OTS: BIO Deutschland e.V. / Biotechnologie-Industrie sieht pessimistisch auf ...
18.01.2023 | 11:30
Biotechnologie-Industrie sieht pessimistisch auf das neue Jahr,
Finanzierung 2022 auf Niveau von 2019 zurückgefallen
Berlin (ots) - Nach zwei Jahren mit Finanzierungsrekorden konnte die deutsche
Biotechnologie-Branche 2022 lediglich rund 920 Mio. Euro Eigenkapital einwerben,
weniger als ein Drittel des Betrages aus 2020, dem ersten Jahr der Pandemie. Den
Betrag teilten sich annährend zu Hälfte private und börsennotierte Unternehmen.
In der jährlich vom Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland
durchgeführten Trendumfrage zeigten sich Vorstandsmitglieder bzw.
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer mit ihrer aktuellen Geschäftslage
deutlich unzufriedener als in den Vorjahren. Auch der Ausblick auf das kommende
Jahr fällt düster aus, sogar schlechter als während der Finanzkrise 2008. Mehr
als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten gab an, die Energiekrise habe negative
Auswirkungen auf ihre Geschäftslage. Ein Fünftel bzw. die Hälfte spüren starke
bzw. mäßige Auswirkungen der Inflation.
Deutlich weniger Befragte als 2021 gaben an, Personal aufbauen zu wollen. Zudem
sank die Bereitschaft erheblich, Investitionen in Forschung und Entwicklung
(FuE) zu erhöhen. Während die Unternehmenslenker das aktuelle und zukünftige
politische Klima in den letzten zwei Jahren für die Branche noch als
ausgesprochen positiv einschätzten, sank dieser Index-Wert nun wieder auf ein
Niveau wie vor der Pandemie.
2021 befanden noch 64 Prozent der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut,
2022 dagegen waren es nur noch 40 Prozent. In Hinblick auf die zukünftige
Geschäftslage gaben 26 Prozent an, eine Verbesserung zu erwarten, was rund der
Hälfte von 2021 entspricht. Eine Aufstockung des FuE-Budgets planen 39 Prozent
(2021: 57 Prozent). Insgesamt gaben aber fast 90 Prozent an, in FuE investieren
zu wollen, was die nachhaltige Forschungsintensität der Branche verdeutlicht.
Noch rund 45 Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, etwa ein Drittel
weniger als 2021. Dass das aktuelle politische Klima gut für die Branche sei,
fanden 31 Prozent (2021: 59 Prozent). Ein ähnliches Bild ergab sich für die
Einschätzung des zukünftigen politischen Klimas. Auch hier erwarten nur noch 28
Prozent eine Verbesserung, 2021 waren es noch 61 Prozent.
Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, konstatiert: "Die
Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass sich die Stimmung in Biotech-Unternehmen
deutlich verschlechtert hat. Das ist sehr bedauerlich, in Anbetracht der
globalen Entwicklungen im letzten Jahr allerdings nicht allzu überraschend. Die
Gründe für den schwindenden Optimismus sind sicher vielfältig. Neben Krieg,
Energiekrise und Inflation bremsen Fachkräftemangel und fehlende
Finanzierungsoptionen unsere Unternehmen aus. Der Einbruch der Börsenkurse, v.
a. an der für uns so wichtigen US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq hat
zudem zu einer massiven Entwertung vieler Unternehmen geführt. Umso wichtiger
ist es jetzt, den Biotech-Standort Deutschland langfristig zu stärken. Wir
müssen uns mit aller Kraft darauf konzentrieren, unsere technologische
Souveränität auch im Bereich der Biotechnologie zu sichern."
Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland ergänzt. "Das Potenzial
der Biotechnologie für viele andere Bereiche neben der Pandemiebekämpfung und
Gesundheitsforschung, wie nachhaltige industrielle Produktion, Ernährung oder
Kreislaufwirtschaft, ist mittlerweile eigentlich bekannt. Vielen ist aber nicht
klar, dass bei der Bewertung der Rahmenbedingungen zwischen der Anwendung der
Schlüsseltechnologie und dem Beitrag der Branche unterschieden werden muss. Ohne
Chancenkapital, Patentschutz und Kooperationsmöglichkeiten wäre auch der
Biotech-Star BioNTech trotz öffentlicher Förderung sicher nicht so schnell so
weit gekommen. Bei unseren Unternehmen besteht der Eindruck, dass bei
Politikerinnen und Politikern die Rolle der innovativen Biotech-Firmen allzu
schnell wieder in Vergessenheit gerät. Das ist fahrlässig, auch und gerade im
Hinblick auf zukünftige Herausforderungen."
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Die Ergebnisse der Trendumfrage und Grafikmaterial finden Sie unter
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Über BIO Deutschland:
Die BIO Deutschland e. V. mit über 390 Mitgliedern - Unternehmen, BioRegionen
und Branchen-Dienstleister - und Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, in
Deutschland die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der
modernen Biowissenschaften zu unterstützen und zu fördern. Oliver Schacht , Ph.
D., ist Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland.
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