Die im Zuge der Finanzkrise 2008 weltweit erfolgten geldpolitischen Lockerungen der Zentralbanken führten mit den sukzessiven Senkungen der Leitzinssätzen schlussendlich zur gegenwärtigen Ausgangssituation, dass Banken für täglich fällige Spareinlagen de facto keine Zinsen mehr zahlen. Sie können das auch nicht, denn analog dazu wurden auch die für vergebene Kredite fälligen Zinsen gesenkt, was die sogenannte Nettozinsspanne immer weiter verringerte. Die Nettozinsspanne ist der Unterschied in den Zinsen, die Banken für Spareinlagen zahlen und dem, was sie aus Krediten lukrieren. Die Schmälerung dieser Spanne resultiert schlichtweg daraus, dass sich der (im Euroland) aktuell sogar negative Leitzinssatz von -0,4% nur asymmetrisch darauf durchschlägt, denn die Zinsen für Spareinlagen von privaten Haushalten dürfen laut einem OGH-Urteil nicht unter 0% fallen, jene auf Kredite sich jedoch von einer höheren Ausgangsbasis weiter dieser Schwelle annähern. Auch wenn man sein Erspartes für längere Zeit bindet, ist kaum mehr als 0,50% vor KESt an nominellem Zinseinkommen zu erwarten. Berücksichtigt man hier noch eine konservativ ausgewählte Inflationsrate (repräsentiert durch den HVPI) von 1,7% (für Österreich im Jahr 2018) kommt man auf einen realen Kaufkraftverlust von 1,2%. Der Sparer verliert also real Geld mit seinem so sicher geglaubten Sparbuch….

Nullzinsfalle = Verlust für Alle müsste aber nicht sein: Wiewohl 2018 allgemein betrachtet ein überaus schlechtes Jahr für Aktieninvestments war und auch Anleihen (als die beiden Hauptanlageklassen) nicht unbedingt besser waren, konnte trotzdem mit durchdachten und umsichtigen Investments auch inflationsbereinigt Geld verdient werden. Voraussetzung für einen nachhaltigen Investmenterfolg war und ist jedoch, sich etwas Wissen rund um den Kapitalmarkt sowie den bedachten Umgang mit verschiedenen Anlagealternativen anzueignen, auch um hier nicht allzu leicht Opfer diverser Finanzjongleure oder unseriöser Berater zu werden.

Gemäß eines Reports von ING-DiBa 2017 befindet sich Österreich in punkto vorhandenem Finanzwissen europaweit im unteren Mittelfeld, über 45% geben an, „keine Ahnung“ von Finanzen zu haben, 64% sind der Meinung, investieren sei nur was für Profis, knapp 30% haben Angst, ihr Vermögen zu verlieren und über die Hälfte der Befragten meint, sowieso nicht über genügend Mittel für ein Engagement an den Finanzmärkten zu verfügen. Daher wird gemäß des Allianz Global Wealth Reports 2017 bei der Vermögensstruktur in Österreich 41% in Sparbücher veranlagt und nur 36% in Wertpapiere – im Vergleich dazu liegen die Veranlagungen in Finnland und Belgien in Sparbücher bei 30% - Wertpapier bei 49% bzw. 46%. Die durchschnittlichen Nominalerträge von 2012 – 2016 sind daher in Österreich bescheidene 2,6%, in Belgien liegen diese bei 4,7% und Finnland sogar bei 8,0%.

Dabei würde schon etwas Beschäftigung mit dem Kapitalmarkt reichen, um die genannten Gründe ad absurdum zu führen. In einem Interview im März vertritt der Börsechef Christoph Boschan die Meinung, dass Finanzbildung Staatsaufgabe sei und dies in Bildungspläne übernommen werden sollte. Dies kann ich nur unterstützen, denn nicht Detailwissen ist gefragt, sondern grundlegende Unterscheidungsmerkmale verschiedener Anlageklassen wie etwa Aktien, Anleihen oder Investmentfonds, mit dem darauf aufbauenden Verständnis einfacher Termini wie beispielsweise Dividende, Kupon oder auch dem Unterschied zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds. Von Seiten verschiedenster Anbieter gibt es hierzu die unterschiedlichsten Angebote, jedoch sollte eine neutrale Stelle gewählt werden, wie z.B. die Wiener Börse Akademie mit dem Wifi Wien, da hier eine neutrale Darstellung gewährleistet ist und keine produktspezifische Verkaufsveranstaltung stattfindet. Erstmalig findet eine Sommerakademie statt, die eine kompakte Darstellung von verschiedenen Assetklassen umfasst - siehe hier.

Mit einem Basiswissen über Finanzmärkte und fachkundiger Betreuung von wem auch immer können die Ziele besser und nachhaltiger erreicht werden. Veranlagt man einen beliebigen Betrag, beispielsweise 100 Euro am Sparbuch, so würde es bei einem für heutige Verhältnisse durchaus plausiblen Zinssatz von 0,5% ca. 144 Jahre (!) dauern, bis man seinen Einsatz verdoppelt hätte. Mit etwas Finanzwissen an der Hand und der richtigen Beratung kommt man mit Veranlagungen am Kapitalmarkt und ohne allzu hohem Risiko möglicherweise auf eine Verzinsung von 3%, und dann hätte man seinen ursprünglichen Kapitaleinsatz schon in etwa 24 Jahren verdoppelt, jeweils ohne Berücksichtigung der KESt.

In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben soll jedoch auch noch das soeben aufgeworfene Ertrags-/Risikoverhältnis, denn grundsätzlich ist ein höherer Ertrag nur dann zu erwarten, wenn man auch ein höheres Risiko eingeht. Und hier kommt wieder das erworbene Finanzwissen ins Spiel, denn mit relativ einfach zu vermittelnden Kennzahlen wie etwa der sogenannten Sharpe-Ratio kann man die risikobereinigten Renditen der Anlagealternativen besser einschätzen. Dieses wird zwar meist nur beim Vergleich von Fonds als Bewertungskennzahl herangezogen, bietet aber nichtsdestotrotz dem informierten Marktteilnehmer eine gute Orientierungshilfe. Ebenso sollte dem wissenden Anleger sodann unmittelbar einsichtig sein, dass im gegenwärtigen Zinsumfeld beispielsweise eine Anleihe, die eine Verzinsung von 7% verspricht, höchstwahrscheinlich mit einem nicht unbeträchtlichen Risiko einhergeht, genauso wie man bei Aktieninvestments immer einen möglichen den Totalverlust des eingesetzten Kapitals im Hinterkopf haben sollte.

Nicht einfach, aber machbar. Es bleibt also festzuhalten, dass klug getätigte Investments weder unmöglich noch ganz einfach sind, sie erfordern zumindest ein Basiswissen in punkto Finanzwelt und Kapitalmarkt, damit jedoch sind sie für Jederfrau/-mann gangbar und so ihre/m finanziellen Wohlwollen auch nachhaltig zuträglich. 

Den Chart zum Kommentar gibt's hier