Es gibt noch kein fertiges Produkt und praktisch keine Umsätze. Und doch ist Nikola Corp. (WKN: A2JQN0) bereits an der Spitze der Lkw-Liga, wenn es nach der Börse geht. Was steckt dahinter und reicht es wirklich bereits zur Nummer 1? Hier ist alles Wissenswerte dazu.

Nikola zieht vom Start weg an (fast) allen vorbei

„Nikola wertvoller als Ford (WKN: 502391)“, titelte die US-Presse am 9. Juni, wenige Tage, nachdem der ungewöhnliche Börsengang über die Fusion mit einer unbekannten Aktiengesellschaft namens VectoIQ vollzogen war. Stolze 28,6 Mrd. US-Dollar (25,2 Mrd. Euro) bringt das junge Unternehmen damit auf die Waage. Damit ist es auch wertvoller als der Minderheitsaktionär und strategische Partner CNH Industrial, der neben Lkws und Bussen auch bei Bau- und Agrarmaschinen gut positioniert ist.

Hier ist eine Übersicht über die größten Lkw-Bauer:

Lkw-Hauptmarken Konzern Marktkapitalisierung
Mercedes-Benz Trucks/Freightliner/Fuso Daimler (WKN: 710000) 43,0 Mrd. EUR
Volvo/Renault Trucks/UD AB VOLVO (WKN: 871229) 318,7 Mrd. SEK (30,5 Mrd. EUR)
Nikola Nikola 28,6 Mrd. USD (25,2 Mrd. EUR)
DAF/Kenworth/Peterbilt Paccar (WKN: 861114) 27,3 Mrd. USD (24,1 Mrd. EUR)
Scania/MAN/VW Truck TRATON (WKN: TRAT0N) 9,8 Mrd. EUR
Iveco CNH Industrial (WKN: A1W599) 9,7 Mrd. EUR
Isuzu Isuzu Motors (WKN: 858329) 906 Mrd. JPY (7,4 Mrd. EUR)
Sinotruk Sinotruk (WKN: A0M734) 55,9 Mrd. HKD (6,4 Mrd. EUR)
Dongfeng Dongfeng Motor (WKN: A0M4XY) 46,6 Mrd. HKD (5,3 Mrd. EUR)
Hino Hino (WKN: 853852) 470 Mrd. JPY (3,9 Mrd. EUR)

Tabelle: erstellt vom Autor, Stand: 09.06.2020, Umrechnung in Euro zum Tageskurs

Die Tabelle zeigt, dass Nikola sich (zumindest zeitweise) auch vor die amerikanische Industrieikone und legendäre Dividendenaristokratin Paccar setzen konnte. Darüber hinaus wird Nikola etwa mit dem Zweieinhalbfachen von TRATON bewertet, obwohl der deutsche Konzern gerade dabei ist, die größte Nutzfahrzeugplattform der Welt aufzubauen. Die volumenstarke asiatische Konkurrenz ist daneben völlig abgeschlagen.

Immerhin: Die schwedische Volvo-Gruppe kann die Ehre der etablierten Hersteller retten, wenn auch nur mit knappem Vorsprung. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass Volvo sehr breit aufgestellt ist und einen guten Teil seines Geschäfts mit Baggern und anderen Baufahrzeugen macht. Auch bei Weltmarktführer Daimler dürfte die Bewertung des eigentlichen Geschäfts mit Lkw und Bussen weit unter demjenigen von Nikola liegen.

Es kommt letztlich auf die Definition an, ob man den Neueinsteiger bereits jetzt als Nummer 1 bezeichnen will. Auf alle Fälle ist das Unternehmen bereits in der Champions League.

Was Nikola zum (vermeintlichen) Champion macht

Was ist es eigentlich, was Anleger so fasziniert an Nikola?

Das 2014 von Trevor Milton gegründet Unternehmen hat eine Reihe von vollelektrischen Sattelzugmaschinen entwickelt, die sowohl in der Transportbranche als auch bei Investoren auf großes Interesse gestoßen sind. Das Besondere dabei: Die Lastwagen von Nikola werden wahlweise mit einer firmeneigenen Batterie mit hoher Energiedichte oder einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angeboten. Das Unternehmen verfügt über 14.000 Vorbestellungen für die Lastwagen, was einem potenziellen Umsatz von mehr als 10 Milliarden US-Dollar entspricht.

Nikola rechnet damit, bald mit dem Bau einer Fabrik in Arizona zu beginnen und die batteriebetriebenen Lastwagen bis Ende nächsten Jahres in Produktion zu haben. Die Brennstoffzellen-Lastwagen werden etwa zwei Jahre später folgen, nachdem Nikola ein Netz von Wasserstofftankstellen aufgebaut hat. Gleichzeitig wird in einem Joint Venture mit Iveco eine Fertigung von Trucks im europäischen Stil hochgezogen, die ebenfalls 2021 starten soll.

Trevor Milton gab auch kürzlich das Ziel aus, den ewigen Spitzenreiter Ford F-150 von den Verkaufscharts zu verdrängen. Dazu wurde kürzlich ein Pick-up-Modell namens Badger vorgestellt, das an den Rivian R1T erinnert und offenbar den Geschmack des Publikums trifft. Damit wird klar, dass Nikola nicht lange in der Nische der Brennstoffzellen-Lkw verbleiben möchte, sondern nun sehr schnell in weitere Segmente expandieren wird, um mit seinen Technologien Größenvorteile erzielen zu können.

Die Konkurrenz wirkt aufgeschreckt. Die Platzhirsche Daimler und Volvo haben nun hektisch ein Brennstoffzellen-Joint-Venture gegründet, Ford sucht den immer engeren Schulterschluss mit Volkswagen (WKN: 766403) und Hyundai (WKN: 917199) startete eine massive Wasserstoffkampagne im Vorfeld des Börsengangs.

Kann das gutgehen?

Wie es jetzt für Nikola weitergeht, hängt zum großen Teil davon ab, ob das Management um Trevor Milton die Begeisterung aufrechterhalten kann. Nur so kann es gelingen, für wenige neue Aktien viel Geld in die Kassen zu spülen, um problemlos eine schnelle Expansion finanzieren zu können.

Während Aktionäre bei den etablierten Wettbewerbern solide Dividenden kassieren können, werden sie bei Nikola erst einmal zur Kasse gebeten werden, um das Unternehmen ordentlich aufzupumpen. Anleger werden dort einen langen Atem brauchen, bis sie auf Rückflüsse hoffen können. Was zwischenzeitlich mit dem Aktienkurs passiert, steht in den Sternen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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