BÖRSE EXPRESS: Was erwartet Anleger, die in Ecoduna investieren?

JOHANN BINDER: Ein spannendes Nachhaltigkeits-Thema. Und: das Thema Algen bekommt durch eine zunehmende Akzeptanz in der Industrie eine extreme Dynamik – von Nahrungsmittelergänzungs- und Lebensmittel bis hin zur Kosmetik.

Wir kommen jetzt aus der Forschung und Entwicklung in die industrielle Anwendung. Es ist eine Gelegenheit, bei dieser Reise dabei zu sein. Mit einem Rohstoff, der nachhaltig produziert wird und in der Zukunft beim Thema Welternährung eine Rolle spielen wird.

 

BÖRSE EXPRESS: Ihre Algenproduktionsanlage wurde im März 2018 eröffnet – wie weit ist man auf der Reise zur industriellen Anwendung?

JOHANN BINDER: Die Anlage produziert und läuft stabil. Bis diese mit voller Kapazität läuft, haben wir aber noch einen Weg zu gehen. Wir sind gut am Weg, wenngleich die Anlaufphase etwas länger gedauert hat, als erwartet wurde – da waren wir vielleicht etwas zu überambitioniert. Aber wir haben eine Anlage, die es weltweit in ­dieser Form so nicht gibt. Klar, dass es da Kinderkrankheiten gibt, die wir aber der Reihe nach behoben haben.

 

BÖRSE EXPRESS: Bei welcher Kapazitätsauslastung liegen Sie aktuell?

JOHANN BINDER: In den nächsten zwölf Monaten möchten wir bei etwa 50 Prozent sein, das wären in etwa 50 Tonnen.

 

BÖRSE EXPRESS: Und heuer?

JOHANN BINDER: Das Jahr werden wir knapp unter 20 Tonnen schaffen.

 

BÖRSE EXPRESS: Was produziert diese Anlage derzeit eigentlich?

HANNES BINDER: Getrocknetes Algenpulver, das so als Rohstoff auch bereits einsetzbar ist.

 

BÖRSE EXPRESS: Rohstoff klingt nach Commodity, heißt Preisdruck…

JOHANN BINDER: Es ist kein Commodity. Wir liefern durch unsere Technologie eine Qualität, die wir einzigartig produzieren können. Wir produzieren aus Wasser, Licht und CO2 – eine vollkommen schadstofffreie Produktion. Der Rohstoff ist daher hochwertig.

 

BÖRSE EXPRESS: Was sind Einsatzgebiete des Rohstoffs?

JOHANN BINDER: Von der Farbgebung in der Lebensmittelindustrie bis hin, ein Lebensmittel funktional aufzuwerten.

Algenpulver ist eine Bombe an Nährstoffen: mehr als 50 Prozent Eiweiß, Mineralstoffe und hohe Konzentration an Vitaminen – damit kann man Lebensmittel aufwerten. Das Produkt ist kein Commodity, sondern eine Spezialität, mit dem entsprechenden Preis.

 

BÖRSE EXPRESS: Wenn kein Commodity, müsste es attraktive Margen geben – womit ist hier zu rechnen?

JOHANN BINDER: Ich rechne mit einem Faktor 2,5 bis 3,0 – im Mix aller Produkte die wir planen, rechne ich mit einem Preis von 100 Euro je Kilogramm.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie sprechen die geplanten zusätzlichen Produkte an: Kommen diese, da es beim Absatz des normalen Rohstoffs bei Vollauslastung Probleme geben könnte, oder werden diese aus Margenüberlegungen geplant?

JOHANN BINDER: Zweiteres

 

BÖRSE EXPRESS: Welcher Kilopreis lässt sich dann aktuell in etwa am Markt erzielen?

JOHANN BINDER: Je nach Qualität und Quantität in etwa 50 bis 60 Euro als Rohstoff für die Industrie.

 

BÖRSE EXPRESS: Wird auf diesen Spezialprodukten eigentlich Ecoduna drauf‘ stehen, oder nur Inside sein.

JOHANN BINDER: Wir verkaufen auch an andere Verarbeiter von Algenprodukten, die das ‘Ecoduna inside’ promoten. Es geht hier darum, den Markt zu entwickeln.

Sonst werden wir die Eigenmarke „ecoduna plus’ mit starkem Fokus in der DACH-Region vermarkten.

 

BÖRSE EXPRESS: Vertriebskanäle sind…?

JOHANN BINDER: Natürlich unser Webshop, dazu Apotheken und Naturkostläden bis hin zu Fitness-Center und Wellness-Einrichtungen.

 

BÖRSE EXPRESS: Drogerieketten haben Sie jetzt nicht erwähnt – weil Ecoduna noch zu klein für solche Mengen ist, oder hat das Marken- und damit Margen-Gründe?

JOHANN BINDER: Es geht darum, die Premium-Marke Ecoduna plus mit einem Premium-Produkt zu positionieren. Das wird uns die nächsten 2 bis 3 Jahre beschäftigen. Danach können wir überlegen, den Absatzraum geografisch zu vergrößern, das muss dann aber nicht zwingend unter der Marke Ecoduna sein.

Den Lebensmitteleinzel- und Drogeriefachhandel versuchen wir mit anderen Verpackungseinheiten zu bedienen. Im Herbst erwarte ich hier ein erstes Listing.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie holen sich jetzt ungefähr 4,5 Millionen Euro. Für den beschriebenen Weg wird das wahrscheinlich nicht ausreichend sein. Wieviel wird man noch brauchen?

JOHANN BINDER: Wir werden mit der Runde über 4,5 Millionen Euro ein ordentliches Stück weiterkommen – ich rechne zwar noch mit einer weiteren Runde, deren Größenordnung kann ich aber noch nicht sagen.

Ziel ist, 2021 operativ den Break-even zu erreichen – die Kapitalrunde wird uns ein gutes Stück dahintragen.

 

BÖRSE EXPRESS: Wenn Sie sagen 2021 operativ im Plus – das habe ich von Ihrem Vorgänger ziemlich genau vor einem Jahr für eben dieses Jahr gehört. Geworden ist es dann ein Minus von 1,5 Millionen. Gibt’s im Zuge der aktuellen Finanzierungsrunde Fragen bestehender Aktionäre dazu?

JOHANN BINDER: Die Verschiebungen des Ziels basierte auf einer zu optimistischen Annahme, ab wann und wieviel produziert werden kann. Das hat sich dann anders dargestellt, was uns zurückgesetzt hat. Die Zeit ist aber nicht wirklich verloren, sie wurde genutzt um die technische Prozesse zu optimieren und die neuen Nahrungsergänzungsmittel unter Eigenmarke zu entwickeln.

 

BÖRSE EXPRESS: Heißt, Sie würden aus heutiger Sicht keine weiteren a.o. Abschreibungen wie in 2018 sehen, die sich auf rund 3,4 Millionen Euro beliefen und das Gesamtergebnis auf minus 4,8 Millionen drückten?

JOHANN BINDER: Das kann ich nicht ausschließen, da wir heuer noch kein operatives Plus erzielt werden.

 

BÖRSE EXPRESS: Ich fasse kurz zusammen: 2021 wollen Sie das operative Plus haben. Zu diesem Zeitpunkt wird in etwa mit einer Vollauslastung der aktuellen Produktionskapazitäten gerechnet. Das wäre ein Hektar. Es gab Pläne, und die entsprechenden Grundstücke etc. haben Sie bereits, auf insgesamt 3 Hektar aufzustocken – stehen diese noch?

JOHANN BINDER: Das Thema 3 Hektar steht, im Zeitfenster 21/22 ist ein zweiter oder auch dritter Hektar möglich, hier müssen wir den Vorlauf von Errichtung bis Produktionsbeginn einkalkulieren. 2021/22 kann eine Erweiterung ins Auge gefasst werden. Eine Realisierung wäre dann in 2022/23 zu erwarten.

 

BÖRSE EXPRESS: Es ist zumeist günstiger, etwas Bestehendes zu erweitern, als neu aufzubauen. Mit welchen Kosten sind bei den Kapazitätserweiterungen zu rechnen.

JOHANN BINDER: Bei der Erstinvestition waren es 18 Millionen Euro – aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass dann jeder zusätzliche Hektar 10 bis 12 Millionen kosten wird.

 

BÖRSE EXPRESS: Wie kommen Sie auf den Preis von 7,7 Euro je Aktie bei dieser Finanzierungsrunde, der gleiche, wie bei der letzten Kapitalerhöhung vor einem Jahr.

JOHANN BINDER: Wir haben uns dabei auch an der Kursentwicklung der Aktie in unserem Traderoom orientiert und den positiven Zukunftsaussichten.

 

BÖRSE EXPRESS: Kommen Ihre Aktionäre – ähnlich wie bei WEB Windenergie, die ähnlich wie Sie eigene Aktien abseits der Börse anbietet – zu einem großen Teil aus der direkten Umgebung?

JOHANN BINDER: Unsere Aktionärsstruktur ist regional sehr verankert, aber zusehends wird diese breiter.

 

BÖRSE EXPRESS: Wie sieht Ihre Aktionärsstruktur aus?

JOHANN BINDER: Knapp 730 Einzelaktionäre – mit keinem strategischen Kernaktionär. Es gibt ein Stimmsyndikat, welches etwa 44 Prozent der Aktien vereint und damit Stabilität gewährt.

 

BÖRSE EXPRESS: Ein weiter Blick nach vorne: Planen Sie mit Ecoduna ein Wachstumsunternehmen zu bleiben, oder soll nach dem dritten Hektar so etwas wie eine Erntephase und damit Dividendenzahlungen kommen?

JOHANN BINDER: Wenn wir die drei Hektar haben: die Technologie ist patentiert, das Betriebs-Know-how ist Gold wert. Ziel ist, dieses später auch zu verwerten. Heißt, durch Lizenzverträge oder Partnerschaften international zu wachsen – und dann nicht mehr durch große Eigeninvestitionen. Das wäre für die Dividendenseite dann natürlich spannend.

 

BÖRSE EXPRESS: Ich vereinfache es jetzt ein wenig: Jetzt produzieren Sie mit übers Jahr gerechneter 30 prozentiger Kapazitätsauslastung Algenpulver, das per se in die Industrie gehen wird und Teile der Wirkstoffe als Art Nahrungsmittelergänzungszusatzprodukte in die Breite gehen soll. Dazu gibt es Spezialprodukte ecoduna plus in der höherpreisigen Apotheke. Dazu wird die Kapazität auf dem einen Hektar kontinuierlich nach oben gefahren und 2021 so in etwa beginnt der nächste Kapazitätsaufbau – dann kommt das Auslizenzieren der Technologie. War’s das so in etwa?

JOHANN BINDER: Zwischen dem Heute und dem zukünftigen Auslizenzieren der Technologie passiert noch das Thema Omega 3-Fettsäure. Diese werden derzeit vor allem aus Fisch gewonnen. Die Omega-3 Fettsäuren werden allerdings vom Fisch großteils nicht selbst produziert, sondern über die Nahrung aufgenommen. Am Anfang dieser Nahrungskette stehen Algen, die man deshalb durchaus als Hauptproduzent der Omega-3 Fettsäuren bezeichnen kann. Vor allem die zunehmende Überfischung der Weltmeere und die Schwermetallrückstände im Fischöl machen Algen zu einer besonders sinnvollen und nachhaltigen Alternative.

Wir haben einen Algenstamm isoliert, mit der wir eine Omega -3-Fettsäure in hoher Konzentration herstellen können. Da es sich hierbei um einen neuen Algenstamm handelt, ist der Zulassungsprozess dafür in der Europäischen Union sehr aufwendig. Ich gehe davon aus, dass wir Ende des Jahres die Zulassungspapiere bei der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA (European Food Safety Authority) einreichen können und Anfang 2021 die Zulassung bekommen. Dann können wir mit dem Produkt live in den Markt gehen. Das ist für die Ecoduna ein wichtiger Meilenstein. 

 

Ecoduna bietet an drei Infoabenden die Möglichkeit, sich ­direkt vor Ort über das Projekt und die Kapitalerhöhung (in Eigenregie) zu informieren.

• Freitag 20.09., 15:00 Uhr

• Mittwoch 02.10., 17:00 Uhr

• Montag 21.10., 17:00 Uhr

ecoduna, Eco-Plus Park 1. Straße 8, 2460 Bruck/Leitha

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