Biotechnologie-Industrie sieht pessimistisch auf das neue Jahr,

Finanzierung 2022 auf Niveau von 2019 zurückgefallen

Berlin (ots) - Nach zwei Jahren mit Finanzierungsrekorden konnte die deutsche

Biotechnologie-Branche 2022 lediglich rund 920 Mio. Euro Eigenkapital einwerben,

weniger als ein Drittel des Betrages aus 2020, dem ersten Jahr der Pandemie. Den

Betrag teilten sich annährend zu Hälfte private und börsennotierte Unternehmen.

In der jährlich vom Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland

durchgeführten Trendumfrage zeigten sich Vorstandsmitglieder bzw.

Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer mit ihrer aktuellen Geschäftslage

deutlich unzufriedener als in den Vorjahren. Auch der Ausblick auf das kommende

Jahr fällt düster aus, sogar schlechter als während der Finanzkrise 2008. Mehr

als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten gab an, die Energiekrise habe negative

Auswirkungen auf ihre Geschäftslage. Ein Fünftel bzw. die Hälfte spüren starke

bzw. mäßige Auswirkungen der Inflation.

Deutlich weniger Befragte als 2021 gaben an, Personal aufbauen zu wollen. Zudem

sank die Bereitschaft erheblich, Investitionen in Forschung und Entwicklung

(FuE) zu erhöhen. Während die Unternehmenslenker das aktuelle und zukünftige

politische Klima in den letzten zwei Jahren für die Branche noch als

ausgesprochen positiv einschätzten, sank dieser Index-Wert nun wieder auf ein

Niveau wie vor der Pandemie.

2021 befanden noch 64 Prozent der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut,

2022 dagegen waren es nur noch 40 Prozent. In Hinblick auf die zukünftige

Geschäftslage gaben 26 Prozent an, eine Verbesserung zu erwarten, was rund der

Hälfte von 2021 entspricht. Eine Aufstockung des FuE-Budgets planen 39 Prozent

(2021: 57 Prozent). Insgesamt gaben aber fast 90 Prozent an, in FuE investieren

zu wollen, was die nachhaltige Forschungsintensität der Branche verdeutlicht.

Noch rund 45 Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, etwa ein Drittel

weniger als 2021. Dass das aktuelle politische Klima gut für die Branche sei,

fanden 31 Prozent (2021: 59 Prozent). Ein ähnliches Bild ergab sich für die

Einschätzung des zukünftigen politischen Klimas. Auch hier erwarten nur noch 28

Prozent eine Verbesserung, 2021 waren es noch 61 Prozent.

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, konstatiert: "Die

Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass sich die Stimmung in Biotech-Unternehmen

deutlich verschlechtert hat. Das ist sehr bedauerlich, in Anbetracht der

globalen Entwicklungen im letzten Jahr allerdings nicht allzu überraschend. Die

Gründe für den schwindenden Optimismus sind sicher vielfältig. Neben Krieg,

Energiekrise und Inflation bremsen Fachkräftemangel und fehlende

Finanzierungsoptionen unsere Unternehmen aus. Der Einbruch der Börsenkurse, v.

a. an der für uns so wichtigen US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq hat

zudem zu einer massiven Entwertung vieler Unternehmen geführt. Umso wichtiger

ist es jetzt, den Biotech-Standort Deutschland langfristig zu stärken. Wir

müssen uns mit aller Kraft darauf konzentrieren, unsere technologische

Souveränität auch im Bereich der Biotechnologie zu sichern."

Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland ergänzt. "Das Potenzial

der Biotechnologie für viele andere Bereiche neben der Pandemiebekämpfung und

Gesundheitsforschung, wie nachhaltige industrielle Produktion, Ernährung oder

Kreislaufwirtschaft, ist mittlerweile eigentlich bekannt. Vielen ist aber nicht

klar, dass bei der Bewertung der Rahmenbedingungen zwischen der Anwendung der

Schlüsseltechnologie und dem Beitrag der Branche unterschieden werden muss. Ohne

Chancenkapital, Patentschutz und Kooperationsmöglichkeiten wäre auch der

Biotech-Star BioNTech trotz öffentlicher Förderung sicher nicht so schnell so

weit gekommen. Bei unseren Unternehmen besteht der Eindruck, dass bei

Politikerinnen und Politikern die Rolle der innovativen Biotech-Firmen allzu

schnell wieder in Vergessenheit gerät. Das ist fahrlässig, auch und gerade im

Hinblick auf zukünftige Herausforderungen."

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Die Ergebnisse der Trendumfrage und Grafikmaterial finden Sie unter

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Über BIO Deutschland:

Die BIO Deutschland e. V. mit über 390 Mitgliedern - Unternehmen, BioRegionen

und Branchen-Dienstleister - und Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, in

Deutschland die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der

modernen Biowissenschaften zu unterstützen und zu fördern. Oliver Schacht , Ph.

D., ist Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland.

Weitere Informationen unter: http://www.biodeutschland.org/

Fördermitglieder der BIO Deutschland und Branchenpartner sind:

AGC Biologics, Avia, Baker Tilly, Bayer, BioSpring, Boehringer Ingelheim,

Centogene, Citeline, CMS Hasche Sigle, Deutsche Bank, Ernst & Young, Evotec,

KPMG, Lonza, Merck, Miltenyi Biotec, MorphoSys, Novartis, Pfizer,

PricewaterhouseCoopers, QIAGEN, Rentschler Biopharma, Roche Diagnostics, Sanofi

Aventis Deutschland, SAP, Schmidt Versicherungs Treuhand, Simmons & Simmons,

Springer Nature, Thermo Fisher Scientific, Vertex Pharmaceuticals, Vibalogics,

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AXC0097 2023-01-18/11:30

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