Europas Bankenaufseher verlangen von den Geldinstituten Zurückhaltung bei der Ausschüttung von Dividenden und Boni. Die österreichische FMA rät den heimischen Kreditinstituten, bei ihren Dividenden aus den Gewinnen von 2019 eben nicht auf das gute Jahr 2019 abzustellen, sondern die aktuelle Corona-Krise und neue Unsicherheiten im Auge zu haben.

Am Mittwoch haben die Vorstände der Finanzmarktaufsicht, Helmut Ettl und Eduard Müller, zu Zurückhaltung bei Ausschüttungen aufgerufen. Mit Blick auf die bereits ergriffenen Aufsichts-Maßnahmen, die den Banken in der schwierigen Lage zusätzlichen Handlungsspielraum eröffneten, wäre es "unverständlich, wenn sich vor diesem Hintergrund und angesichts der derzeit hohen Ungewissheit über die wirtschaftliche Entwicklung die Ausschüttungspolitik an den guten Ergebnissen der Vergangenheit orientiert und nicht an den großen Herausforderungen, die es heute und in den kommenden Jahren zu bewältigen gibt."

Seit Tagen weise die FMA daher in Gesprächen mit den Beaufsichtigten darauf hin, dass Aktienrückkäufe, Ausschüttung von Dividenden und Boni "sehr sorgfältig abzuwägen" seien. Banken, die nun in der Krise Eigenkapitalpuffer nutzen wollen oder müssen, seien automatisch mit einem Ausschüttungsverbot belegt - und zwar sowohl bei Dividenden als auch Boni.

In Wien hat am Nachmittag die börsennotierte Erste Group erklärt, ihren Dividendenvorschlag für 2019 zu überprüfen. Die Jahreshauptversammlung wird verschoben. Ursprünglich war geplant, die Dividende für das abgelaufene Jahr von 1,40 auf 1,50 Euro je Aktie anzuheben und im Ausblick 2020 war eine weitere schrittweise Anhebung angekündigt worden.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat nach Vorlage der Bilanz 2019 angekündigt, die Dividende um sieben Cent auf 1 Euro je Aktie anzuheben und mittelfristig weiterhin Dividendenausschüttungen von 20 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses vorzuhaben. Anderslautende Aussagen gibt es dazu bisher nicht.

In Deutschland hat der Bankenverband BdB heute in der anlaufenden Dividendensaison bei seinen Mitgliedsinstituten eine Aussetzung der Dividendenzahlungen für 2019 angesichts der hohen Dynamik der Coronakrise nicht ausgeschlossen.

rf/ivn

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