Wie wirkt sich das auf die Anleihen aus?

Die Märkte reagieren schon im Vorfeld der eigentlichen Zinswende. Daher haben die Renditen in den USA und im Euroraum bereits deutlich zugelegt. Die Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit zum Beispiel wirft jetzt deutlich mehr als ein Prozent ab, nachdem die Rendite im vergangenen Jahr noch unter null lag. Sollte es zu einer Rezession kommen und sollten die Notenbanken vorsichtiger als bisher erwartet die Geldpolitik straffen, dann könnten die Prozentsätze auch wieder etwas sinken. Aber wahrscheinlich dürften sie noch weiter ansteigen, wenn die Notenbanken ungefähr so weitermachen wie erwartet.

Was ändert sich für Sparer?

Zunächst werden mit der Zinswende die Negativzinsen verschwinden - das ist die gute Nachricht. Auf der anderen Seite: Wegen der zurzeit hohen Inflation bleibt den Sparern real gerechnet noch weniger Ertrag als früher.

Wie reagiert der Immobilienmarkt?

Zuletzt waren Häuser und Wohnungen trotz hoher Preise wegen der niedrigen Zinsen gut zu finanzieren. Mit steigenden Zinsen ändert sich das. Auf Dauer dürfte das den Markt zumindest bremsen. Hinzu kommt: Wenn die Renditen in anderen Märkten steigen, sind vielleicht die Investoren nicht mehr bereit, sich mit sehr niedrigen Mietrenditen zufriedenzugeben. Das könnte die Werte der Immobilien ebenfalls unter Druck setzen.

Was bedeutet die Wende für die Aktien?

Wenn die Anleiherenditen steigen, ist das meist schlecht für die Aktien, weil die Anleger dann zum Teil in die als sicherer geltenden Zinspapiere umschichten. Hinzu kommt: Hoch bewertete Aktien, deren Kurse vor allem von Zukunftshoffnungen getrieben werden, verlieren bei steigenden Renditen kalkulatorisch an Wert. Denn die künftigen Erträge werden dann zu einem höheren Prozentsatz abgezinst, also auf den gegenwärtigen Wert umgerechnet. Auf der anderen Seite gelten Aktien gegenüber Anleihen immer noch als attraktiver, weil Inflation auch Umsätze und Gewinne aufbläst. Zuletzt sind aber deutliche Sorgen aufgekommen, die geldpolitische Wende könnte zu Rezessionen führen, unter denen wiederum die Unternehmensgewinne und damit die Aktien leiden würden. Das erklärt die zuletzt schwächere Börse.

Eignen sich Gold oder Bitcoin als Sicherheitspuffer?

Gold gilt als Inflationsschutz. Auf der anderen Seite wirft das Edelmetall keinen laufenden Ertrag ab, deswegen leidet der Preis tendenziell unter steigenden Renditen. Bitcoin und andere Kryptowährungen bringen ebenfalls keine laufenden Erträge. Außerdem gelten sie als hoch spekulativ und knicken daher meist ein, wenn die Anleger vorsichtig werden. Gerade bei Einbrüchen an der Aktienbörse haben sie sich daher bisher nicht als Sicherheitspuffer bewährt.

Welche Auswirkungen spürt die Finanzbranche?

Grundsätzlich sind höhere Zinsen meist gut fürs Zinsgeschäft, weil die Margen zwischen den Sätzen für Kreditnehmer und Sparer etwas wachsen. Die Finanzbranche bilanziert zudem nominal, also weitgehend unabhängig vom inflationsbedingt niedrigen Realzins. Auf der anderen Seite leiden Banken aber je nach geschäftlicher Position unter sinkenden Wertpapierkursen und rückläufigem Börsengeschäft. Außerdem könnte das Geschäft mit Immobilienkrediten gebremst werden. Und wenn die Zinswende zu einer Rezession führt, gibt es mehr Kreditausfälle, und das gesamte Firmenkundengeschäft läuft schlechter. Für Versicherer sind in erster Linie auch die nominalen Renditen ausschlaggebend. Wenn sie steigen, bedeutet das eine wichtige Entlastung bei der Kapitalanlage, weil Versicherer stark auf relativ sichere Anlagen, und damit auf Anleihen, angewiesen sind. Auf der anderen Seite kann es aber auch in den Deckungsstockportfolien durch den Renditeanstieg zunächst zu Kursverlusten kommen.

Was bedeutet die Wende für die Regierungen?

Die Staatshaushalte werden stärker belastet als zuvor. Die Bundesregierung zum Beispiel muss jetzt wieder Zinsen bezahlen, nachdem sie zuvor welche bekommen hat. Auf der anderen Seite: Im Prinzip müssen die Staaten und deren Gläubiger mit realen Größen rechnen, also die - aktuelle oder noch besser die erwartete - Inflation abziehen. Denn bei Inflation sollten die Steuermittel ja auch anschwellen. Hinzu kommt: Viele Staaten haben sich sehr langfristig zu niedrigen Zinsen verschuldet, sodass sich die höheren Prozentsätze erst nach und nach auswirken. Probleme könnten trotzdem hochverschuldete Eurostaaten bekommen. Deren Risikoaufschläge (Spreads), also die Differenz zu den Prozentsätzen zu den als sehr sicher geltenden deutschen Papieren, haben schon deutlich angezogen. Viele Ökonomen sehen aber in dem Punkt zumindest noch keine aktuelle Gefahr.

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Aus dem Börse Express PDF vom 26.07. hier zum Download

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