Börsen-Zeitung: Immobilien bleiben attraktiv / Kommentar zur

Attraktivität von Betongold von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Auf dem Sachwerte-Summit der Börsen-Zeitung in Hamburg standen

Immobilieninvestments im Mittelpunkt. Denn nach der massiven Aufwärtsbewegung

dieser Assetklasse seit dem Lehman-Crash, also über gut zehn Jahre, stellt sich

schon die Frage, ob inzwischen eine Blase vorliegt, oder ob Betongold

aussichtsreich bleibt.

Wer in den vergangenen fünf Jahren auf Immobilienaktien gesetzt hat, hat damit

ordentlich Geld verdient: So erzielten TAG Immobilien, Deutsche Wohnen und

Vonovia mit Wohnimmobilien eine Performance von 136%, 91% sowie 80%. Die

Bochumer Vonovia spielt, anders als der VFL, inzwischen sogar in der ersten

Liga, sprich im Dax. Doch auch mit Gewerbetiteln waren satte Gewinne möglich,

wie Aroundtown oder Alstria zeigen. Insgesamt hat der Deutsche Immobilienindex

Dimax mit einem Plus von 96% den Dax klar geschlagen, der nur 33% zugelegt hat.

Im laufenden Jahr kam jedoch mit dem Mietendeckel in Berlin Gegenwind vor allem

für diejenigen Unternehmen auf, die größere Wohnungsbestände in Berlin haben.

Daher verloren Deutsche Wohnen knapp 12% an Wert. Vonovia legten aber bisher 20%

und TAG 14% zu.

Bis zuletzt haben sich die Immobilienpreise hierzulande kräftig erhöht. Daher

stuft die Bundesbank Wohnimmobilien in städtischen Gebieten als zwischen 15 und

30% überbewertet ein. Gleichwohl kann die Notenbank in ihrem

Finanzstabilitätsbericht keine Hinweise auf eine Blase, sprich auf eine Spirale

aus stark steigenden Preisen, übermäßig steigenden Krediten und erodierenden

Kreditvergabestandards erkennen.

Aufgrund von Knappheiten und viel zu wenig Neubauten dürften die Preise für

Wohnimmobilien in Deutschland in den kommenden Jahren weiter kräftig steigen,

erwartet hingegen das Researchteam von Edmond de Rothschild. Und jeder, der

hierzulande sucht, weiß: Wohnungen sind begehrt und knapp.

Auch am Markt für Büroimmobilien liegt keine Blase vor, hat Stavros Efremidis,

CEO der börsennotierten Godewind Immobilien AG und der Mann, der die WCM

aufgebaut und in den SDax geführt hat, in einem bemerkenswerten Vortrag auf dem

Sachwerte Summit aufgezeigt. Unter dem Titel "Von Lehman bis Lagarde" legte der

Immobilienprofi dar, was sich seit Lehman geändert hat. So sei der Markt

inzwischen sehr viel solider und stabiler. Anders als vor Lehman würden die

Banken jetzt eben keine neuen Objekte mehr ohne hohe Vorvermietungen

finanzieren. Zudem gehe ohne ein entsprechendes Eigenkapital nichts mehr. Mit

Büroimmobilien könne nach wie vor eine durchaus attraktive Marge erwirtschaftet

werden, berücksichtige man die deutlich gesunkenen Refinanzierungskosten.

In der Podiumsdiskussion, an der auch Alexander Brüning, Wohnimmobilienexperte

von Catella, und Jörg Schürmann, Leiter des institutionellen Geschäfts bei

Exporo, teilnahmen, wurde deutlich, dass Immobilien sich nach wie vor lohnen

dürften. Denn zum einen sei Betongold hierzulande, aber auch in vielen Regionen

Europas knapp und begehrt. Natürlich mag es bei manchen Objekten Übertreibungen

geben, räumten die Profis ein, dem stünden auf der anderen Seite aber auch

Gelegenheiten gegenüber. Man müsse eben seine Hausaufgaben bei der Bewertung von

Immobilien machen und auch genau rechnen.

Einen Punkt hoben die Experten hervor: Wir leben in einer neuen Welt von Null-

und Negativzinsen sowie einer günstigen Finanzierung. Efremidis geht davon aus,

dass die Zinsen lange Zeit niedrig bleiben werden, und erklärte, dass er auf dem

Immobilienmarkt, dem Markt, den er sehr gut kenne, voll investiert sei.

Schürmann wiederum stuft einige der börsennotierten Immobilien-AGs als attraktiv

ein.

Als reales und psychologisches Problem für Investoren werten alle drei Profis

den Mietendeckel in Berlin. Um neuen Wohnraum zu schaffen, sei diese Regulierung

ohnehin kontraproduktiv. Sicherer sei es für Anleger, in Berlin nicht zu

investieren.

Dies trifft natürlich die Aktie der Deutschen Wohnen. Insgesamt bleiben aber

Immobilienaktien, die vielfach keine hohen Bewertungen und stattliche Dividenden

aufweisen, attraktiv. Allerdings dürfte es ihnen in den kommenden fünf Jahren

schwerfallen, den Dax nochmals so deutlich zu schlagen.

(Börsen-Zeitung, 30.11.2019)

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