Dax sollte Schwächephase glimpflich überstehen - Risiko Zinsanstieg
30.09.2023 | 10:05
FRANKFURT (dpa-AFX) - Gut zwei Monate nach dem Sprung auf ein
Rekordhoch ist der Dax
Die Entwicklung des Dax seit Jahresanfang lässt sich einfach zusammenfassen: Erst stark, dann spürbar nachgelassen. Stand im ersten Quartal noch ein Plus von mehr als zwölf Prozent zu Buche, waren es im zweiten nur noch gut drei Prozent. Seit Ende Juni hat der Dax sogar verloren.
"Im dritten Quartal hat sich gezeigt, dass das Aufwärtspotenzial bei Aktien momentan begrenzt ist", sagt Anlagestratege Ulrich Urbahn von der Privatbank Berenberg. Das liege unter anderem daran, dass sich viele Anleger nach den starken Kursanstiegen im ersten Halbjahr in den Markt haben zwingen lassen. Damit gebe es nun immer weniger Käufer, die bereit seien, auf diesem hohen Niveau einzusteigen.
Noch Ende Juli war die Hoffnung groß, dass mit den jüngsten Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank die jeweiligen Zinsgipfel bald erreicht sein könnten. Doch die Kapitalmarktrenditen stiegen zuletzt trotzdem weiter und signalisierten damit den Glauben der Anleger, dass die Notenbanker den Kampf gegen die stark steigenden Preise noch nicht beendet haben könnten. Derzeit bereitet vor allem der Anstieg der Ölpreise Sorgen, der in vielerlei Hinsicht die gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten dämpfen kann.
Für Aktionäre sind das schlechte Nachrichten, schließlich sind verzinste Anlagen längst wieder zu einer Alternative geworden. Attraktiv sind derzeit neben Anleihen auch traditionelle Sparformen wie Tages- oder Festgeld.
Zudem würgen hohe Zinsen die wirtschaftlichen Aktivitäten ab, weil sie Investitionen, Kredite oder den Wohnungsbau verteuern. Deutschland leidet im europäischen Vergleich besonders unter der aktuellen Lage, da hierzulande auch die überbordende Bürokratie, ein erheblicher Investitionsrückstau und Probleme im Bildungssektor die Konjunktur ausbremsen. So fiel die erhoffte Belebung der Wirtschaft im Frühjahr aus. Zuletzt machte sogar der Begriff vom "Kranken Mann Europas" die Runde, mit dem die britische Zeitschrift "Economist" Deutschland um die Jahrtausendwende bezeichnete.
Doch trotz dieser düsteren Aussichten dürfte der Dax Experten zufolge zum Jahresende hin nicht mehr allzu sehr unter Druck geraten. "Zwar wird die US-Notenbank kurzfristig ihren verbalen Kampf gegen die Preissteigerung fortsetzen, um mit Worten, aber nicht mit Taten die Inflationserwartungen kleinzuhalten", argumentiert Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. "Die positive Nachricht ist jedoch, dass steigende (Kredit-)Zinsen der Inflation Kraft nehmen, was zum Jahresende für wieder abflachende Zinsen und damit höhere Aktienkurse spricht."
Der Berenberg-Fachmann Urbahn hält in den nächsten Monaten einen
moderaten Rücksetzer, gefolgt von einer volatilen Seitwärtsbewegung
für das wahrscheinlichste Szenario. Jüngst hätten zwar die
Wirtschaftsdaten in Europa negativer überrascht als in den USA, doch
dies könnte sich umkehren - nicht zuletzt, weil Europa weniger
Gegenwind von der Währungsseite spüren dürfte. Denn der seit Monaten
schwächelnde Euro
Auch Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen zeigt sich überzeugt, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten bald wieder anziehen könnten. Seiner Meinung nach könnte die jüngste Stabilisierung der Erwartungskomponente des Ifo-Geschäftsklimaindex ein erster Hinweis darauf sein, dass die Konjunkturstimmung ihren Tiefpunkt erreicht hat.
Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank, resümiert: "Wir sehen in der jüngsten Misere nur eine gewöhnliche Korrektur nach einem unerwartet erfolgreichen Börsenjahr. Die Chance auf eine Endjahresrally ist weiterhin mehr als da."/la/ag/tih
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0003 2023-09-30/10:05
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.