In letzter Zeit hat es einigen Wirbel um Thyssen-Krupp (WKN: 750000) und dessen Aufzugsparte gegeben. Dabei gibt es im Markt der Aufzugshersteller auch noch weitere interessante Firmen. Zwei davon sind an der Börse gelistet und könnten einen genaueren Blick wert sein. Die Rede ist von Kone (WKN: A0ET4X) und Schindler (WKN: A0JEHV). 

Beide sind erfolgreich, haben aber lange nicht die mediale Präsenz wie der mögliche Börsengang oder der Verkauf der Aufzugssparte von Thyssen. Das ist natürlich verständlich, immerhin gibt es einen Börsengang (oder was auch immer es dann final wird) in dieser Größenordnung nicht gerade häufig. Das klingt alles groß, besonders und sexy. 

Die Konkurrenz würde ich dabei aber auf keinen Fall aus den Augen lassen.

Für den Fall, dass die beiden Unternehmen vom Markt kurzfristig abgestraft werden sollten, weil sich bei Thyssen etwas Konkretes ergibt, könnte es sich ja lohnen, sich im Voraus einen Überblick über die Konkurrenz zu verschaffen. Denn wer weiß, vielleicht ergibt sich ja eine super Kaufmöglichkeit …

Das hybride Geschäftsmodell

Die Geschäftsidee ist nicht nur sehr attraktiv durch den Verkauf und den Einbau von Aufzügen, Rolltreppen und ähnlichen Produkten, sondern auch wegen der Wartungsverträge, die teilweise lange Laufzeiten haben.

Damit haben wir ein super Geschäftsmodell, das zwar wenig spektakulär, aber einigermaßen abgesichert ist, auch während einer Wirtschaftskrise. Du fragst dich jetzt vielleicht, wieso sich dieses Geschäftsmodell von anderen so drastisch abhebt, dass ich es hier ausführlich erkläre. Das folgende Argument stammt von Dr. Markus Elsässer und ist dabei ebenso simpel wie genial.

Da es um den Transport von Menschen geht, wird an den Wartungen auch während einer Krise nicht oder zumindest nicht in großem Stil gespart werden. Immerhin geht es um nichts weniger als um den Transport eines Menschen und damit auch um die Sicherheit eines Menschenlebens. Das dürfte die Kunden dazu animieren, die Wartungen in regelmäßigen Abständen durchzuführen, um die Sicherheit der Benutzer auch während einer Wirtschaftskrise zu gewährleisten.

Dabei machte der Geschäftsbereich Instandhaltung bei Kone in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2019 rund 32 % der Umsätze aus. Das ist zwar nicht so viel wie bei den beiden anderen Geschäftsbereiche Neubauten (53 %) und Modernisierung (14 %) zusammen, jedoch handelt es sich um einen beträchtlichen Umsatzanteil, der auch während einer Krise mehr oder weniger konstant bleiben dürfte. Das Geschäft von Kone ist also zu knapp einem Drittel kaum konjunkturabhängig.

Schindler vs. Kone im Zahlenvergleich

Seit dem Jahr 2014 bis zum Ende des Geschäftsjahres 2018 lief das Geschäft bei Kone meiner Meinung nach etwas schlechter als beim Schweizer Konkurrenten. Während bei Schindler die Umsätze innerhalb des Zeitraums um 17,7 % gesteigert werden konnten, hat Kone mit einem Umsatzwachstum von 23,7 % etwas besser abgeschnitten. Aber es gibt noch weitere Faktoren, auf die man achten sollte.

Bei Kone war seit dem Jahr 2015 der (verwässerte) Gewinn pro Aktie rückläufig und ist seitdem von 2,00 Euro pro Aktie auf magere 1,63 Euro pro Aktie geschrumpft. Im Gegensatz zu dieser schwachen Entwicklung steht ein moderates Wachstum des Gewinns pro Aktie beim Schweizer Konkurrenten. Hier konnte man den Gewinn pro Aktie aus dem Geschäftsjahr 2014 von 7,74 Schweizer Franken auf 8,79 Schweizer Franken im Jahr 2018 anheben. Man muss allerdings sagen, dass das Jahr 2018 vergleichsweise stark war – dennoch ist der Gewinn pro Aktie in den letzten fünf Jahren meist gestiegen.

Was mir bei Kone nicht gefällt, ist die hohe Ausschüttungsquote. Diese betrug im Jahr 2018 nämlich über 100 %. Der Konzern hat also mehr an seine Aktionäre ausgeschüttet, als er durch sein Geschäft verdient hat. Gezahlt wird die Dividende also mit der eigenen Substanz. Das kann vor allem auf Dauer sehr ungesund für ein Unternehmen sein. Bei Schindler beträgt die Ausschüttungsquote nur rund 46 % und hat in den letzten fünf Jahren die Zahl von 70 % nicht überschritten. Hier zahlt man die Dividende ausschließlich aus dem Geschäft und lässt zudem noch Mittel für Investitionen im Unternehmen. Das gefällt mir besser.

Allerdings konnte Kone bis zum dritten Quartal 2019 deutlich besser abschneiden als Schindler. Hinzu kommt eine höhere Eigenkapitalquote (Stand: Ende drittes Quartal 2019) bei Kone von 44,1 %, während Schindler auf etwa 37,5 % kommt. Man muss das vierte Quartal abwarten, um diese Zahlen mit der Rentabilität zu verknüpfen, denn eventuell spielen Sonderfaktoren des vierten Quartals noch eine wichtige Rolle. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass Kone auf eine mindestens gleich hohe Eigenkapitalrendite wie Schindler kommt. Das wäre bei einer höheren Eigenkapitalquote ein starkes Ergebnis, da das Risiko von Kone wegen des geringeren Verschuldungsgrades mittelfristig etwas niedriger sein dürfte als bei Schindler.

Von den aktuellen Zahlen überzeugt mich Kone etwas mehr, beide stehen aber bestenfalls mittelmäßig da. Hinzu kommt der Preis, den man als Anleger für die Aktie zahlt. Ich greife an dieser Stelle vorweg: Dieser ist mir persönlich um einiges zu hoch.

Beide Firmen haben laut Bloomberg ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 31 (Stand: 22.02.2020). Die niedrigen Eigenkapitalquoten in Kombination mit mittelmäßigen Margen und den moderaten Wachstumsraten sprechen für mich eindeutig für eine Überbewertung beider Firmen.

Natürlich ist der Markt einigermaßen spezialisiert und es gibt nur wenige Anbieter, dennoch ist dieses Argument für mich bei Weitem nicht stark genug, um einen Kauf bei dieser Bewertung in Erwägung zu ziehen.

Fazit

Momentan erscheinen mir beide Kandidaten einfach zu teuer, kommen aber wegen der baldigen Entscheidung von Thyssen auf meine Watchlist. Eventuell ergeben sich durch die Entscheidungen des Managements der deutschen Konkurrenz ja Kursstürze oder andere interessante Umstände, die einen Einstieg bei einer der beiden Firmen attraktiver machen würden.

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Yannic Joekel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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