Die Märkte reagieren am Mittwochabend und am Donnerstag mit purer Erleichterung auf die Wende in Trumps Zollpoker und schossen deutlich nach oben. Am Donnerstag gingen die Börsen in den USA wiederum mit Verlusten aus dem Handel – die Situation bleibt also volatil.

Wir werfen einen Blick auf die Reaktionen der restlichen Welt auf Trumps Zollpläne und fragen bei Chief Investment Officer Gerold Permoser nach, mit welchen Folgen zu rechnen ist und wie wir als Asset Managerin in der aktuellen Situation handeln.

Welchen Hintergrund hat der Zollpoker?

Die von Trump bei der Ankündigung präsentierte Ländertafel zeigte erhöhte Zölle von 10 bis 50 Prozent für eine lange Liste wichtiger Handelspartner. Laut Trump hatten die USA überall dort ihre Zölle angehoben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Partner.

Der US-Präsident will mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und die Produktion in die USA verlagern. Damit soll auch das Handelsdefizit mit vielen Ländern reduziert werden, welches Trump ein Dorn im Auge ist. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zu finanzieren. Das Motto sei „Was sie uns antun, tun wir ihnen an“, betonte Trump. Tatsächlich orientierte sich die Liste der neuen Zölle aber nicht nur an den von anderen Ländern eingehobenen Zöllen auf US-Produkte. Eingerechnet werden auch Mehrwertsteuern und andere Faktoren, die laut Trump zu einer unfairen Marktverzerrung führen.

Mit der Verkündung neuer Zölle gegen viele Länder durch US-Präsident Donald Trump vergangene Woche wurde es turbulent an den internationalen Börsen. Copyright: ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

Expert:innen warnten umgehend vor den Folgen eines drohenden Handelskriegs für die Weltwirtschaft. So fürchtet die EZB-Präsidentin Christine Lagarde weltweit negative Auswirkungen. Der Schaden hänge davon ab, wie weit die Zölle reichten, wie lange sie andauerten und ob sie erfolgreiche Verhandlungen auslösten, sagte Lagarde unmittelbar nach Trumps Ankündigung. Kritisch äußerte sich auch Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, die Trump eigentlich nahesteht. Sie nannte die neuen Zölle „falsch“.

Ökonom:innen erwarten auch für die USA selbst negative Auswirkungen. So warnte US-Notenbankchef Jerome Powell zuletzt vor steigender Inflation und einem verlangsamten Wirtschaftswachstum. „Obwohl die Zölle höchstwahrscheinlich zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation verursachen werden, ist es auch möglich, dass die Auswirkungen länger anhalten“, sagte Powell nach der Ankündigung der neuen Zölle.

EU schlägt Freihandelszone vor, beschließt aber auch Gegenzölle

Als Reaktion auf die bereits in Kraft gesetzten Sonderzölle auf Stahl und Aluminium hat die EU am Mittwoch Gegenzölle von 25 Prozent auf zahlreiche US-Produkte angekündigt, darunter Fleisch, Getreide, Wein, Holz und Kleidung sowie Kaugummi, Staubsauger und Toilettenpapier. Die EU-Kommission betonte in einer Mitteilung am Mittwoch, die Gegenmaßnahmen könnten jederzeit ausgesetzt werden, sollten die USA einem fairen und ausgewogenen Verhandlungsergebnis zustimmen. Ob nach der angekündigten Pause für die US-Zölle auch die EU ihre Gegenzölle wieder zurücknimmt steht bis dato noch nicht fest.

Die EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen kündigte zudem an, den Ausbau der Handelsbeziehungen mit anderen Ländern voranzutreiben und nannte Indien, Thailand, Malaysia, Indonesien als Beispiele. Zudem verwies sie auf die bereits geplanten Abkommen mit dem südamerikanischen Staatenbündnis Mercosur sowie Mexiko und der Schweiz. 83 Prozent des globalen Handels gebe es jenseits der USA, sagte von der Leyen.

Das Niveau der US-Zölle würde mit den vergangene Woche verkündeten Maßnahmen ein seit langem nicht dagewesenes Niveau erreichen. Copyright: ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

China reagiert mit massiven Gegenzöllen und signalisiert Konfrontation

China hat bereits mit Gegenzöllen reagiert und signalisiert einen Konfrontationskurs. Trump hatte auf Importe aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt Zölle in Höhe von 34 Prozent in Kraft gesetzt. Unter den Ländern, die Amerika „ausnutzen“ sei China der „größte Übeltäter“, schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Peking hat in Reaktion auf Trumps Zollentscheidungen umgehend Gegenzölle in der gleichen Höhe von 34 Prozent auf US-Importe angekündigt. Zusätzlich würden Exportkontrollen für sieben Seltene Erden eingeführt, erklärte das chinesische Handelsministerium. Zudem hat Peking elf US-Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt, welche es den betroffenen Firmen de facto unmöglich macht, weiter Handel in China oder mit chinesischen Unternehmen zu betreiben.