BÖRSE EXPRESS: Was sind Green Bonds und welche Besonderheiten sind bei dieser Anlageform zu beachten?

CHRISTIAN ZIMA: Green Bonds sind Anleihen, mit denen Umweltprojekte im Bereich Klimaschutz - z. B. erneuerbare Energie, Energieeffizienz, Wasserreinhaltung, nachhaltiger Transport, Green Buildings, schonende und effiziente Ressourcenverwendung, Verschmutzungsvermeidung, Unterstützung der Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und -prozesse, Anpassung an den bereits existierenden Klimawandel - finanziert werden. Durch die Investition in Green Bonds kann man somit nicht nur den Emittenten mittels nachhaltiger Kriterien auswählen, sondern dafür Sorge tragen, dass auch die Mittel für nachhaltige Zwecke verwendet werden. Der sogenannte „Impact“, also die Wirkung des Investments, steht im Vordergrund. Begeben werden Green Bonds nicht nur von multilateralen Organisationen - die EIB und die Weltbank waren historisch unter den ersten Emittenten -, sondern auch zunehmend von Unternehmen, Kommerzbanken und auch von der öffentlichen Hand. Mit den Green Bond Principles wurde 2014 ein Rahmenwerk geschaffen, welches für die Einhaltung der Zweckwidmung und die Qualität der Assetklasse steht.

 

BÖRSE EXPRESS: Der Markt für Green Bonds wächst rasant. Worauf führen Sie dies zurück bzw. was macht diese Produkte so erfolgreich?

CHRISTIAN ZIMA: Das Volumen der ausstehenden Bonds hat sich in den letzten 5 Jahren mehr als verzehnfacht. Trotzdem hinkt das Angebot der Nachfrage weiter hinterher. Neuemissionen von Green Bonds am Primärmarkt sind tendenziell stärker überzeichnet als herkömmliche Anleihen. Damit entwickeln sie sich am Sekundärmarkt zumeist auch positiv. Es gibt damit jedenfalls keinen Ertragsnachteil bei Green Bonds, diese Angst hatte es vor einiger Zeit ja auch gegeben. Die starke Nachfrage ist darüber hinaus durch regulatorische Veränderungen in Richtung nachhaltigem Investieren zu begründen - z.B. für Pensionskassen - sowie des geänderten Bewusstseins hinsichtlich des Klimawandels. Viele Investoren verlangen von den Emittenten mittlerweile Maßnahmen bzw. Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen und „bestrafen“ Unternehmen, welche dies ignorieren, mit einem „Nicht-Investment“. Und zum ersten Mal gibt es jetzt auch Transparenz, was mit dem eingesammelten Kapital passiert. Bei herkömmlichen Anleihen weiß der Investor ja meist gar nicht, wofür das Geld konkret verwendet wird. Bei Green Bonds kann man das konkreten Projekten oder zumindest Projektkategorien zuordnen und mit dem Investment eine entsprechende Wirkung erzielen. Das befriedigt einerseits das heute erhöhte Bedürfnis nach Transparenz, andererseits wollen sich viele Investoren auch gegen den Klimawandel engagieren. Dann gibt es neben der üblichen finanziellen Rendite eines Investments auch eine „grüne Rendite“, in Summe – wenn man so will - eine doppelte Rendite. Die Ratingagentur Moody’s hat zum Beispiel berechnet, dass ein Investment von 1000 US-Dollar via Green Bonds in erneuerbare Energien 500 kg CO2 pro Jahr einspart.

 

BÖRSE EXPRESS: Welche Trends beobachten Sie derzeit am Markt für Green Bonds hinsichtlich Emittenten-, Projekt- und Laufzeitenstruktur

CHRISTIAN ZIMA: Die Emittentenbasis hat sich schon stark verbreitert und das wird sich fortsetzen. Vor allem Energieversorger und Finanzunternehmen werden weiterhin sehr aktiv sein. Erstere müssen die Energiewende zu erneuerbaren Energien schaffen, letztere finanzieren vor allem energieeffiziente Immobilien. Auch der öffentliche Bereich ist weiterhin gefordert, vor allem im Bereich Infrastruktur. Das wird auch zur Emission von weiteren Green Bonds in Form von Staatsanleihen führen. Der größte ausstehende Green Bond ist ja eine französische Staatsanleihe (Anm.: Volumen ca. 20,7 Mrd. Euro). Deutschland steht ja schon in den Startlöchern und auch für Österreich ist das früher oder später wahrscheinlich. Da viele Investitionen in Immobilien, Energie und Infrastruktur langfristig sind, werden die durchschnittlichen Laufzeiten der emittierten Anleihen wohl weiter ansteigen. In den letzten 4 Jahren war schon ein Anstieg von 50 Prozent zu beobachten.

 

BÖRSE EXPRESS: Welche regulatorischen Maßnahmen sind derzeit für diesen Markt geplant?

CHRISTIAN ZIMA: Eine aktuelle Entwicklung stellt die Schaffung von Standards und eines Green Bond-Labels im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums dar. Der neue Standard soll auf bestehende Initiativen wie den Green Bond Principles und der Climate Bond Initiative aufbauen. Ein erster Vorschlag der Technical Expert Group aus dem Juni dieses Jahres sieht beispielsweise eine verbindliche rechtliche Dokumentation über das Management der Erlöse vor, auch der erforderliche wesentliche Beitrag zu Umweltzielen soll auf Basis der EU-Taxonomie noch klarer geregelt werden. Weitere Anforderungen sehen ein verpflichtendes Impact Monitoring und Reporting sowie verbindliche Anforderungen für externe Prüfungen vor.

 

BÖRSE EXPRESS: Mit welchen Mitteln bzw. nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl Ihrer Green Bonds im Raiffeisen-GreenBonds bzw. wie verhindern Sie, in Bonds von Emittenten zu investieren, die Greenwashing betreiben?

CHRISTIAN ZIMA: Anleihen, welche sich für ein Investment im Raiffeisen-GreenBonds qualifizieren, müssen folgende Mindestvoraussetzungen erfüllen:

- Im Einklang mit den Green Bond Principles von ICMA stehen; durch diese wird der Verwendungszweck der Mittel, die Auswahl der Projekte sowie der Auswahlprozess und das jährliche Reporting (Transparenz!) definiert und beschrieben.

- Vorhandensein einer positiven Second Party Opinion (SPO), die durch unabhängige Dritte erstellt wird (z.B. Sustainalytics, CICERO, ISS Ökom, Vigeo Eiris, etc.);

- Im Einklang mit den Nachhaltigkeitskriterien der traditionellen Raiffeisen Fonds stehen;

- Bei Staatsanleihen und nachgelagerten Verwaltungseinheiten: nur jene, welche das Klimaschutzabkommen 2015 (Pariser Abkommen) unterzeichnet haben;

- Für bestimmte Sektoren (Energieerzeugung) und bestimmte Verwendungszwecke (Infrastruktur) sind weitergehende Kriterien zu erfüllen (=> eigene Policies);

- Der Emissionszweck („Use of Proceeds“) und damit die Wirkung steht im Vordergrund und hat Priorität gegenüber der Nachhaltigkeitsbewertung des Emittenten.

Beispiel Energiesektor: Auf Emittenten-Ebene werden Unternehmen vermieden, welche mehr als 50 Prozent der Erträge durch Stromerzeugung aus Kohle generieren. Bei Emittenten, deren Geschäftsmodell überwiegend auf Stromerzeugung aus Nuklearenergie und fossilen Brennstoffen besteht, werden lediglich Green Bonds zugelassen, die eine Verbesserung des Energieerzeugungs-Mix in Richtung erneuerbare Energie bewirken. Bei Unternehmen, welche mehrheitlich auf erneuerbare Energiequellen setzen, kommen alle Arten von Green Bonds – was die Mittelverwendung angeht – in Betracht.

Beispiel Verwendungszweck im Bereich Infrastruktur: Bei der Analyse von Green Bonds steht die Wirkung bzw. der Impact der finanzierten Projekte auf den Klimaschutz im Vordergrund.

In manchen Bereichen kann der Klima-Impact des finanzierten Projektes zwar positiv sein, die gesamte Geschäftstätigkeit des Unternehmens aber deutlich negativ für das Klima sein. Ein Beispiel dafür können Effizienzmaßnahmen bei Flughafengebäuden sein, gleichzeitig wird aber die Anzahl der Flüge erhöht. Ein anderes Beispiel können Biodiversitätsmaßnahmen von Straßenbetreibern sein. Die Maßnahmen an sich sind als positiv zu bewerten, werden allerdings vom selben Unternehmen weitere Straßen geplant und gebaut, hat dies durch das erhöhte Verkehrsaufkommen insgesamt einen deutlich negativen Impact auf das Klima. In diesen Fällen nehmen wir von einem Investment in Green Bonds des Unternehmens Abstand.

 

BÖRSE EXPRESS: Für welche Anleger ist der Raiffeisen-GreenBonds geeignet, welches Renditeziel streben Sie an und was sind die Schwergewichte im Portefeuille?

CHRISTIAN ZIMA: Der Raiffeisen GreenBonds ist für Anleger geeignet, welche einen mittelfristigen Anlagehorizont haben (Anm.: durchschnittliche Zinsduration 4-6 Jahre, bis zu 25% ungesichertes Fremdwährungsexposure möglich) und die mit ihren Investments einen positiven Beitrag gegen den Klimawandel bewirken wollen. Die Schwergewichte im Fonds sind aktuell Euro und US-Dollar denominierte Anleihen. Hinsichtlich der Sektoren dominieren Anleihen von Supranationalen sowie staatsnahen Emittenten, der Anteil von reinen Staatsanleihen ist aber gering. Unternehmensseitig sind vor allem Bankanleihen sowie Emissionen von Energieversorgern vertreten. Bei den Regionen dominiert ganz klar Europa (v.a. FR, NL, BRD, SP, GB, IT), Schwellenländer, China oder die USA sind nur untergeordnet vertreten. Die Ertragserwartungen sind natürlich vor dem aktuellen Niedrigzinsumfeld zu sehen und folgen den üblichen Kriterien herkömmlicher Anleihen wie Bonität der Emittenten, Laufzeitstruktur der Emissionen oder Währungsentwicklung. Ein Ertrag von bis zu 1 Prozent ist auf Jahressicht realistisch.< Der Raiffeisen GreenBonds ist für Anleger geeignet, welche einen mittelfristigen Anlagehorizont haben (Anm.: durchschnittliche Zinsduration 4-6 Jahre, bis zu 25% ungesichertes Fremdwährungsexposure möglich) und die mit ihren Investments einen positiven Beitrag gegen den Klimawandel bewirken wollen. Die Schwergewichte im Fonds sind aktuell Euro und US-Dollar denominierte Anleihen. Hinsichtlich der Sektoren dominieren Anleihen von Supranationalen sowie staatsnahen Emittenten, der Anteil von reinen Staatsanleihen ist aber gering. Unternehmensseitig sind vor allem Bankanleihen sowie Emissionen von Energieversorgern vertreten. Bei den Regionen dominiert ganz klar Europa (v.a. FR, NL, BRD, SP, GB, IT), Schwellenländer, China oder die USA sind nur untergeordnet vertreten. Die Ertragserwartungen sind natürlich vor dem aktuellen Niedrigzinsumfeld zu sehen und folgen den üblichen Kriterien herkömmlicher Anleihen wie Bonität der Emittenten, Laufzeitstruktur der Emissionen oder Währungsentwicklung. Ein Ertrag von bis zu 1 Prozent ist auf Jahressicht realistisch.

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