Die Corona Pandemie hat viele Unternehmen zum Stillstand gebracht – innovative Biotechnologiefirmen treten allerdings mit erfolgreichen Börsengängen (IPOs) weiterhin aufs Gaspedal. Bedingt durch die Pandemie und die Suche nach COVID-19 Therapien und Impfstoffen und dem verstärkten Interesse der Öffentlichkeit haben noch mehr institutionelle Investoren erkannt, wie leistungsfähig diese Technologien sind und wie schnell sich die Biotechnologie entwickeln kann. So ist das Jahr 2020 auf dem Weg, das Jahr mit den meisten Biotechnologie-IPOs in den letzten fünf Jahren zu werden. Anleger gehen davon aus, dass die Branche, unter anderem bedingt durch die COVID-19 Pandemie, von höheren Investitionen der Regierungen im Bereich Arzneimittelforschung und -entwicklung profitieren könnte. Die Biopharmaindustrie hat jedoch auch abseits von COVID-19 Therapien innovativ gearbeitet – wie beispielsweise die Fortschritte in der genetischen Präzisionsmedizin, Zelltherapien und Gentherapien zeigen.

Börsengänge werden immer größer.

Viele Unternehmen mit bahnbrechenden Behandlungstherapien konnten in nach ihrem Börsengang in diesem Jahr einen starken Anstieg ihres Aktienkurses verzeichnen. Im Durchschnitt liegt die Bewertung neuer Börsengänge bei ca. 600 Mio. US-Dollar und damit ca. drei Mal so hoch wie zu Beginn der 2000er Jahre. Eine Erklärung hierfür könnte darin zu sehen sein, dass Privatunternehmen aus dem Biotechnologiesektor heute eine stärkere Verhandlungsposition im IPO-Prozess besitzen, da parallel auch M&A Deals evaluiert werden. Der Appetit für kleine Biotechnologieunternehmen durch große Pharmakonzerne hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Börsengänge werden deshalb nur dann durchgeführt, wenn die Konditionen für die Unternehmen auch attraktiv sind. Durchschnittlich nehmen aufstrebende Biotechnologieunternehmen mit ihrem Börsengang ca. 200 Mio. US-Dollar frisches Kapital auf. Durch die größeren Börsengänge können sich institutionelle Anleger mit höheren Summen beteiligen, was die Nachfrage steigert und damit die Bewertungen erhöht. Die höheren Bewertungen ermöglichen es den Unternehmen mehr Kapital bei gleicher Verwässerung (diese liegt typischerweise bei ca. 20 bis 25 Prozent) der Altaktionäre aufzunehmen. Folglich besitzen Biotechnologieunternehmen nach ihrem Börsengang starke Bilanzen. Im Durchschnitt sind die in diesem Jahr an die Börse gegangenen Biotechnologieunternehmen für die nächste 2,5 Jahre durchfinanziert. Mehr Kapital bedeutet robustere F&E-Programme und breitere Pipelines und eine gute Positionierung, um mehrere klinische Meilensteine zu finanzieren.

Hohe Nachfrage nach bahnbrechenden Innovationen.

Vor allem bahnbrechende Behandlungstherapien werden von Investoren verstärkt nachgefragt. Dies hat zur Folge, dass die Orderbücher einer Neuemission sehr oft deutlich überzeichnet sind. Da beim Börsengang nicht alle Investoren bedient werden können, ist die Nachfrage oft auch nach dem Börsengang noch hoch. Dies lässt die Kurse schnell ansteigen. Daher ziehen sich viele eigentlich auf börsennotierte Unternehmen spezialisierte Investmenthäuser in die privaten Finanzierungsmärkte zurück, um sich bereits vor dem Börsengang an den neuen Technologien zu beteiligen und damit die Chancen einer Zuteilung beim Börsengang zu erhöhen. So tauchen eine Reihe von spezialisierten Biopharma-Investoren regelmäßig als Aktionäre neuer Börsengänge auf. Die frühzeitige Einbindung dieser Investoren in den Lebenszyklus eines Unternehmens ist von entscheidender Bedeutung, da sie neben Kapital zusätzlich auch ihr Knowhow und Netzwerk bereitstellen, was die Chancen auf klinische Fortschritte deutlich erhöhen kann. So liefert die Beteiligung der besten sogenannten Crossover-Investoren einen guten Indikator für die Qualität eines Börsengangs: höhere Bewertungen, größere Kapitalerhöhungen und eine stärkere Performance des Aktienkurses nach dem Börsengang.

Aktienkursentwicklung nach dem Börsengang.

Durchschnittlich stiegen die Aktienkurse der Unternehmen am Tag des Börsengangs in diesem Jahr um 34 Prozent. Aktuell handeln ca. 80 Prozent der in diesem Jahr an die Börse gegangenen Biotechnologieunternehmen über ihrem IPO Kurs und 90 Prozent handeln sogar nach der sogenannten Sperrfrist, während der Altaktionäre ihre Anteile nicht verkaufen dürfen, ebenfalls über ihrem IPO-Kurs. Das Timing des Börsengangs hängt oft mit klinischen Meilensteinen, wie der Publikation klinischer Testdaten, zusammen, da die Unternehmen ihren Investoren aufzeigen müssen, wie das zusätzlich aufgenommene Kapital kurz- bis mittelfristig im Unternehmen eingesetzt werden soll, um Wert für die Investoren zu schaffen. Diese klinischen Meilensteine können die Aktienkurse auch nach dem Börsengang noch deutlich antreiben. Aus diesem Grund bleiben Risikokapitalgeber nach dem Börsengang oft langfristig investiert. Der Börsengang ist für Risikokapitalinvestoren daher weniger ein Ausstiegsszenario als vielmehr ein Finanzierungsereignis, das darauf abzielt, zusätzliches Kapital für Forschung und Entwicklung und klinische Studien zu sammeln.

Fazit:

Unternehmen mit einer überzeugenden Geschäftsstrategie, die durch eine differenzierte Technologie unterstützt wird, sowie einem renommierten Managementteam mit gutem Track Record sollten weiterhin in der Lage sein, Börsengänge erfolgreich abzuschließen. Einige Unternehmen werden die Art, wie die Menschheit bestimmte Krankheiten behandelt, revolutionieren. Es werden aber nicht alle Börsengänge erfolgreich sein. Aus diesem Grund sollte im Biotechnologiesektor breit diversifiziert beispielsweise über aktive Fonds investiert werden und auch in Fonds sollten Aktien von Unternehmen mit kurzer Historie als an der Börse gelistete Firma nur einen kleinen Anteil am Fondsvermögen ausmachen.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.