Bei der geplanten großen Rentenreform in Frankreich strebt die Regierung eine Parlamentsabstimmung vor der Sommerpause 2020 an. Das sagte Premierminister Édouard Philippe am Donnerstag in Paris. Zur Vorbereitung des politisch heiklen Vorhabens sind bis Ende dieses Jahres Gespräche mit Sozialpartnern und Bürgern geplant. Das Projekt gilt als wichtigste Sozialreform in der noch bis 2022 dauernden Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron.

Das neue System soll von 2025 an eingeführt werden und die Zersplitterung in Einzelsysteme für bestimmte Berufsgruppen beenden. Arbeitnehmer sollen auch dazu gebracht werden, länger zu arbeiten.

Aus Protest gegen die Pläne haben Gewerkschaften für diesen Freitag zu einem Streik bei der Pariser Metro aufgerufen. Es werden gravierende Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr der Hauptstadt erwartet - 10 von 16 U-Bahn-Linien sollen nach Angaben des Betreibers RATP komplett stillstehen, auch im Busverkehr dürfte es schwere Störungen geben.

Die Pariser Regierung strebt für die Zukunft ein Rentensystem für alle Berufsgruppen an - mit Rentenpunkten, die Arbeitnehmer im Laufe ihrer Karriere sammeln. "Je mehr von uns Beiträge zum selben System zahlen, desto stärker werden die Solidarität und die Absicherung sein", sagte Philippe. Er argumentierte auch, dass das französische Rentensystem nicht ausreichend an den demografischen Wandel angepasst worden sei. Der Regierungschef versicherte, dass bereits erworbene Rentenansprüche nicht angetastet werden sollten.

Arbeitnehmer können in Frankreich aktuell mit 62 Jahren in Rente gehen. Eine Rente ohne Abzüge gibt es bei einem Renteneintritt vor 67 Jahren aber nur, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Wer 1961 geboren wurde, muss dafür beispielsweise 42 Jahre rentenversichert gewesen sein oder bestimmte Ausnahmekriterien erfüllen./sku/DP/nas

AXC0182 2019-09-12/14:39

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