Am 3. September veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein aktualisiertes Übersichtsdokument zur Impfstoffentwicklung gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Während die meisten von uns darauf hoffen, dass so schnell wie möglich ein sicherer und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, sieht der Investor in uns einmalige Chancen.

Bei voraussichtlich mehr als 10 Euro pro Dosis ergibt sich hier schließlich ein Multi-Milliardenmarkt. Ein paar Dinge sollten wir jedoch wissen, bevor wir uns für eine Impfstoff-Aktie entscheiden.

Impfstoffkandidaten: Wir sind viele

Die Liste der potenziellen Impfstoffe, die uns immun gegen das COVID-19 auslösende Virus machen sollen, wird immer länger. In der jüngsten Übersicht listet die WHO Informationen zu rund 150 Stück auf. Davon befinden sich 34 bereits in klinischen Studien, was bedeutet, dass eine Gruppe von gesunden Menschen unter kontrollierten Bedingungen geimpft wird. In den folgenden Wochen und Monaten werden dann Erkenntnisse darüber gewonnen, ob grundsätzlich ein gewünschter Effekt eintritt und Mindestanforderungen an die Sicherheit gegeben sind.

Über drei Phasen hinweg werden die Gruppen immer größer und vielfältiger. In Phase 2 wird zudem versucht, die optimale Dosierung herauszufinden und sicherzustellen, dass es mehr bringt als ein Placebo. Anschließend wird in Phase 3 umfassender geprüft, welche Risiken beim Einsatz unter verschiedenen Szenarien bestehen.

Es ist ein langer Weg bis zur Marktreife. Doch es lockt eine große Belohnung. Auf die Gewinner kommt ein Umsatzpotenzial in der Größenordnung von 100 Mrd. Euro zu, soweit es gelingt, die Weltbevölkerung davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen. Und das würde sich nur auf die erste Runde beziehen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass täglich etwa 385.000 Geburten stattfinden. Das summiert sich auf eine Milliarden Menschen über den Zeitraum von sieben Jahren.

Wenn man dann noch an die Auffrischungen denkt, die möglicherweise häufiger erforderlich sind als bei den klassischen Impfungen, die meist viele Jahre halten, denn ergibt sich auch nach der für 2021 geplanten Kampagne noch ein einkömmliches Geschäft für die Lieferanten.

Impfstofftypen: Die Unterschiede sind groß

Deshalb konzentrieren sich die meisten Beobachter darauf, welcher Impfstoff als Erstes verfügbar sein wird. Ob der erste jedoch tatsächlich das größte Geschäft machen wird, ist noch längst nicht sicher.

Russland behauptet, mit „Sputnik-V“ bereits gewonnen zu haben. Das dafür verantwortliche mikrobiologische Forschungsinstitut Gamaleya aus Moskau hat bereits eine inländische Zulassung. Es führt allerdings parallel die für die internationale Anerkennung notwendige Phase-3-Studie durch, genauso wie sieben weitere Kandidaten.

Darunter sind Impfstoff-Aktien wie Sinovac Biotech (WKN: 789125) aus China, Moderna (WKN: A2N9D9) aus den USA und BioNTech (WKN: A2PSR2) aus Deutschland. In vielen Fällen bilden sich Konsortien, um das Hochfahren der Produktion und das internationale Ausrollen gemeinsam zu stemmen. Beim aussichtsreichen Kandidaten der Universität von Oxford hat sich beispielsweise AstraZeneca (WKN: 886455) angehängt, während Pfizer (WKN: 852009) die Anstrengungen von BioNTech unterstützt.

Die WHO-Übersicht zeigt auf, dass große Unterschiede zwischen den einzelnen Kandidaten bestehen:

Anzahl der Dosierungen

Beim Oxford-Impfstoff soll eine einmalige Verabreichung genügen, während BioNTech, CureVac (WKN: A2P71U) und viele andere davon ausgehen, dass einige Wochen später eine zweite Dosis gespritzt werden muss. Der Unterschied kann erfolgsentscheidend sein, weil es erfahrungsgemäß häufig schwierig ist, Menschen in der Breite dazu zu bewegen, pünktlich nach 21 oder 28 Tagen zurückzukommen zur Impfstation.

Formen der Verabreichung

Niemand mag Spritzen, weder in den Muskel noch in die Haut oder irgendwo dazwischen. Schluckimpfungen oder die Aufnahme über die Nase sind deutlich beliebter. Alle Kandidaten, die sich aktuell in klinischen Studien befinden, müssen jedoch gespritzt werden.

Das bedeutet, dass Rivalen aus der zweiten Reihe noch Chancen haben, sich in diesem Punkt positiv zu differenzieren. Tatsächlich gibt es mehrere präklinische Kandidaten, für die eine nasale oder orale Verabreichung vorgesehen ist.

Kühlungsanforderungen

Es ist eine große logistische Herausforderung, Impfstoffe von Produktionsstandorten zu den weitverstreuten Impfstationen in aller Welt zu bringen und dabei kontinuierlich in einer engen Temperaturspanne zu kühlen. Zwar soll die Herstellung dezentralisiert werden, doch viele Orte werden trotzdem Tausende Kilometer entfernt sein – manche davon in der heißen Steppe oder im feuchtwarmen Regenwald.

Impfstoffe, die Extra-Tiefkühlung benötigen, sind daher nur bedingt für das weltweite Ausrollen geeignet. Vor allem RNA-Impfstoffe, wie sie CureVac, Moderna und BioNTech vorantreiben, benötigen angeblich bis zu 80 Grad Minus, um die Stabilität zu gewährleisten. Auch hier kann sich die Konkurrenz Wettbewerbsvorteile erarbeiten, indem sie robustere Alternativen mit geringeren Anforderungen entwickelt.

Impfstoffhersteller: Es kann mehrere Gewinner geben

Die hastige Genehmigung von Sputnik-V in Russland war ein PR-Coup. Doch wer am Ende das größte Stück vom Kuchen abbekommen wird, ist noch lange nicht absehbar. CureVac-Investor Dietmar Hopp ist sich zwar völlig im Klaren darüber, dass sein Unternehmen etwas später bereit sein wird. Dennoch gibt er sich Anfang September im „Handelsblatt“-Interview zuversichtlich, das Qualitätsrennen gewinnen zu können.

Letztlich wird von vielfältigen Faktoren abhängen, welcher Impfstoff wo zum Einsatz kommt, darunter das Klima, der Produktionsstandort, praktische Aspekte, politische Überlegungen und der Preis. Unter diesen Bedingungen haben viele Impfstoffentwickler Chancen. Die wichtigste Voraussetzung bleibt aber natürlich, dass sie die Sicherheit und Wirksamkeit belegen können. Schließlich gibt es immer wieder Expertenstimmen, die Zweifel daran äußern, dass auch nur ein einziger der 150 Kandidaten letztlich Erfolg haben wird.

Wenn wir hingegen optimistisch bleiben, dann bieten sich nicht nur bei den Impfstoff-Aktien Chancen, sondern auch bei allem drumherum, wie etwa Verbrauchsmaterialien, passenden Produktionsanlagen und Kühlinfrastruktur.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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