Wie geht es nach den jüngsten Bankturbulenzen in den USA und der Schweiz weiter? Droht eine neue Finanzkrise? Wie weit werden die Zinsen noch steigen? Was bedeutet die hohe Inflation für Veranlagungen?

Die gute Nachricht gleich vorweg: Eine Finanzkrise 2.0 ist nicht in Sicht. Zwar wecken die jüngsten Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank in den USA und die Crédit Suisse in der Schweiz Erinnerungen an den Spätsommer 2008, als der Zusammenbruch von Lehman Brothers eine Schockwelle im globalen Finanzsystem ausgelöst und den Auftakt zur schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten gegeben hatte. Doch die aktuelle Situation ist nicht mit 2008 vergleichbar. „Der Bankensektor des Eurogebiets ist widerstandsfähig und verfügt über eine starke Kapital- und Liquiditätsposition“, wie EZB-Chefin Christine Lagarde wiederholt erklärt.

Kalkuliertes Risiko.

Ein – durchaus großer – Wermutstropfen ist allerdings die hohe Inflation. Sie sorgt für Unsicherheit auf den Märkten und hält vor allem die Aktienmärkte in Atem. Fazit: „Anleger auf der Suche nach einem Investment, das auch Rückschläge unbeschadet überstehen kann, orientieren sich jetzt eher an Zinsprodukten bzw. einer Veranlagung mit bedingtem Teilschutz“, so Frank Weingarts, Vorstandsvorsitzender des ZFA.

Insbesondere Zertifikate auf Produkte mit Fixkupon – wie Aktienanleihen - stünden derzeit bei Anlegern hoch im Kurs, wie ZFA-Statistiken zeigen. Diese Papiere zahlen unabhängig von der Kursentwicklung des zugrundeliegenden Basiswerts einen vorab festgelegten Prozentsatz pro Jahr. Ist das Produkt auch noch mit einer Expressfunktion ausgestattet, ist eine vorzeitige Rückzahlung möglich, und Anleger erhalten bereits vorzeitig ihr eingesetztes Kapital zurück.

Bedingter Kapitalschutz mit Barriere.

Das Prinzip: Zu Laufzeitbeginn werden Nennbetrag, Referenzpreis, Kupon und Barriere festgelegt. Der Kupon wird in jedem Fall jährlich ausgeschüttet. Am Laufzeitende erfolgt die Rückzahlung zu 100 Prozent des Nennbetrags, wenn der Basiswert zB. ein Fond bzw. die Aktie auf oder über der Barriere notiert. Ansonsten erfolgt die Rückzahlung entsprechend der tatsächlichen Wertentwicklung oder durch Lieferung der jeweiligen Referenz-Aktie bzw. des Referenz-Fondsanteils. Die Barriere ist bei vielen Produkten mit bedingtem Kapitalschutz eine Marke, die nicht berührt werden sollte, andernfalls wird der bedingte Kapitalschutz ausgelöscht. Diese Produkte lassen zwar hohe Renditen erwarten, können jedoch auch zu einem Totalverlust führen. Eine positive oder jedenfalls nicht negative Meinung zum Basiswert – Aktie, Index, Fonds – sollte bei solchen Produkten jedenfalls vorhanden sein.

Klassische Basiswerte.

Uwe Kolar von der Erste Group richtete in seiner Produktvorstellung den Fokus auf Zertifikate mit „klassischen Basiswerten“ wie etwa die Aktien von Verbund, voestalpine, Österreichische Post oder Siemens. Kolar sprach über Express-Aktienanleihen mit Fixkupon auf die Basiswerte Siemens, voestalpine AG und die Österreichische Post.

Marianne Kögel von Raiffeisen Zertifikate führte die Perspektive jüngerer Anleger ins Treffen. Für diese sei die Situation steigender Zinsen eine völlig neue, da sie in einer Zeit historisch niedriger Zinsen aufgewachsen seien. Allerdings komme jetzt die hohe Inflation ins Spiel. Hier könnten Zertifikate mit einem höheren Kapitalschutzlevel, die eine Mindestrückzahlung am Laufzeitende sicherstellen, attraktiv sein.

Als Beispiel nannte sie Kapitalschutz-Zertifikate auf einen MSCI Climate Index mit 112 Prozent Kapitalschutz und ein Garantie-Zertifikat auf einen Dividenden-Aktienindex mit einer garantierten Rückzahlung von 117 Prozent nach sechs Jahren.

Themenprodukte zur Energiewende.

Heiko Geiger von der Bank Vontobel präsentierte Produkte, die die Energiewende adressieren. Seiner Meinung nach bieten Open-End-Zertifikate, die auf die Themen Windkraft, Solarenergie und Wasserstoff setzen, eine kosteneffiziente und gut diversifizierte Möglichkeit, um in Energieträger-Aktien zu investieren. Weiters hob Geiger CO2-Futures hervor, die nun dank entsprechender Hebelprodukte investierbar gemacht würden. Über Mini-Futures könne hier mit relativ geringem Kapitaleinsatz auf steigende oder fallende Kurse gesetzt werden. 

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 23.05.2023 

Screen 23052023

 

 

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