Die Corona-Krise hat die Kundeneinlagen und auch die Kredite bei den niedersächsischen Sparkassen im vergangenen Jahr deutlich anschwellen lassen. Die hohe wirtschaftliche Unsicherheit führte mit dazu, dass mehr Geld in kurzfristig verfügbaren Formen wie Girokonten gehalten wurde. Gleichzeitig erhöhte sich die Summe der neu vergebenen Darlehen stark, wie Verbandschef Thomas Mang am Donnerstag berichtete.

Unterm Strich konnten die Institute 2020 trotz der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ihren Gewinn weiter steigern. Dabei spielten aber auch Kostensenkungen eine wichtige Rolle - es gab wieder etliche Filialschließungen.

Viele Menschen halten ihr Geld zusammen und scheuen größere Ausgaben. Laut Mang kam es zu einer "Einlagenflut", bei den Sparkassen im Land betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr insgesamt 8,2 Prozent. "Die Ära der gebührenfreien Konten wird ihr Ende finden", schätzte er.

Die Sparquote in Deutschland legte zuletzt auf ein Rekordhoch von 16,3 Prozent zu. Ein Löwenanteil floss auch bei den Sparkassen jedoch in flexible, rasch abrufbare Sichteinlagen, während es bei festen Spar- und Termineinlagen Rückgänge gab. Zumindest Inhaber größerer Guthaben werden daher mit "Verwahrentgelten" zur Kasse gebeten. Etliche der niedersächsischen Sparkassen erheben inzwischen solche Gebühren - de facto Minuszinsen - für Neukunden, manche auch für Bestandskunden.

Der Abbau von Geschäftsstellen hielt an. Ihre Zahl sank nochmals um 57 auf 731 - eine ähnliche Größenordnung wie im Jahr zuvor. Ende 2020 arbeiteten mit rund 19 300 etwa 400 Beschäftigte weniger in den jetzt 39 einzelnen Sparkassen. Weitere Zusammenlegungen seien aktuell nicht geplant, sagte Mang: "Wir sehen im Moment keine Fusionsbestrebungen im Lande." Ausgeschlossen werden könne das allerdings nicht.

Im Kreditgeschäft zeigten sich die Spuren der Pandemie ebenfalls. Die Summe neu zugesagter Darlehen wuchs um 15 Prozent auf 20 Milliarden Euro, bei einem Gesamt-Kreditbestand von knapp 90 Milliarden Euro (plus 5,2 Prozent) - beides "historische Höchstwerte". Unternehmen und Selbstständige hatten einen höheren Bedarf als Privatkunden.

Ihren Jahresüberschuss konnten die Sparkassen von 135 Millionen Euro im Vorjahr auf 151 Millionen Euro steigern. "Darauf kann sich aber keiner ausruhen", hieß es. So seien IT-Kosten gestiegen, während man beim Personalabbau "mit Augenmaß" vorgehe: "Der Provisionsüberschuss musste ja auch erarbeitet werden." Er wuchs um 26 Millionen auf 832 Millionen Euro, während es beim Zinsüberschuss weiter abwärts ging.

Viele Firmen seien wegen Corona in Gefahr, so Mang: "Für solche, die schon in Schwierigkeiten steckten, war das ein Brandbeschleuniger. Natürlich wird die Zahl der Insolvenzen ansteigen, wenn die Schutzmechanismen aufhören." Doch von einer drohenden Pleitewelle könne man nicht sprechen. Es gebe mittlerweile oft ein dickes Eigenkapital-Polster - das meldeten auch die Sparkassen im Land./jap/DP/eas

AXC0256 2021-03-04/13:08

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