Norwegischer Staatsfonds mit starkem Ergebnis: Aber Veränderungen für 2025 geplant?
10.02.2025 | 09:43
Norwegen hat es mal wieder vorgemacht, denn während andere Länder über leere Kassen klagen und sich von einer Finanzkrise zur nächsten hangeln, sitzt der norwegische Staatsfonds auf einem gigantischen Geldberg und der ist 2024 noch einmal gewachsen. 13 Prozent Rendite bedeuten 210 Milliarden Euro Gewinn, eine Summe, bei der selbst erfahrene Investoren kurz durchatmen müssen.
Doch wer glaubt, dass in Oslo jetzt nur noch Champagner fließt, liegt falsch, denn trotz des Rekordergebnisses gibt es große Pläne für 2025. Der Staat will mehr Geld aus dem Fonds entnehmen, die Investitionsstrategie könnte sich ändern und eine ethische Debatte über bestimmte Branchen sorgt für Spannungen. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich der norwegische Milliardenfonds weiterentwickelt und welche Lehren andere Länder daraus ziehen können.
Der norwegische Staatsfonds: Ein Milliardenkonto mit Langzeitstrategie
Die Geschichte beginnt in den 90ern. Norwegen hatte ein Problem, das sich andere Länder nur wünschen könnten: zu viel Geld. Dank riesiger Öl- und Gasvorkommen spülten Jahr für Jahr Milliarden in die Staatskasse, doch statt die Einnahmen einfach in den laufenden Haushalt zu stecken, entschied sich das Land für eine langfristige Lösung. Der Government Pension Fund Global (GPFG) wurde gegründet, ein Staatsfonds, der überschüssige Ölgewinne verwaltet und für die Zukunft anlegt.
Heute ist daraus eines der größten Finanzpolster der Welt geworden. Mehr als 1,5 Billionen Euro stecken im Fonds, alles investiert in Aktien, Anleihen, Immobilien und Infrastrukturprojekte. Knapp 70 Prozent des Kapitals sind an den Börsen weltweit angelegt, was für hohe Renditen sorgt. Gleichzeitig gelten strenge ethische Regeln, so werden Unternehmen, die mit Waffen, Umweltzerstörung oder Kinderarbeit in Verbindung stehen, konsequent aussortiert.
Die Strategie hat sich ausgezahlt und während viele Länder Rentenreformen diskutieren und Sparmaßnahmen einführen, kann Norwegen gelassen bleiben. Doch der Erfolg des Fonds ist kein Selbstläufer und 2025 könnte ein Jahr der Weichenstellungen werden.
Ethik-Diskussion: Der mögliche Rückzug aus der Glücksspielbranche
Ein weiteres heißes Thema ist die Frage, ob der Staatsfonds weiterhin in die Glücksspielbranche investieren sollte. Aktuell hält er Anteile an großen Konzernen wie Flutter Entertainment, MGM Resorts und Betsson. Das sind Unternehmen, die mit Online-Wetten, Slots online und Casinos ihr Geld umsetzen.
Genau hier liegt das Problem, denn Glücksspiel ist lukrativ, aber gesellschaftlich umstritten. Immer mehr Studien zeigen, dass Online-Casinos und Sportwetten eine wachsende Suchtgefahr bergen und auch die Werbung für solche Angebote sorgt mancherorts für Kritik. Nun prüft die Ethikkommission des Fonds, ob diese Investments noch mit den eigenen moralischen Standards vereinbar sind.
Sollte der Fonds aus der Branche aussteigen, hätte das weitreichende Folgen. Viele Investoren orientieren sich an Norwegens Anlagepolitik und ein Rückzug könnte ein Signal für andere große Fonds sein und die Glücksspielunternehmen unter Druck setzen. Die Entscheidung steht noch aus, aber die Zeichen deuten darauf hin, dass die Milliarden bald woanders investiert werden könnten.
Rekordrendite 2024: Warum der Staatsfonds so erfolgreich war
13 Prozent Rendite sind kein Zufall, sondern das Ergebnis mehrerer glücklicher Faktoren. Der vielleicht wichtigste Treiber war der Boom der großen Tech-Konzerne. Apple, Microsoft, Nvidia – die Aktien dieser Unternehmen sind in den letzten Monaten durch die Decke gegangen und weil der norwegische Fonds stark in diesem Sektor investiert ist, konnte er überdurchschnittlich profitieren.
Hinzu kam eine robuste Weltwirtschaft. Nachdem die Inflation in vielen Ländern zurückgegangen ist und die Finanzmärkte sich stabilisiert haben, sind Anleger wieder risikofreudiger geworden. Auch Norwegen selbst profitierte von stabilen Öl- und Gaspreisen, die weiterhin für eine solide Kapitalzufuhr in den Fonds sorgen. Doch es gibt auch Risiken und Fondsmanager Nicolai Tangen warnt bereits, dass Tech-Aktien möglicherweise überbewertet sind. Wenn es 2025 zu einer Korrektur kommt, könnte die Erfolgswelle des Fonds schneller vorbei sein als gedacht.
Geplante Veränderungen für 2025: Der Staat will mehr Geld entnehmen
Trotz der beeindruckenden Gewinne plant die norwegische Regierung, 2025 stärker in den Fonds zu greifen. Rund 43,1 Milliarden Euro sollen entnommen werden – deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Offiziell sollen diese Mittel in Verteidigung, Sozialleistungen und Infrastrukturprojekte fließen. Diese Entnahmen sind nicht neu, schließlich wurde der Fonds genau dafür geschaffen. Aber die Frage bleibt: Wie viel ist zu viel? Kritiker befürchten, dass eine zu hohe Ausschüttung langfristig das Kapital des Fonds schwächen könnte. Ursprünglich war die Idee, den Wohlstand über Generationen zu sichern – nicht, ihn in wenigen Jahrzehnten aufzubrauchen.
Parallel gibt es Diskussionen darüber, ob der Fonds stärker in nachhaltige Investments umgeschichtet werden sollte. Grüne Infrastruktur, erneuerbare Energien, zukunftsorientierte Technologien – die Nachfrage nach verantwortungsbewussten Investitionen wächst. Doch nachhaltige Investments sind nicht immer so lukrativ wie klassische Industrie- oder Tech-Aktien. Die Entscheidung könnte also darüber bestimmen, ob der Fonds weiterhin Höchstrenditen einfährt oder sich mit etwas weniger zufrieden gibt.
Könnte ein norwegischer Staatsfonds auch in Deutschland funktionieren?
Die Idee klingt verlockend: Ein Staatsfonds, der Milliarden anlegt und so langfristig Renten oder Infrastrukturprojekte finanziert. Doch so einfach ist das nicht. Der wichtigste Unterschied: Norwegen hat seinen Fonds durch Öleinnahmen aufgebaut. Deutschland hat keine vergleichbare Einkommensquelle, um ein solches Kapitalpolster anzulegen. Ein deutscher Fonds müsste durch massive Steuerüberschüsse finanziert werden – und davon gibt es aktuell eher wenig.
Hinzu kommt die Größe des Landes, denn ein Fonds für 80 Millionen Menschen müsste in einer völlig anderen Dimension arbeiten als der norwegische. Außerdem gibt es noch ein weiteres Problem, so gibt es nicht unendlich viele Aktien auf dem Markt. Wenn jedes Land plötzlich riesige Fonds aufbauen würde, könnte das die Börsenpreise künstlich in die Höhe treiben – eine Blasenbildung wäre vorprogrammiert. Trotzdem gibt es in Deutschland Überlegungen, zumindest einen kleineren Bürgerfonds als zusätzliche Altersvorsorge einzuführen. Konkrete Pläne gibt es bisher nicht, aber die Diskussion darüber dürfte in den nächsten Jahren weiter an Fahrt aufnehmen.
Fazit: Rekordjahr, aber neue Herausforderungen
Der norwegische Staatsfonds bleibt ein Paradebeispiel für langfristig kluge Finanzpolitik. Die Rekordrenditen von 2024 zeigen, wie clever die Investitionsstrategie funktioniert. Doch 2025 wird ein Jahr der Entscheidungen. Höhere staatliche Entnahmen, mögliche Marktkorrekturen und die ethische Neubewertung von Investitionen könnten den Fonds in eine neue Richtung lenken. Die größte Herausforderung bleibt die Balance zwischen kurzfristigen politischen Bedürfnissen und der langfristigen Stabilität.
Eines ist klar: Der norwegische Staatsfonds ist kein gewöhnliches Sparbuch. Er ist ein politisches und wirtschaftliches Instrument, das mit Weitsicht gesteuert werden muss. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Norwegen seinen erfolgreichen Kurs halten kann – oder ob das Milliardenmodell erste Risse bekommt.