Börsen-Zeitung: Klare Ansagen der Fed, Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Die Signale seitens der US-Zentralbank Fed in

Sachen künftiger Gangart in der Zinspolitik werden immer deutlicher.

Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Marktteilnehmer nicht mehr

allzu viel bei den Zinserhöhungen zu erwarten haben und somit nun das

Ende der Fahnenstange in greifbare Nähe gerückt ist, wenn es nicht

schon erreicht ist. Dieser Tage kann man fast schon den Eindruck

gewinnen, dass die Fed es ein wenig eilig damit hat, ihre Geduld auf

dem Weg zu höheren Zinsen zu signalisieren.

Viele Teilnehmer des Offenmarktausschusses, der die Zinsbeschlüsse

fasst, sind laut dem in der abgelaufenen Woche vorgelegten Protokoll

der Meinung, dass die Fed nun Geduld bei der weiteren Zinsstraffung

aufbringen sollte. Das war zur Wochenmitte bereits ein klares Signal.

Am Donnerstag wurde die Ansage dann noch ein wenig deutlicher. Trotz

des Booms am US-Jobmarkt, auf diesen weisen Befürworter weiterer

Zinserhöhungen ja allzu gern hin, sieht nun auch Fed-Chef Jerome

Powell keinen Grund zur Eile bei weiteren Zinserhöhungen. Sein Haus

könnte in Anbetracht des geringen Inflationsdrucks durchaus geduldig

sein, erklärte er in Washington. Die Notenbank sei nicht auf zwei

Zinserhöhungen für dieses Jahr festgelegt, das sei kein Plan der Fed.

Zwei Erhöhungen für 2019 gelten derzeit als die Prognose der

Währungshüter.

Nur kurze Zeit später meldete sich dann James Bullard, Präsident

der Federal Reserve von St. Louis, zu Wort. Er wurde noch deutlicher

als Powell. Er bezeichnete den Zinsschritt vom Dezember bereits als

"überzogen". Er habe dagegen argumentiert. Bullard vertrat die

Ansicht, dass die Fed keine weiteren Zinserhöhungen mehr projizieren

sollte. Und schließlich findet Bullard auch, dass die US-Notenbank

mit Blick auf Zinsanhebungen "am Ende der Straße" angekommen sei. Die

Fed müsste seiner Meinung nach nun aufpassen, nicht zu aggressiv zu

werden und damit womöglich die Inversion der US-Zinskurve

herbeizuführen. Eine Inversion gilt als Signal für eine aufziehende

Rezession.

Das ist schon starker Tobak, der da aus der US-Zentralbank kommt.

Als die Fed mit ihren Zinserhöhungen vor gut drei Jahren im Dezember

2015 begann, prognostizierten viele Marktteilnehmer schon recht hohe

Zinsniveaus, wenn die Fed denn mal am Ende des Zyklus angekommen sein

sollte. Mitunter war von knapp unter 4 Prozent beim US-Leitzins (Fed

Funds) die Rede. Da war wohl oftmals der Wunsch Vater des Gedankens

nach Jahren des Null- und Negativzinses an den Märkten. Nach dem

Zinsschritt im Dezember 2018 ist die Fed mit der aktuellen Spanne

beim Zielsatz für US-Tagesgeld von derartigen Niveaus immer noch ein

gutes Stück entfernt. Vielleicht ist dieses Niveau auch der Endstand

des laufenden Zyklus, und die Marktteilnehmer sollten sich von

weiteren Steigerungen gänzlich verabschieden und damit eben auch von

den zwei für dieses Jahr erwarteten Anhebungen.

Denn von den Finanzmärkten, aber auch aus der Wirtschaft kommen

klare Signale, die die Fed vielleicht mit zu ihren klaren Ansagen

motiviert haben könnten. Die US-Industrie hat jüngst deutlich an

Schwungkraft verloren. Nach den guten Jahren - immerhin zehn an der

Zahl - könnten sich nun magere Jahre einstellen. Ein wenig Pulver hat

sich die Fed mit ihren Zinserhöhungen bereitgelegt, wenn sie der

Wirtschaft bei einem Abschwung, der sich immer mehr andeutet, wieder

stützend unter die Arme greifen muss. Ob dieses Niveau beim Leitzins,

das deutlich unter den Niveaus vergangener Zinszyklen liegt, dafür

ausreichend sein wird, muss sich dann erst noch herausstellen. Es

wird davon abhängig sein, wie tief und lang die Rezession in den USA

ausfallen wird.

Solche Signale in Richtung Rezession kommen aber nicht nur von der

Wirtschaft, sondern auch vom Bondmarkt. Dort ist die Kurve im Verlauf

des vergangenen Jahres immer stärker abgeflacht. Gegen Ende 2018 kam

es dann zur Inversion, allerdings bislang nur im kurz- bis

mittelfristigen Laufzeitenbereich. Das ist auch aktuell noch so: Am

Freitag der abgelaufenen Woche lagen die zweijährigen

Staatsanleiherenditen mit 2,55 Prozent über den fünfjährigen

Anleiherenditen. Ein großer Abstand zu den zehnjährigen Sätzen

besteht auch nicht mehr. Zehnjährige US-Staatsanleihepapiere

rentieren mit gut 2,7 Prozent - sie sind jüngst kräftig

zurückgefallen. Das ist auch bei der Fed alles nicht unbemerkt

geblieben, wie die jüngsten Äußerungen zeigen. Man sollte sich besser

darauf einstellen, dass die Fed die Wende nach unten vorbereitet.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

AXC0260 2019-01-11/20:33

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.