Einmal mehr zeigt sich, dass Anleger niemals zu früh die Flinte ins Korn werfen sollen. Ende 2018 war an der Börse noch kein Land in Sicht. Doch binnen zwei Monaten wurden in praktisch allen Regionen die starken Kursverluste des Dezembers wieder aufgeholt. Wir als Zürcher Kantonalbank Österreich raten Anlegern prinzipiell, ihre Strategie auf Dauer konsequent und diszipliniert umzusetzen. Das richtige Markt-Timing zu finden und kurzfristig im günstigsten Moment ein- oder auszusteigen, ist denkbar schwierig. Die meisten Anleger schmälern durch häufiges Herumreißen des Steuers die Performance ihres Depots markant. Besser ist es, weiter in der Spur zu bleiben, auch wenn die Fahrt mitunter holprig ist. Die von Zeit zu Zeit aufkeimende Volatilität muss man in Kauf nehmen. Die aktuelle Situation zeigt außerdem einen der Vorteile auf, die Anleger genießen, wenn sie bei der Vermögensverwaltung auf Profis setzen. Diese treffen die jeweiligen Anlageentscheidungen aufgrund der aktuellen Faktenlage und versuchen die emotionalen Einflüsse weitgehend zu vermeiden.

Wir setzen trotz der verbesserten Stimmung – unter anderem in Folge positiver Signale aus den Verhandlungen im Zuge des Handelskonflikts zwischen den USA und China – auf eine neutrale Aktienposition. Insgesamt empfehlen wir im vorherrschenden Umfeld eine ausgewogene Balance von Aktien und Anleihen. Da die Kurse zuletzt bereits einen großen Sprung nach oben gemacht haben, ist die Gefahr von Gewinnmitnahmen kurzfristig angestiegen. Wir nehmen daher in puncto Aktien eine neutrale Position ein und gewichten diese trotz der verbesserten Stimmung am Markt nicht stärker.

Auf der Anleihenseite zeigt sich unterdessen ein differenziertes Bild. Investoren haben zuletzt risikoreichen Segmenten den Vorzug gegeben, während die Renditen der sicheren Staatsanleihen noch immer auf sehr tiefem Niveau verharren. Das aktuelle Renditeniveau bei sicheren Staatsanleihen ist aktuell wenig attraktiv.

Schwaches Europa, Wachstumslokomotive USA verliert an Fahrt. Wenngleich weltweit eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu beobachten ist, erwarten wir nach wie vor keine baldige Rezession. In Europa korrigieren wir unsere Wachstumsprognose für dieses Jahr aufgrund wiederholt enttäuschender Konjunkturdaten aus allen Wirtschaftsbereichen und schwacher Vorlaufindikatoren von 1,3 auf 1,0 Prozent nach unten. In den USA fielen die Konjunktursignale widersprüchlich aus. Die Detailhandelsumsätze waren teilweise enttäuschend und die Industrieproduktion rückläufig. Der Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten tat dies keinen Abbruch. Kräftiges Beschäftigungswachstum und die höchsten Reallohnzuwächse seit zwei Jahren sprechen aber weiter für ein solides Wachstum.

Auch die Schwellenländer geraten mehr und mehr in den Sog des verlangsamten Wirtschaftswachstums. Sie sind heute jedoch besser für derartige Situationen gerüstet als früher, da ihre Währungen mit einigen Ausnahmen krisenresistenter geworden sind. Früher waren im Falle einer Wachstumsverlangsamung häufig Zinserhöhungen die Folge, da die Risikoprämie aufgrund der hohen Leistungsbilanzdefizite stieg, die einheimische Währung abgewertet wurde und die Inflation anzog. Da sich die Schuldenlast in vielen Schwellenländern in den letzten Jahren verringert hat, neigen diese Währungen mit einigen Ausnahmen mittlerweile weniger zur Schwäche.