Die wichtigen Notenbanken, allen voran die Fed, sind dabei, ihre Unterstützung zu verringern. Seit Monaten sind die Entwicklungen an den Finanzmärkten von diesem Einflussfaktor geprägt. Schwächere Aktienmärkte, höhere Spreads, Verwerfungen in Emerging-Markets-Assets und ein stärkerer US-Dollar sind die Entzugserscheinungen nach Jahren einer allzu expansiven Geldpolitik. Zugegeben, es gibt auch andere Themen: Brexit, Italien, Handelskrieg. Die Auswirkungen dieser politischen Einflüsse sind zweifellos vorhanden und sollen hier nicht kleingeredet werden. In den Jahren des billigen Geldes gab es aber auch immer wieder politische Querelen, die für kurzfristige Volatilität gesorgt haben. Unter dem Strich war die reichlich vorhandene Liquidität jedoch der wichtigere Faktor, der die Aktien- und Anleihekurse nach oben getrieben hat. Und dieser Faktor wird immer schwächer. Also hat der US Präsident Recht, wenn er sich über den von ihm selbst ernannten Notenbankchef beklagt? Ja und nein. Ja, weil ein Zinsanhebungszyklus früher oder später Spuren in der Realwirtschaft und an den Finanzmärkten hinterlässt. Nein, weil es nun einmal die Aufgabe der Notenbank ist, die Risiken für Konjunktur und Inflation in Balance zu halten. Die Konjunktur präsentiert sich in den USA aktuell bombenfest und wenn die Notenbank nicht reagiert, droht mittelfristig eine Überhitzung. Überdies geht die Fed ohnehin so langsam vor wie nie zuvor. Und sollte in den nächsten Jahren schließlich ein Abschwung drohen, hat die Fed wenigstens wieder Munition um gegenzusteuern. Insofern sind weitere Zinsanhebungen zu erwarten, die nächste schon im Dezember. Das bedeutet für die Finanzmärkte, dass die Entwicklungen selektiver werden. Die Zeit der undifferenzierten Anstiege ist vorbei. Das bedeutet allerdings nicht, dass es in dieser Phase keine Chancen an den Märkten mehr geben wird. Aktuell ist eine solche Chance gekommen. Die Korrektur der letzten Wochen neigt sich dem Ende zu, eine Aufstockung der Aktienquote ist angezeigt.

Staatsanleihen: Notenbanken bestimmen Kurs

Während die US-Notenbank Fed im September ihr Leitzins-Zielband um 25 Basispunkte auf 2,25 % angehoben hat, beließ die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Oktober ihren Leitzins bei 0 %. Gleichzeitig betonte EZB-Präsident Draghi abermals, dass der Leitzins über den Sommer 2019 hinaus auf dem aktuellen Niveau verharren sollte. In der Eurozone präsentierten sich Makrodaten zuletzt moderat schwächer, während US-Konjunkturdaten stark ausgefallen sind. Wir bleiben bei Euro Staatsanleihen vorsichtig, erwarten weiter eine flachere US-Zinskurve und gehen davon aus, dass der Interkonti-Spread ansteigt.

EUR-Unternehmensanleihen: Risikoprämien sind gestiegen

Im Rahmen des Abverkaufs an den Aktienmärkten sind im Oktober auch die Risikoprämien von Unternehmensanleihen gestiegen. Diese Entwicklung ist unserer Meinung nach einer Verschlechterung der Stimmung geschuldet, die u.a. von diversen negativen Gewinnrevisionen getrieben wird. Wir sind bevorzugen innerhalb dieser Assetklasse derzeit Bankanleihen (inkl. Covered Bonds) stärker als Non-Financials. Innerhalb der Non-Financials setzen wir vergleichsweise stark auf High Yields und Crossover-Anleihen 

Emerging-Markets-Anleihen: Trump kündigt „großartigen Deal“ mit China an

Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte sich demnächst entspannen. Denn US-Präsident Trump gab Ende Oktober bekannt, dass er mit China einen "großartigen Deal" machen möchte. Die Spirale gegenseitiger Zölle könnte damit beendet werden. Gleichzeitig drohte der US-Präsident damit, dass er im Falle eines "No-Deals" praktisch alle verbleibenden chinesischen Produkte mit Zöllen belegen werde.

Entwickelte Aktienmärkte: Kurserholung in den nächsten Wochen möglich

Die entwickelten Aktienmärkte mussten im Oktober deutliche Kursrückschläge verbuchen. Ein Mix aus verschiedenen Themen (Zinsanhebungen/steigende Zinsen in den USA, schwächere Konjunkturdaten, vereinzelte Gewinnwarnungen und das Dauerthema Handelskonflikt) belastete die Stimmung. Kurzfristig erscheinen uns auf Basis verschiedener technischer Signale die Märkte bereits überverkauft und wir setzen daher auf eine Kurserholung in den nächsten Wochen. Allerdings sehen wir in der Liquiditätsrückführung der Notenbanken einen Faktor der das Aufwärtspotenzial mittelfristig beschränkt. 

Aktienmärkte Schwellenländer: derzeit keine Erholung abzusehen

Weiterhin ist keine Erholung bei Emerging-Markets-Aktien abzusehen. Der Handelskonflikt findet immer mehr seinen Niederschlag auch in den harten Zahlen und zieht mit den Gewinnerwartungen die Aktienkurse nach unten. In den letzten Tagen hat sich zudem die Stimmung gegenüber US-Aktien eingetrübt. Langfristig handelt es sich aufgrund der Bewertungen um eine sehr interessante Assetklasse, kurzfristig sind die Risiken nach wie vor erheblich (politische Unsicherheiten, Sentiment usw.).

Rohstoffe: Edelmetalle profitieren von „Flucht in sichere Häfen“

Energierohstoffe und Industriemetalle präsentierten sich in den letzten Wochen deutlich schwächer, während Edelmetallpreise von einer gewissen "Flucht in sichere Häfen" profitieren konnten. Die Positionierung der Investoren ist aktuell bereits sehr negativ, kurzfristig sehen wir aber keine klaren Signale für eine Positionierung in diesem Bereich. Aufgrund einer angespannteren Angebots-/Nachfragesituation und einer attraktiveren Kurvenstruktur (backwardation) sehen wir für die Assetklasse mittelfristig weiterhin eine positive Kursentwicklung.