FRANKFURT (dpa-AFX) - Der SDax hat im Börsenjahr 2022
einen Verlust von 27,35 Prozent erlitten und den Handel mit 11
925,70 Punkten beendet. Hohe Inflation, kräftige Zinserhöhungen der
Notenbanken, der Krieg in der Ukraine und die Belastungen für die
Weltwirtschaft durch die strikte chinesische Corona-Politik
belasteten. China vollzog jüngst aber eine Wende bei den
Corona-Einschränkungen und öffnet sich schrittweise. Zudem gab es
mit Blick auf die Inflation einige Entspannungssignale. Seit dem
Jahrestief bei knapp 10 103 Punkten im Oktober hat sich der
Nebenwerteindex bis zum Jahresende denn auch um 18 Prozent erholt.
Die größten SDax-Gewinner und -Verlierer des Jahres in der
Übersicht:
1. PNE AG +152,66 Prozent - Der auf Windparks
spezialisierte Projektentwickler profitiert von der hohen Nachfrage
nach erneuerbaren Energien und den gestiegenen Energiepreisen. Das
Unternehmen will den operativen Gewinn bis 2027 vervierfachen. Zudem
kündigte die von der US-Investmentbank Morgan Stanley kontrollierte
Photon Management GmbH Ende Oktober an, ihre Beteiligung verkaufen
zu wollen. Auch das lieferte dem Kurs Auftrieb, denn sollte die
Beteiligung an einen Erwerber gehen, müsste dieser ein freiwilliges
öffentliches Übernahmeangebot oder ein Pflichtangebot zum Erwerb
aller übrigen PNE-Anteile abgeben. Das 40-prozentige Anteilspaket
zieht offenbar sowohl das Interesse von Finanzinvestoren als auch
von strategisch interessierten Käufern auf sich, wie die
Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der
Angelegenheit vertraute Personen Anfang Dezember berichtete.
2. SMA Solar +78,84 Prozent - Der
Solartechnikhersteller profitiert ebenfalls vom Boom der
Erneuerbaren Energien. Zudem entspannte sich die lange Zeit
problematische Versorgungslage mit wichtigen Bauteilen zum
Jahresende hin zunehmend. Daher und wegen der starken Auftragslage
hob das Unternehmen die Jahresziele Ende Oktober an.
3. Hensoldt +76,52 Prozent - Der Anstieg der
Wehretats westlicher Länder infolge des Angriffs Russlands auf die
Ukraine treibt die Geschäfte des Rüstungselektronik-Herstellers an.
Erst Mitte Dezember wurde der Radar-Spezialist noch optimistischer.
Für 2023 werde mit ersten Budgeterhöhungen und Aufträgen aus dem
Sondervermögen der Bundeswehr gerechnet, weshalb ein schnelleres
Wachstum des Auftragseingangs und ein Anstieg des Kernumsatzes
erwartet würden, hieß es. Dabei sollte der Auftragseingang bis 2025
schneller wachsen als die Erlöse. Auch über das Jahr 2025 hinaus gab
sich die Hensoldt-Führung zuversichtlich.
68. Flatexdegiro -68,75 Prozent - Nach einer
Versiebenfachung des Kurses von Ende 2018 bis Mitte 2021 drehte er
gen Süden, 2022 ging die Talfahrt weiter. Das vorläufige Ende des
Börsenbooms im Sog des Ukraine-Krieges, der Belastungen der
Weltwirtschaft durch die strikte chinesische Corona-Politik und der
hohen Inflation setzten dem Online-Broker zu. Gerade viele der
jungen Kunden, die während des Corona-Schwungs den Aktienhandel für
sich entdeckt und im Grunde noch keine Negativphase an der Börse
erlebt hatten, wurden wohl vorsichtiger oder drehten der Börse
wieder den Rücken zu. Die Jahresziele musste das Management kappen.
Und dann unterzog auch noch die deutsche Finanzaufsicht Bafin die
Gesellschaft einer Sonderprüfung und stellte dabei Mängel in der
Organisation und der Unternehmensführung fest. Der Broker reagiert
auf die Kritik und erweitert seinen Vorstand. Anleger blieben
verunsichert.
69. Varta -80,31 Prozent - In den wirtschaftlich
unsicheren Zeiten der vergangenen Monate hielten sich Konsumenten
auch beim Kauf von Elektronik wie etwa kabellosen Kopfhörern zurück,
in denen die Lithium-Ionen-Knopfzellen von Varta verbaut werden.
Hinzu kamen die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie, die
den Batteriehersteller im dritten Quartal sogar in die roten Zahlen
gerissen haben. Aber auch Verzögerungen bei Kundenprojekten im
gewöhnlich gewinnträchtigen Geschäft mit Mikrobatterien sowie Sorgen
vor Batteriekonkurrenz etwa bei den AirPods Pro von Apple
belasteten. Das Unternehmen steuert mit Einsparungen gegen. So soll
ein Fabrikneubau für die größere Rundzelle V4Drive für E-Autos erst
nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt werden. Eigentlich war
V4Drive ein großer Hoffnungsträger. Die Folge der Kursverluste: Im
Dezember stieg Varta in den Nebenwerteindex ab.
70. Hypoport -80,94 Prozent - Zwischen Ende 2016 und
Ende 2020 hatte der Aktienkurs des auch auf Immobilienkredite
spezialisierten Finanzdienstleisters - getrieben vom Immobilienboom
im Zinstief - um mehr als 560 Prozent zugelegt. 2021 stagnierte der
Kurs dann aber unter dem Strich schon - bei Investoren kamen
Bedenken in puncto der Folgen einer anziehenden Inflation auf. Die
Europäische Zentralbank reagierte 2022 auf die stark gestiegene
Inflation mit deutlichen Zinserhöhungen. Das macht den Wohnungs- und
Häuserkauf für Interessenten teurer. Gleichzeitig sank die
Bereitschaft, die in der Nullzinsphase stark gestiegenen
Preisvorstellungen von Immobilienverkäufern zu erfüllen. Der private
Immobilienmarkt brach ein und damit auch das
Darlehenvermittlungsgeschäft von Hypoport./mis/la/jha
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