Freiwilliger Lieferverzicht: EU-Unterstützung für Milchbauern notwendig

Wien (OTS) - "Die durch das Coronavirus ausgelöste Krise trifft Milchbauern und Milchwirtschaft enorm, da bedeutende Abnehmer wie Gastronomie und Tourismus anfangs zur Gänze weggebrochen sind und derzeit nur zögerlich anlaufen. Das hat negative Auswirkungen auf die Märkte für Milchprodukte sowie für Rind- und Kalbfleisch. Neben den Hilfen auf Bundesebene und aus der EU wird es notwendig werden, Bäuerinnen und Bauern mit Anreizen dabei zu unterstützen, ihre Anlieferung freiwillig zu reduzieren. Brüssel muss jedoch mit neuem Geld helfen und nicht mit der angekündigten Krisenvorsorge, da sich ja auf diese Weise die Landwirte die Hilfsmaßnahmen durch die Kürzung der Direktzahlungen selber zahlen würden. Dass freiwilliger Lieferverzicht wirksam ist, hat das Jahr 2018 gezeigt, als bereits die Ankündigung einer Entlastungsmaßnahme eine Preisverbesserung bewirkt hat. Daher fordern wir von der EU dazu rasch eine positive Entscheidung", stellt Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni 2020 fest.

Milchmarkt unter Druck

"Der Milchpreis ist sehr volatil, mit großen Anstrengungen ist es aber gelungen, einen völligen Absturz zu vermeiden. Für einen nachhaltigen Erfolg hängt jedoch alles vom Anspringen des Tourismus und der erfolgreichen Wiedereröffnung von Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung ab. Auch der drohende Brexit hängt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Denn wenn die vom EU-Austritt Großbritanniens unmittelbar betroffenen Iren ihre enormen Produktionsmengen bei Milch und Fleisch nicht mehr auf dem UK-Markt unterbringen, werden sie Druck auf den EU-Binnenmarkt ausüben. Daher brauchen wir rasch eine Stabilisierung der Märkte", betont Moosbrugger.

Österreich-Pakt stärkt Regionalität

"Ein Österreich-Pakt, vereinbart zwischen allen Beteiligten der Lebensmittelkette, vom Landwirt über die Verarbeitung bis hin zum Handel und zur Gastronomie, könnte hier ebenfalls rasch Abhilfe schaffen. Politik und Interessenvertretung haben bereits Vorarbeiten geleistet, damit Konsumenten und Gäste den regionalen Produkten den Vorrang geben können. Denn nur so lassen sich Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern beziehungsweise schaffen. Es steht jedoch in deutlichem Widerspruch zu diesen Bestrebungen, wenn eine Handelskette rund um den Weltmilchtag ausländische Butter um 0,99 Cent/250 g bei Abnahme von fünf Packerl anbietet. Unsere Milchbäuerinnen und Milchbauern haben in den letzten Wochen und Monaten gezeigt, dass auf sie Verlass ist, die Versorgungssicherheit ist voll und ganz gewährleistet. Die rund 524.000 heimischen Milchkühe liefern auf etwa 29.000 Höfen zirka 3,3 Mio. t Milch pro Jahr, die in rund 90 Molkereien zu Spezialitäten verarbeitet werden", so der LK-Präsident.

"Unseren Bäuerinnen und Bauern sei aus Anlass des Weltmilchtages für ihre tagtägliche Leistung gedankt. Um sie optimistisch in die Zukunft schauen zu lassen, müssen die politischen Rahmenbedingungen auf österreichischer und europäischer Ebene ebenso stimmen wie die gelebte Partnerschaft mit Handel und Konsumenten", so Moosbrugger. (Schluss)