Dividenden leisten einen erheblichen Beitrag zur Gesamtrendite von Aktienanlagen. Eine Analyse von Allianz Global Investors verdeutlicht das. Demnach wurden in den letzten 40 Jahren rund 39 Prozent der jährlichen Gesamtrendite des MSCI Europe durch diese Form der Ausschüttung erzielt. Dabei haben sich Dividendenaktien vor allem in Jahrzehnten, in denen die durchschnittlichen Gesamtrenditen am Aktienmarkt unter 10 Prozent pro Jahr lagen, bewährt. Das waren die 1940er, 1960er, 1970er und 2000er Jahre. In Jahrzehnten mit zweistelligen jährlichen Gesamtrenditen spielten sie dagegen eine geringere Rolle (1950er, 1980er, 1990er und 2010er). Grundsätzlich interessant für Anleger:innen ist, dass sich Dividenden stetiger entwickeln als die Gewinne der Unternehmen. Es gibt eine Tendenz, die einmal eingeschlagene Dividendenpolitik beizubehalten und Ausschüttungen eher zu erhöhen als zu senken. Zudem sind die Gewinne wiederum stabiler als die Aktienkurse, die im Vergleich der drei Größen am stärksten schwanken.

Insgesamt waren Dividendenaktien in der Vergangenheit weniger volatil als Aktien von Firmen, die nicht ausschütten. Eine Erklärung könnte sein, dass Unternehmen durch ihre Ausschüttungen signalisieren, die Gewinne dauerhaft über dem Dividendenniveau halten zu können. Dividenden sind auch eine Möglichkeit, den finanziellen Spielraum profitabler Firmen zu begrenzen und eine gewisse Kostendisziplin einzufordern. Manager müssen die  Ausschüttungen von Vornherein einplanen und deshalb knapper kalkulieren. Das reduziert die Gefahr, dass unwirtschaftliche Projekte umgesetzt werden.

Einigen Expert:innen zufolge besteht der Sinn des Aktienbesitzes überhaupt erst darin, an den Gewinnen teilhaben zu können statt nur auf Kursgewinne zu spekulieren. Schließlich besteht der faire Wert einer Aktie in klassischen Modellen aus dem abgezinsten Wert aller künftigen Dividenden. Langfristig ist oft das Wachstum der Ausschüttungen entscheidend. Daraus kann über viele Jahre eine hohe Rendite auf den ursprünglichen Einstandskurs entstehen. Ein Beispiel ist die Aktie der Münchener Rück, für die eine Dividende von 20 Euro angekündigt wurde. Zuletzt entsprach das bei einem Aktienkurs von 590 Euro einer Vorsteuer-Rendite von 3,39 Prozent. Wer die Aktie aber vor 15 Jahren am 1. April 2010 für rund 121 Euro kaufte, erzielt bezogen darauf heute eine Dividendenrendite von etwa 16,5 Prozent. Sowohl Kurs als auch Dividende wuchsen also mit dem Erfolg des Unternehmens bei der Münchener Rück erheblich.

Und das spricht gegen Dividenden

Viele Anleger:innen glauben, dass Aktien mit hoher Dividendenrendite automatisch ein gutes Investment sind. Doch die Ausschüttungen können mitunter zum Problem werden. Etwa dann, wenn die Ausschüttungsquoten sehr hoch sind oder der erzielte Gewinn sogar überschritten wird, also aus der Substanz gezahlt wird. So ist es kein gutes Zeichen, wenn Firmen eigens Kredite aufnehmen, nur um die Kontinuität ihrer Dividende beizubehalten. Zudem können hohe Dividendenrenditen ein Warnsignal dafür sein, dass Unternehmen in Schwierigkeiten stecken. Denn wenn der Aktienkurs sinkt, steigt die erwartete Rendite der Ausschüttung automatisch. Nicht selten folgen später aber Dividendenkürzungen infolge operativer Probleme, die der Kursrutsch schon vorweggenommen hatte. Das gilt vor allem in Krisenzeiten. So kürzten oder strichen Firmen mit jahrzehntelang stabiler Ausschüttung ihre Dividenden in der Finanzkrise 2008/09. Allein die Tatsache, dass ein Unternehmen Dividende zahlt, sollte also kein Grund für ein Investment sein.

Hinzu kommt, dass Anleger:innen mit Aktien ohne Dividendenzahlung manchmal besser fahren. Laut Kapitalmarkttheorie sollte es zwar keinen Unterschied machen, ob Gewinne ausgeschüttet oder einbehalten werden. Junge und schnell wachsende Firmen können aber oft einen Vorteil daraus ziehen, ins eigene Geschäft zu reinvestieren und so Wachstum und Innovation zu fördern. Außerdem investieren viele Anleger:innen überhaupt erst in Aktien, weil das Kapital im Unternehmen besser arbeiten kann als auf dem eigenen Konto. Genau aus diesem Grund schüttet auch Börsenlegende Warren Buffett bei Berkshire Hathaway keine Gewinne aus. Mitunter wird sogar behauptet, dass Unternehmen, die Dividenden ausschütten, die Ideen dafür ausgegangen sind, Kapital gewinnbringend zu reinvestieren. In jedem Fall reduziert sich durch den alleinigen Fokus auf Dividendenaktien aber das Potenzial zur Diversifikation im Portfolio.

Dividendenkalender Österreich

Unternehmen Hauptversammlungs-termin Ex-
Dividendentag 

Dividende 2025

in EUR*

Dividendenrendite

per 02.04.2025**

Andritz 27.03.2025 31.03.2025 2,60 4,95 %
AT&S 03.07.2025 21.07.2025 0,40 3,00 %
BAWAG Group 04.04.2025 08.04.2025 5,50 5,59 %
CA Immobilien 05.05.2025 09.05.2025 0,80 3,51 %
CPI Europe 20.05.2025 - - -
DO & CO 10.07.2025 14.07.2025 1,00 0,68 %
Erste Group Bank 21.05.2025 26.05.2025 3,00 4,69 %
EVN 26.02.2025 03.03.2025   0,90 4,09 %
Lenzing 17.04.2025 -     -
Mayr-Melnhof Karton 30.04.2025 07.05.2025 1,80 2,26 %
OMV 27.05.2025 04.06.2025 3,05 6,39 %
Österreichische Post 09.04.2025  16.04.2025 1,83 5,78 %
Raiffeisen Bank International 26.03.2025 31.03.2025 1,10 4,54 %
Schoeller-Bleckmann 24.04.2025 08.05.2025 1,75 4,95 %
Telekom Austria 03.06.2025 05.06.2025 0,40 4,55 %
Uniqa 02.06.2025 12.06.2025 0,60 6,03 %
Verbund 29.04.2025  06.05.2025 2,80 4,19 %
Vienna Insurance 23.05.2025 26.05.2025 1,55 3,79 %
voestalpine 02.07.2025 10.07.2025 0,70 3,07 %
Wienerberger 16.05.2025 21.05.2025 0,95 3,02 %

Hinweis: *Die in der Tabelle angeführten Dividenden in Euro sind Prognosen für Ausschüttungen in der Zukunft. Sonderdividenden wurden nicht berücksichtigt. Quellen: FactSet Finanzdaten sowie Investor Relations Seiten der Aktiengesellschaften; Stand: 02.04.2025
**Die Berechnung der Dividendenrendite bezieht sich auf die Schlusskurse der Aktien per 02.04.2025. 

Dividendensaison in Europa

Traditionell wird in Europa überwiegend im April und Mai die Jahresdividende gezahlt. In den USA, wo Unternehmen in der Regel quartalsweise ausschütten, ist dagegen fast immer Dividendensaison. Hochrechnungen von Allianz Global Investors zufolge dürften die mehr als 400 Firmen im MSCI Europe Index in diesem Jahr rund 459 Milliarden Euro an ihre Aktionär:innen ausschütten. Das wären 4 Prozent mehr als im Vorjahr, ein neuer Rekord. Dabei dürfte die mittlere Dividendenrendite auf 3,5 Prozent steigen.

Im ATX haben voestalpine und OMV mit über 6 Prozent die höchsten Dividendenrenditen. Die längste Serie erhöhter oder gleichbleibender Ausschüttungen hat Wienerberger mit 15 Jahren, gefolgt von Telekom Austria mit 12 Jahren. Damit fallen beide in die Kategorie der „Contenders“, die Serien von 10 bis 19 Jahren aufweisen. Als besonders zuverlässig gelten Aktien mit einer Serie von mindestens 20 Jahren („Champions“). Der französische Konsumgüterkonzern L'Oreal hält hier mit 42 Jahren den Rekord in Europa, gefolgt vom Schweizer Pharmariesen Roche (38 Jahre). Aktien mit einer kürzeren Serie zwischen 5 und 9 Jahren werden schließlich als „Challengers“ bezeichnet. Doch die Dauer steigender oder gleichbleibender Dividenden ist nicht das einzige Qualitätsmerkmal. Der Börsendienst TraderFox identifiziert anhand von 15 Kriterien den italienischen Energiekonzern Enel, den deutschen Versicherer Allianz und den französische Energieversorger Engie als Top 3 Dividendentitel. Unter den Top 10, des von TraderFox erstellten Rankings, ist auch die Erste Group aus Österreich. Mit knapp 6 Milliarden Euro ist die Allianz der größte deutsche Zahler, gefolgt von der Deutschen Telekom mit rund 4,4 Milliarden. Deutlich niedrigerer sind die Dividenden dagegen im von Krisen gebeutelten deutschen Automobilsektor.

Besonders stark wuchsen die Dividenden aber in anderen Weltregionen. Einen der stärksten Anstiege gab es mit 15,5 Prozent in Japan. Hier wurden Rekorddividenden von umgerechnet 86 Milliarden US-Dollar gezahlt. Ein Blick in die USA offenbart noch ganz andere Größenordnungen. US-Unternehmen zahlten 2024 die Rekordsumme von 651,6 Milliarden US-Dollar. Das waren 8,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Per Ende Februar 2025 gab es im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ 145 Dividenden Champions. Im Gegensatz zu Europa müssen US-Unternehmen jedoch mindestens 25 Jahre aufeinanderfolgend die Dividende erhöhen um in den Club der „Champions“ aufgenommen zu werden. Angeführt werden sie von der American States Water Company, die bereits seit 70 Jahren ihre Dividende steigert. Unter den Top 10 mit der längsten Dividendenkontinuität findet man bekannte Namen wie Procter & Gamble (68 Jahre), Coca-Cola (63 Jahre) oder Johnson & Johnson (62 Jahre). Die Zuverlässigkeit der Ausschüttungen ist in den USA also insgesamt höher als in Europa.

Dividenden Champions

  • Europa
  • USA
Name Datum Kurs Dividende Ex-Tag Stichtag Zahltag
L'Oreal S.A.
FR0000120321
3.4.2025, 17:36 350,90 EUR 7,00 EUR 5.5.2025 6.5.2025 7.5.2025
3.4.2025, 17:31 278,50 CHF 9,70 CHF 27.3.2025 28.3.2025 31.3.2025
Kerry Group PLC
IE0004906560
3.4.2025, 17:35 97,40 EUR 0,89 EUR 10.4.2025 11.4.2025 9.5.2025
3.4.2025, 17:35 4.970,00 GBp 0,25 GBP 12.12.2024 13.12.2024 24.1.2025
Spirax Group PLC
GB00BWFGQN14
3.4.2025, 17:35 5.935,00 GBp 1,18 GBP 24.4.2025 25.4.2025 23.5.2025
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Hinweis: Dividendenzahlungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Dividenden. Sonderdividenden werden in der Tabelle nicht berücksichtigt. Dividendenerträge die mit einem Zahltag in der Zukunft angeführt sind, können sich ändern und sind Schätzungen.
Quelle: Euro Dividend Investing; Stand: 02.04.2025 

Dividenden vs. Aktienrückkäufe

Dabei sind Dividenden längst nicht mehr der einzige Weg, auf dem Anleger:innen in US-Aktien am Gewinn beteiligt werden. Anders als in Europa, wo Ausschüttungen vor allem über Dividenden erfolgen, haben Aktienrückkäufe dort die Oberhand gewonnen. Im letzten Jahr beliefen sie sich auf den Rekordwert von 942,5 Milliarden US-Dollar. Zusammen mit Dividenden flossen Aktionär:innen fast 1,6 Billionen US-Dollar zu. Allein Apple kaufte mit 104,2 Milliarden US-Dollar in nie dagewesenem Umfang zurück.22 Dahinter folgten Alphabet (47 Milliarden) und Meta (40 Milliarden).23 Langsam, aber sicher schwappt der Trend auch nach Europa. So kaufte fast jeder zweite DAX-Konzern eigene Aktien. Das Gesamtvolumen liegt Schätzungen zufolge bei 17 Milliarden Euro.20

Ausblick für Dividendenaktien

Seit der Coronavirus-Pandemie sind die Dividenden in Europa ununterbrochen gestiegen. Die Expert:innen von Allianz Global Investors rechnen damit, dass die Firmen im MSCI Europe ihre Dividenden im Jahr 2026 um weitere 8 Prozent auf insgesamt 496 Milliarden Euro steigern können. Angesichts der jüngsten Turbulenzen müssten Dividendenwerte ihre relative Stabilität also erneut beweisen. Die klassische Alternative wären Staatsanleihen. Allerdings hatten 10-jährige Anleihen mit den besten Ratings in Europa zuletzt nur Renditen von durchschnittlich 2,8 Prozent. Die 3,5-prozentige Dividendenrendite des MSCI Europe könnte also interessant sein. Auch die psychologische Seite spricht für Dividenden. Zum einen werden Anleger:innen durch regelmäßige Ausschüttungen fortlaufend „belohnt“. Deshalb könnte es ihnen in turbulenten Zeiten leichter fallen, an Investments festzuhalten. Außerdem wird die Anlage durch Dividenden greifbarer, da man direkt miterlebt, wie das angelegte Geld „arbeitet“. Diese Faktoren können den Anreiz fördern, langfristig am Ball zu bleiben. Und das ermöglicht nachweislich bessere Renditen als ständiges Hin und Her.

Anlagemöglichkeiten für Dividendenjäger

Ein weiterer Anreiz, langfristig dabei zu bleiben, sind Sparpläne wie der s Aktien Plan. Ab 50 Euro monatlich können sich Anleger:innen einfach und regelmäßig an großen Unternehmen beteiligen, die in der Vergangenheit interessante Dividenden ausschütten konnten – zum Beispiel McDonald`sCoca-Cola, Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Unilever, Allianz oder OMV. Außerdem können Dividendenstrategien mit aktiven Fonds wie dem ERSTE RESPONSIBLE STOCK DIVIDEND umgesetzt werden. Alternativ gibt es auch ETFs, die auf Dividendentitel abzielen.