Zahlreiche US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat haben Bayer in eine schwere Krise gebracht. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmariese weist die Vorwürfe indes zurück und hat die bisherigen Urteile angefochten. Der Rechtsstreit, mit dem das Debakel für den Konzern begann, geht nun in die nächste Runde: Die erste Anhörung vor dem Berufungsgericht findet am Dienstag (18:00 Uhr MESZ) in San Francisco statt. Bayer will den im ersten Glyphosat-Verfahren in den USA erlittenen Schuldspruch dort aufheben lassen. Doch selbst wenn dies gelingen sollte - es gibt etliche weitere US-Klagen.

Der 10. August 2018 war für das deutsche Dax-Unternehmen ein rabenschwarzer Tag: Die Geschworenenjury eines Gerichts in San Francisco urteilte, dass der neuerdings zum Bayer-Konzern gehörende US-Saatguthersteller Monsanto dem Krebs-Opfer Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar (260 Mio Euro) an Schadenersatz zahlen muss. Bayer stand plötzlich mit dem Rücken zur Wand, auch wenn das Gericht die Summe rasch auf 78 Millionen Dollar reduzierte. Das Urteil offenbarte schlagartig, welch hohe Risiken sich der Konzern mit der ohnehin umstrittenen Monsanto-Übernahme aufgeladen hatte.

Kläger Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, hatte Monsantos Unkrautvernichter Roundup für sein tödliches Leiden verantwortlich gemacht und dem nun zu Bayer gehörenden Unternehmen vorgeworfen, die Gefahren verschwiegen zu haben. Die Jury folgte nach einem vierwöchigen Prozess weitgehend der Argumentation der Klägerseite. Für Bayer war es ein Riesenschlamassel, die Leverkusener hatten Monsanto kurz zuvor erst für rund 63 Milliarden Dollar gekauft - und damit auch die Rechtslasten übernommen. Die nahmen nun rasant zu, denn das harsche Urteil rief noch viel mehr Kläger auf den Plan./hbr/DP/zb

 ISIN  DE000BAY0017

AXC0050 2020-06-02/06:10

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