Selten finden unternehmerischen Entscheidungen ausschließlich Zustimmung. Doch nachdem der Fußballverein Borussia Dortmund den Sponsoringdeal mit einem Rüstungskonzern abgeschlossen hat, ging es hoch her. Moralisch verwerflich oder ökonomisch geboten? Ein Versuch, die Entscheidung zu bewerten und die Beweggründe nachzuvollziehen.

Zeiten ändern sich.

Noch vor Ausbruch des Krieges schlossen viele Anleger ein Investment in Rüstungskonzerne aus. Ein Sponsoring wäre nur schwer vorstellbar gewesen. Mittlerweile verdienen zahlreiche Anleger mit ihren Rüstungsengagements viel Geld. Es hat ein Umdenken stattgefunden. Rüstungskonzerne werden anders bewertet als noch vor einigen Jahren.

Die reine Kursbetrachtung der Rheinmetall-Aktie (ISIN DE0007030009) verdeutlicht die Erwartungshaltung. Vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine tendierte die Aktie unterhalb von 100 Euro seitwärts. Mittlerweile ist sie auf über 500 Euro gestiegen.

Dieser Konzern ist in den kommenden drei Spielzeiten Sponsor des Fußballkonzerns BVB Borussia Dortmund. Die medial und in zahlreichen Foren entbrannten Diskussionen, ob ein professioneller Fußballverein einen Sponsoringvertrag mit einem Rüstungskonzern abschließen darf, erscheinen bei genauer Betrachtung scheinheilig.

Borussia Dortmund ist eben nicht mehr lediglich ein Fußballverein. Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (ISIN DE0005493092) ist ein wirtschaftlich agierendes und börsennotiertes Unternehmen. Die Aktien sind seit Juli 2023 im SDAX gelistet. Fans des traditionellen Fußballs – zu denen ich mich grundsätzlich auch zähle – mag dies widerstreben. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das Erreichen des Champions League Finales im laufenden Jahr sowie die Erfolge dieses Jahrtausends in der ursprünglichen Vereinsstruktur realistisch gewesen wären. Der dreijährige Sponsoringvertrag mit Rheinmetall bringt Borussia Dortmund jährlich einen Ertrag im Millionenbereich und ist damit nicht unerheblich für künftige Erfolge.

Bei der öffentlichen Bewertung sollte also beachtet werden, dass die Geschäftsleitung von Borussia Dortmund im Sinne des Unternehmens und seiner Aktionäre zu agieren hat. Das hat sie mit dem Abschluss eines lukrativen Sponsoringvertrages getan. Auch die Reputationsrisiken wurden sicherlich bewertet und für vertretbar erachtet.

Meinungen passen sich an.

Als Rüstungskonzern wird Rheinmetall umstritten bleiben. Doch die Produkte werden künftig für zahlreiche Länder unverzichtbar sein, um sich selbst zu verteidigen. Das sollte bei der Wertung der Zusammenarbeit nicht unterschätzt werden.

Die Zeiten haben sich spätestens seit dem 24. Februar 2022 grundlegend geändert. In der Gesellschaft herrscht laut einer Studie von PWC Deutschland aus dem aktuellen Jahr eine Mehrheit für die Herstellung der deutschen Verteidigungsfähigkeit. Es ist nicht zu leugnen, dass sich die Sicherheitslage in Europa deutlich verschlechtert hat. Das macht andere Abstimmungs-, Meinungs- und Entscheidungsmuster möglich und nötig.

Es kommt selten zu unternehmerischen Entscheidungen, die ausschließlich Zustimmung finden. Soweit diese jedoch auf einer rationalen Abwägung erfolgen, können sie zwar kritisch diskutiert werden, jedoch sollte dabei Maß gehalten werden. Leider macht es in den letzten Jahren Schule, dass Vertreter anderer und vielleicht auch unpopulärer Auffassungen dafür öffentlich zur Schau gestellt und teilweise diskreditiert werden. Die gesellschaftliche Diskussion anzuregen und als Vorreiter einer Zusammenarbeit zu agieren, ist Borussia Dortmund gelungen.

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