Temperaturrekorde in Österreich bringen einen Rekordbedarf an Kühlung. 2023 nahm der Absatz an Fernkälte wieder zu. Versorger steigerten ihren Fernkälteabsatz um 8,6 Prozent.

2024 wurde die 30-Grad-Marke in Österreich zum ersten Mal am 7. April geknackt. Dieser frühe Hitzerekord kann ein Indiz dafür sein, wie es beim Fernkälteabsatz heuer weitergeht – wie schon im Vorjahr mit einem weiter ansteigenden Absatz. Mit 204,6 Gigawattstunden (GWh) wurden 2023 um 8,6 Prozent mehr Fernkälte an Kunden geliefert als 2022. 

Überdurchschnittlich warme Phasen

Wie das aktuelle Jahr klimatisch verlaufen wird, wird sich zeigen. 
2023 jedenfalls geht als wärmstes Jahr in die 256-jährigen Messgeschichte Österreichs ein, gleichauf mit 2018: Die erste und relativ kurze Hitzewelle startete im letzten Juni-Drittel und dauerte knapp fünf Tage. Danach stellte sich eine hochsommerliche Phase ein, die bis in den September hineinreichte. Im Juli und August folgte dann jeweils eine Hitzewelle, die mit bis zu 18 Tagen relativ lange andauerte. Die letzte Hitzewelle des vergangenen Jahres begann kurz vor Mitte September und dauerte vier Tage an.  

  • Diese überdurchschnittlich warmen Phasen führten zu einem um 7,1 Prozent höheren Kühlbedarf.
  • Hinzu kommt eine verstärkte Ausbau- und Anschlusstätigkeit der Fernwärmeversorger: Die Gesamtlänge des Fernkältenetzes in Österreich nahm 2023 um knapp 10 Prozent zu und erreichte per 31. Dezember 2023 insgesamt 39,5 Kilometer.
  • Die installierte Fernkälteleistung stieg von 180,3 Megawatt (MW) per 31. Dezember 2022 auf 186,2 MW per 31. Dezember 2023 – das bedeutet einen Leistungszuwachs von 5,9 MW oder 3,3 Prozent.
  • Der gestiegene Kühlenergiebedarf sowie die Ausbauinitiative der Unternehmen führten zu einem kräftig gestiegenen Fernkälteabsatz: Seit 2009 hat sich der Verkauf von Fernkälte auf dem österreichischen Markt jedenfalls von rund 25 GWh auf zuletzt knapp 205 GWh mehr als verachtfacht. 

Vorzeigeobjekt Hotel Sacher 
Kaltes Wasser in historischen Mauern: Ab sofort versorgt die Fernkälte-Zentrale am Stubenring das berühmte Hotel Sacher mit umweltfreundlicher Fernkälte. Durch den Anschluss an das Fernkältenetz spart das Wiener Traditionshotel künftig 70 Tonnen CO2 pro Jahr und wird gleichzeitig mit 1,4 Megawatt Kälteleistung versorgt.  Das entspricht der Leistung von 400 Klimageräten, um die Zimmer und Suiten des Hotel Sacher im Sommer zu kühlen. 
Die Anbindung des Sachers an das Fernkältenetz ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie historische Bausubstanz und moderne Umwelttechnologie gemeinsam funktionieren. Das unterstreicht Wiens führende Rolle in der Implementierung nachhaltiger Energielösungen.  

Linz und Wien als Vorreiter in Europa
Das Fernkältenetz in Österreich wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut: Mit einer Investition von 90 Millionen Euro bis 2027 werden allein in Wien neue Gebäude angeschlossen. 
Derzeit sind in der Bundeshauptstadt rund 200 Gebäude über 30 Kilometer Fernkälteleitungen an das Netz angeschlossen. Bis 2030 soll die Kapazität von derzeit rund 200 Megawatt auf 370 Megawatt Kühlleistung fast verdoppelt werden. Damit könnte dann eine Fläche von 7,3 Quadratkilometern – größer als der Wiener Prater – gekühlt werden. 
Schon heute werden etwa die Universität Wien, das AKH, das Parlament sowie das Rathaus, die Österreichische Nationalbank oder die Wiener Staatsoper mit der umweltfreundlichen Kühltechnologie gekühlt. Dazu kommen mehrere hundert Neubauwohnungen im Nordbahnviertel.
Der steigenden Anzahl an Hitzetagen und dem damit verbundenen Anstieg des Bedarfs an effizienten Klimatisierungs-Lösungen trägt auch die LINZ AG mit der Inbetriebnahme ihrer dritten Fernkälte-Zentrale zur Kälteerzeugung Rechnung. Diese befindet sich im neuen Gebäude der LINZ AG-Tochter LINZ NETZ GmbH. Von der neuen Fernkälte-Zentrale profitiert bereits das WIFI OÖ. Künftig werden noch weitere umliegende Gebäude durch die neue Fernkälte-Zentrale gekühlt. Damit wächst die Anschlussleistung der LINZ AG auf mehr als 20 Megawatt Fernkälte. Das bedeutet eine Steigerung von mehr als 70 Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre.

Über Fernkälte
Fernwärme wird im Sommer ebenso wie im Winter zur Wärmeversorgung und Warmwasseraufbereitung erzeugt und gleichzeitig zur Herstellung der umweltfreundlichen Fernkälte eingesetzt. Dieselben Energiequellen, die für die Erzeugung von Fernwärme benutzt werden, kann man auch als Antriebsenergie für Kältemaschinen verwenden. Sogenannte „Absorptionskältemaschinen“ nutzen Abwärme aus Industrie, KWK-Anlagen oder Abfallverbrennung, die das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Wie bei der Fernwärme, werden die Objekte zentral versorgt (oder auch dezentral, dann wird eine Kältezentrale beim Verbraucher errichtet). Isolierte Rohre transportieren das auf 6 Grad Celsius gekühlte Wasser zum Kunden, mit etwa 16 Grad Celsius fließt es zur neuerlichen Abkühlung wieder zurück.