FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Deutsche Bluechips bleiben in ihrer Seitwärtsspanne gefangen, auch wenn etlichen Anlegerinnen und Anlegern anscheinend mulmig geworden ist. Was nach Goldbergs Ansicht dem Markt nützt.

1. August 2024. Auch wenn geopolitische Unwägbarkeiten zu den von vielen internationalen Investoren zuletzt am stärksten wahrgenommenen Risiken (vgl. Juli-Umfrage der Bank of America) für die Finanzmärkte zählen, haben etwa die jüngsten Ereignisse im Mittleren Osten während der vergangenen Tage an den hiesigen Aktienmärkten kaum eine nachhaltige Rolle gespielt. Vielmehr bewegte sich das Handelsgeschehen beim DAX weiterhin innerhalb der seit Wochen etablierten Seitwärtsbewegung. So wurde etwa die anfängliche Schwäche seit unserer vergangenen Stimmungserhebung nach einem Rückgang von 1,6 Prozent abgefangen und - wenn auch nicht ganz gradlinig - von einem Aufschwung von mittlerweile 2,5 Prozent abgelöst; zum heutigen Stichtag notieren wir per Saldo ein Plus von 0,9 Prozent.

Vielleicht auch weil mit der heute Abend zu Ende gehenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank und dem US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag publiziert wird, sowie diverser Quartalszahlen in dieser Woche noch wichtige Ereignisse anstehen, hebt sich die jüngste, leicht positive DAX-Entwicklung nicht von den bisherigen Verlaufsmustern ab.

Nicht nur Risikoaversion

Zumindest scheinen die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont nicht von einer größeren Aufwärtsbewegung beim DAX auszugehen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich wieder eingetrübt und ist gegenüber der Vorwoche um 14 Punkte auf einen neuen Stand von -11 gefallen. Dabei hat sich das Bullenlager um 10 Prozentpunkte reduziert, knapp die Hälfte der abgewanderten Optimisten hat sich direkt auf die Short-Seite begeben und somit die Engagements um 180 Grad gedreht. Die Mehrheit ist allerdings zur Seitenlinie gewandert und hat lediglich kleinere Gewinne realisiert.

Bei den Privatanlegern gab es eine ähnliche Tendenz, allerdings mit anderen Verschiebungen als bei den institutionellen Pendants. So ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +2 gefallen. Der dahinter stehende Zuwachs im Bärenlager von 4 Prozentpunkten speist sich zu gleichen Teilen aus vormals optimistisch bzw. neutral eingestellten Anlegern. Deutlich sichtbar bleibt allerdings die Diskrepanz zu den über Social Media befragten Akteuren, die nach wie vor bullisher als die übrigen Teilnehmer des Panels eingestellt sind, wenngleich nicht mehr ganz so optimistisch wie in den Wochen zuvor.

Erste Anzeichen für eine kleine Rallye

Unter dem Strich wird deutlich, dass vor allem die Optimisten unter den bullishen Investoren früher als von uns erwartet die Segel gestrichen haben. Und dies vermutlich sogar in einigen Fällen ohne Gewinn. Tatsächlich hat offenbar der Mut gefehlt, an bullishen Engagements festzuhalten, möglicherweise nicht einmal wegen der oben genannten bevorstehenden Ereignisrisiken. Vielmehr dürfte der zwischenzeitliche Verlust des DAX von 1,6 Prozent seit unserer vergangenen Erhebung den Bullen Probleme bereitet und so den Appetit auf deutlicher steigende Aktienkurse verdorben haben.

Interessanterweise haben die jüngsten Abgaben dem DAX allerdings nicht geschadet, ein Umstand, der als positiv zu bewerten ist. Gut möglich, dass langfristig orientierte Akteure (vielleicht sogar aus dem Ausland) für den leichten Anstieg des Börsenbarometers verantwortlich waren. Auch wenn der absolute Pessimismus in der relativen Betrachtung auf drei Monate nicht ganz so stark ausfällt, hat sich für den DAX innerhalb der wochenlangen Seitwärtsbewegung ein positiver Einfluss etabliert. Während die Nachfrageseite (vermutlich knapp unter 18.000 Zählern) durch mögliche Gewinnmitnahmen der heutigen Bären einen gefestigteren Eindruck als in den Vorwochen macht, hat sich etwaiges Angebot an der Oberseite durch den jüngsten Abbau der bullishen Engagements verringert. Kurzum: Die Indizien für eine bevorstehende kleine Rallye haben sich im derzeit unauffälligen Kursumfeld verstärkt.

Von Joachim Goldberg

1. August, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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