen 17 Prozent mehr Autos verkauft als vor einem Jahr. Analysten rechnen im Mittel mit einem Umsatzschwund von mehr als einem Fünftel, vor Zinsen und Steuern dürften über 410 Millionen Euro Verlust stehen. Die Ergebnisse in China rechnet der Konzern erst danach in den Gewinn ein - mit dem Aufschwung in der Volksrepublik könnte es unter dem Strich letztlich deutlich besser aussehen.

Konzernchef Oliver Zipse und Finanzchef Nicolas Peter wollen in diesem Jahr nun kräftig sparen, auch weil sich schon das erste Quartal tief in die finanziellen Reserven fraß. Im Autogeschäft verbrannte BMW in den ersten drei Jahresmonaten 2,2 Milliarden Euro. Ob sich das im zweiten Quartal schon gebessert hat, wird spannend. Rivale Daimler hatte überraschend einen Mittelzufluss vorweisen können.

Bei BMW sollen die Investitionen von 5,7 Milliarden Euro letztes Jahr auf unter 4 Milliarden Euro fallen, einige Projekte sollten geprüft und verschoben werden. Es dürfte zudem zu einem bedeutenden Stellenabbau kommen.

Interessant wird sein, wie Zipse die Erholungschancen auf den europäischen und amerikanischen Märkten einschätzt. China kann mit einer weitgehenden Normalisierung schon wieder Wachstum vor allem bei Premiummarken vorweisen. Doch China dürfte wohl nur bedingt als Blaupause für den Rest der Welt gelten, sagte Zipse im Mai und wollte damit zu rosige Hoffnungen dämpfen.

Mit dem ersten vollelektrischen SUV iX3 präsentierten die Bayern vor kurzem, was sie mittelfristig wieder aus dem Sumpf ziehen soll. Sind die entsprechenden Batterie-Konkurrenten von Audi (e-Tron) und Mercedes (EQC) bereits etwas länger am Markt, wollen die Münchener nun angreifen. Derzeit sorgt die ausgeweitete Förderung von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos in Deutschland und weiteren europäischen Ländern für einen Nachfrageboom nach elektrifizierten Antrieben. Problem: Der iX3 wird in China hergestellt und dürfte voraussichtlich erst Anfang kommenden Jahres die ersten Kunden in hiesigen Gefilden erreichen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die im dpa-AFX-Analyser erfassten Expertinnen und Experten sind dem Autobauer auch in der Krise weiter gewogen. Unter den Stimmen, die sich seit April zur Aktie geäußert haben, findet sich keine Verkaufsempfehlung. Sechsmal lautet der Rat "Kaufen", achtmal "Halten". Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas mehr als 61 Euro - die Luft nach oben ist vom aktuellen Kurs bei rund 56 Euro also recht dünn.

Womöglich reiche eine positive Entwicklung beim Betriebskapital durch Lagerabbau im zweiten Quartal nicht aus, um einen Zufluss freier Mittel zu schaffen, schrieb George Galliers von Goldman Sachs in seiner Studie zu seinen Erwartungen für die Zahlen. Allerdings sieht er die Chance, dass BMW im Gesamtjahr doch noch einen positiven Free Cashflow im Autogeschäft auf die Beine stellen kann.

Die Erholung schreite fort, titelte Experte Stephen Reitman von Societe Generale. Im zweiten Quartal seien zwar vermutlich rund 200 000 Autos nicht wie geplant produziert worden, zudem dürfte die Kredit- und Restwertvorsorge in der Finanzsparte gestiegen sein. Der Free Cashflow sollte aber weit besser als befürchtet ausgefallen sein.

Das Schlimmste sollte nun hinter dem Konzern liegen, schrieb Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe. Er traut BMW dank der widerstandsfähigen Finanzsparte und einigen Verrechnungseffekten sogar einen Gewinn unter dem Strich zu.

DAS MACHT DER KURS:

Die im Dax notierte BMW-Stammaktie hatte zwar den Corona-Crash zwischenzeitlich fast wettgemacht. Das Corona-Tief von 36,60 Euro lässt der Titel beim aktuellen Kurs von rund 56 Euro komfortabel hinter sich. Aber bis zum Kurs zu Jahresbeginn von rund 73 Euro fehlt noch ein ganzes Stück.

So liegt das Minus im bisherigen Jahresverlauf immer noch bei fast einem Viertel. Das ist ähnlich viel wie beim Rivalen Daimler und etwas weniger Minus als bei der Vorzugsaktie von Volkswagen . Auf Sicht von fünf Jahren haben BMW-Aktionäre rund 40 Prozent verloren, Daimler-Anteilseigner gar mehr als die Hälfte. Volkswagen hingegen liegt mit einem Minus von einem Drittel trotz des Dieselskandals noch am besten.

Im Umbruch der Autoindustrie zieht es Anleger mit Zukunftsausrichtung eher zu anderen Werten hin - unter anderem zum Börsenstar Tesla . Der US-Elektroautopionier ist mit 276,7 Milliarden US-Dollar (235,4 Mrd Euro) deutlich mehr wert als die drei deutschen Autokonzerne zusammen: Volkswagen (69,1 Mrd Euro), Daimler (42,6 Mrd Euro) und BMW (36,3 Mrd Euro) kommen in Summe nur auf 148 Milliarden Euro./men/

 ISIN  DE0005190003

AXC0189 2020-08-04/13:36

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