Sunrise hat einen Gewinnsprung gemacht. Dank des Zustroms an Neukunden steckt der zweitgrößte Telekomkonzern der Schweiz die Gewinnziele nun etwas höher. Zudem geht Sunrise mit Zuversicht an die Übernahme der Liberty-Tochter UPC.

Zwar schrumpfte der Umsatz in den ersten drei Monaten um 2,6 Prozent auf 447 Millionen Franken (395 Millionen Euro). Grund für den Rückgang ist vor allem, dass Sunrise weniger Handys verkauft hat und beim internationalen Handel mit Telefonminuten auf die Bremse getreten ist. Beide Geschäfte werfen nur ganz wenig Gewinn ab, so dass die Auswirkungen auf die Profitabilität marginal blieben. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um gut 27 Prozent auf 175 Millionen Franken.

Dieses satte Plus ist zum einem dem Verkauf von 133 Handyantennenmasten an ein Konsortium unter der Führung der spanischen Cellnex zu verdanken, der über 25 Millionen Franken in die Kasse spülte. Überdies trieb eine Änderung der Rechnungslegungsvorschriften das Betriebsergebnis nach oben. Ohne Mastenverkauf und Rechnungslegungsänderung wäre der Ebitda um 5 Prozent gestiegen.

Denn das operative Geschäft lief rund: Die Dynamik an der Kundenfront habe sich im ersten Quartal 2019 fortgesetzt. Sunrise habe über 43 000 neue Handyabokunden gewonnen. Das sei der größte Nettokundenzuwachs seit 2010 und noch einmal mehr als im bereits sehr starken Vorquartal, erklärte Swantee. Der Bestand an lukrativen Abokunden stieg seit Jahresbeginn um 2,5 Prozent auf 1,77 Millionen. Auf der anderen Seite ging der Aderlass bei den Prepaidkunden weiter, weil diese vermehrt auf Handyabos oder Gratisapps umsteigen würden.

Sunrise konnte beim Geschäft mit Internet, TV und Festnetztelefonie die Zahl der Abonnenten deutlich steigern. Die Bündelangebote seien gefragt. Ebenfalls nach oben ging es bei den Firmenkunden, wo Sunrise den Kioskkonzern Valora und das Universitätsspital Zürich gewann.

Damit hat die Schweizer Nummer zwei deutlich mehr neue Kunden angelockt als die Swisscom. Der Platzhirsch ist seit Jahresbeginn an der Kundenfront nicht vom Fleck gekommen.

Angesichts der starken Dynamik legt Sunrise nun die Latte höher. Im Gesamtjahr soll der bereinigte Betriebsgewinn nun 613 bis 628 Millionen Franken erreichen. Das sind 5 Millionen Franken mehr als bisher erwartet. Am Umsatzziel von 1,86 bis 1,90 Milliarden hält das Unternehmen indes fest.

Auch für die geplante Übernahme von UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken zeigt sich Konzernchef Swantee optimistisch. Mittlerweile habe Sunrise mit der Integrationsplanung angefangen. Und da zeige sich, dass die Synergien mit hoher Wahrscheinlichkeit realisiert werden könnten.

Sunrise verspricht sich von dem Deal Synergien bei Kosten und Investitionen von jährlich 190 Millionen Franken ab dem dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion. Dazu kommen ab dem fünften Jahr nach der Übernahme Ertragssynergien von rund 45 Millionen Franken.

Auch operativ sieht Swantee trotz der erneuten Talfahrt von UPC im Startquartal positive Signale bei der Kabelnetzbetreiberin. UPC habe mittlerweile gut 130 000 Boxen der neuen TV-Plattform bei den Kunden abgesetzt. Zudem habe sich bei UPC der Rückgang des Ebitda verlangsamt. Die UPC-Zahlen seien innerhalb der eigenen Erwartungen ausgefallen oder sogar leicht besser, sagte Sunrise-Finanzchef André Krause.

"Wir haben immer damit gerechnet, dass 2019 der Turnaround von UPC noch nicht geschafft ist", sagte Sunrise-Chef Swantee: "Wir sind überzeugt, dass wir 2020 den Ebitda von UPC stabilisieren können."

Allerdings droht hier Gegenwind. Sunrise-Großaktionär Freenet hatte mehrfach verlauten lassen, bei der für den UPC-Kauf nötigen Kapitalspritze von 4,1 Milliarden Franken nicht mitmachen zu wollen. Über diese Kapitalerhöhung soll im Herbst an einer außerordentlichen Generalversammlung entschieden werden.

Freenet-Chef Christoph Vilanek hat noch nicht entschieden, ob er dafür oder dagegen stimmt, wie er im Gespräch mit der Schweizer Nachrichtenagentur AWP sagte. Zuerst wolle er noch die Sunrise- und UPC-Zahlen des ersten und zweiten Quartals analysieren. Je nachdem, wie diese ausfielen, müsste allenfalls der Kaufpreis nachverhandelt werden, hatte Vilanek erklärt.

Von den UPC-Zahlen des ersten Quartals zeigte er sich am Donnerstag nicht begeistert. "Bei UPC kann ich den Turnaround nicht erkennen", sagte der Freenet-Chef./jb/rw/AWP/fba

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AXC0172 2019-05-16/13:32

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