Alles hat ein Ende – außer der Wurst. Um Letztere scheint es derzeit auch beim MSCI World zu gehen. Denn aktuell mehren sich die Berichte mit negativer Tonalität. Der Aktienindex MCSI World hat im Februar und März dieses Jahres knapp acht Prozent seines Wertes verloren. Er hat sich zwar zwischenzeitlich etwas erholt, ist im Gegensatz etwa zu manch europäischem Index aber deutlich abgerutscht. Der Index selbst kann dafür rein gar nichts. Vielmehr zeigt sich gerade jetzt ein Geburtsfehler beziehungsweise eine Fehlkonstruktion, die all jene negativ zu spüren bekommen und bekamen, die glaubten mit dem MSCI World ein ausgewogenes, weltweites Börseninstrument im Depot zu haben.

 

Mehr als zwei Drittel aller Aktien im MSCI World sind US-Titel

 

Richtig ist: Der MSCI World ist ein internationaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von derzeit knapp 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern abbildet. Der US-amerikanische Finanzdienstleister MSCI berechnet ihn seit mehr als 50 Jahren. Doch beim genaueren Blick ins Innere des Index zeigt sich, dass momentan mehr als sieben von zehn der enthaltenen Börsentitel Wertpapiere aus den Vereinigten Staaten sind. Auf Platz zwei beim Länderanteil folgt Japan, mit gerade einmal fünf (!) Prozent.

 

Diese Zahlen zeigen, wie groß die US-Abhängigkeit beim Index inzwischen ist. Nicht nur die Wall Street dominiert die Börsen der Welt; es sind auch die großen US-Tech-Konzerne wie Google, Meta oder Nvidia, die die Kurse im Index treiben. Auch Tesla gehörte bis vor Kurzem in diese Riege. Doch der Absturz der Aktie und manch anderer einstiger US-Highflyer ist beispiellos – und ein Grund für die Schwäche des US-lastigen „Welt“-Index.

 

Bereits in der Vergangenheit gab es starke Rückschläge beim MSCI World

 

Niemand sollte jedoch den Stab über den MSCI World brechen. Der Index hat eine ruhmreiche Geschichte und viele Vorzüge. Und auch schon manch größere Krise überstanden: Während der ersten Ölkrise 1973/1974 – also kurz nach dem Start des Index im Jahr 1970 – verlor er binnen 24 Monaten rund 52 Prozent seines Wertes. Beim großen Börsencrash von 1987 in den USA waren es minus 28 Prozent in nur einem Vierteljahr. Und bei der Finanzkrise 2007 bis 2009 verlor der Index in 16 Monaten rund 48 Prozent an Wert.

 

Dennoch sollten Anlegerinnen und Anleger nicht mit Verweis auf die langfristig stabile Gesundheit und das Rückkehr-Potenzial des Index aktuell so weitermachen wie bisher. Das betrifft besonders wohlhabende Investoren wie Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch alle, die statt monatlicher ETF-Sparpläne größere Summen sicher und rentabel anlegen wollen. Was wir derzeit erleben, ist mehr als ein Rückschlag – es könnte eine echte „Zeitenwende“ sein.

 

Denn die Weltwirtschaft verändert sich fundamental. Die USA entflechten sich zusehends, kappen nicht nur die bisherigen politischen, sondern auch wirtschaftlichen Bande zu Europa und speziell zu Deutschland. Das Augenmerk der US-amerikanischen Politik richtet sich verstärkt auf den fernöstlichen Raum und besonders den neuen großen Konkurrenten China.

 

All das hat unmittelbare und mittelbare Folgen für die Börsen. Selbst die Gefahr einer Rezession und einer Rückkehr der Inflation scheinen die Regierung Trump nicht von ihren Plänen abzuhalten. Ob ihre Strategie am Ende aufgeht, ist fraglich. Vor allem wächst die Gefahr für so manches US-Unternehmen und dessen Umsatz- und Gewinnprognose. Sollten etwa Europas Autobauer vom US-Markt durch Zölle und Co. ferngehalten werden, könnte die EU-Kommission mit wesentlich härteren Bandagen gegen die US-Tech- und Digital-Konzerne reagieren. Die Zukunft ist in volatilen Zeiten kaum vorhersagbar. Auf jeden Fall ist es aber ein Problem, wenn sich Anlegerinnen und Anleger bei ihren privaten Vermögensplanungen sehr einseitig vom Wohl und Wehe eines Landes abhängig machen – und genau das ist derzeit mit dem MSCI World der Fall bei mehr als 70 Prozent US-Anteil.

 

Bleibt die Gretchenfrage nach all der Erkenntnis: Was tun dagegen? Im Grunde geht es darum, die Diversifikation noch weiter voranzutreiben. Viele Anlegerinnen und Anleger glaubten bereits, dass mit der Anlage in einen weltweit streuenden Index mit fast anderthalbtausend einzelnen Titeln erledigt zu haben. Doch der genauere Blick ins Innere von Produkten und Depots ist immer wichtig: Investoren sollten angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA verstärkt andere Märkte, insbesondere Europa, sowie Zukunftsbranchen jenseits der Tech-Industrie und innovative Anlageklassen wie Private Equity und rentenbasierte Produkte in den Fokus rücken. Am Ende ist immer klar: Der richtige Mix entscheidet über langfristigen Erfolg.

 

Über den Autor

Matthias Wolf ist Gründer und Geschäftsführer der unter anderem Namen 2018 gegründeten heutigen Goldpfad GmbH in Bautzen. Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich Goldpfad auf Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem liquiden Privatvermögen ab einer Million Euro spezialisiert und bietet exklusive Anlagelösungen in Aktien und alternative Investments wie Infrastruktur oder Private Equity, um auf diese Weise nachhaltig Werte für einen sicheren Ruhestand zu schaffen.