Netz und doppelter Boden, Kommentar zu Vonovia von Annette Becker

Frankfurt (ots) - Mit einem preislich leicht nachgebesserten Angebot bietet

Vonovia den Aktionären von Deutsche Wohnen eine letzte Chance, den

unangefochtenen Marktführer auf dem europäischen Wohnimmobilienmarkt aus der

Taufe zu heben. Die im vorherigen Anlauf zur Schau getragene Siegesgewissheit

wird jetzt durch Netz und doppelten Boden ersetzt, um ein abermaliges Scheitern

der milliardenschweren Übernahme zu verhindern. Dazu hat Vonovia die Beteiligung

am Zielobjekt auf knapp 30 % aufgestockt und sich damit in eine ungleich bessere

Ausgangsposition gebracht. Um die erforderlichen 50 % plus eine Aktie zu

erhalten, sind also nur noch schmale 20 % nötig.

Das ist etwa der Anteil, der sich nach Schätzungen in Händen passiver Indexfonds

befindet. Diese allerdings können ihre Aktien wie schon im vorherigen Angebot

erst andienen, wenn die Offerte von Erfolg gekrönt ist und Deutsche Wohnen aus

dem Dax fliegt. Die Hedgefonds dagegen, die zuletzt auf eine höhere Offerte

spekulierten, haben es erneut in der Hand, den Deal zum Fliegen zu bringen.

Doch auf Zufall und Wohlwollen dieser Investoren wollen es Vonovia-Chef Rolf

Buch und sein Vize in spe, Michael Zahn, nicht mehr ankommen lassen. Vielmehr

wird aktiv an den Parametern geschraubt, um etwaigen Spekulationen den Boden zu

entziehen. So sichert Vonovia diesmal explizit zu, für die Dauer von drei Jahren

auf den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit Deutsche

Wohnen zu verzichten. Will heißen, wer auf einen Nachschlag im Rahmen eines

Abfindungsangebots setzt, muss sich zumindest in Geduld üben.

Damit bleibt Vonovia zwar der Zugriff auf den Cash-flow des Berliner

Wohnungskonzerns verwehrt, doch kann sich der Branchenprimus je nach

Beteiligungshöhe nach Ablauf des Angebots entsprechend niedrige oder hohe

Dividenden ausschütten lassen. Zudem kommt Vonovia den Fonds entgegen, die ihre

Aktien in der ersten Frist einreichen. Sie sollen den Kaufpreis direkt nach

Ablauf der ersten Frist erhalten und nicht wie üblich erst am Ende der

Nachfrist.

Obendrein kann Deutsche Wohnen dem Erreichen der Annahmeschwelle "unter

bestimmten Voraussetzungen" behilflich sein, indem Vonovia weitere Aktien im

Wege einer Kapitalerhöhung zugeschustert werden. Last but not least gibt es die

Möglichkeit, die Annahmeschwelle zu senken, wissend, dass Indexfonds im

Anschluss ihre Aktien andienen und damit die 50-%-Hürde genommen wird.

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