Jetzt also auch Frankreich. Mit dem kurzfristigen Entschluss, in seinem Heimatland Neuwahlen auszurufen, hat sich der französische Präsident Emmanuel Macron politisch ein echtes Eigentor geschossen. Er ist nach dem Sieg der Rechten bei der Parlamentswahl nur noch ein Staatspräsident auf Zeit und vor allem einer mit arg geschrumpftem Geltungsbereich. Die politischen Unruhen in unserem Nachbarland kommen zur Unzeit. Denn auch die amtierende Bundesregierung schleppt sich eher nur noch durch den Rest der Legislaturperiode bis zur kommenden Bundestagswahl im Herbst 2025, als dass sie wirklich regiert. Wenn die zwei früheren europäischen Lokomotiven Frankreich und Deutschland kränkeln, hat Kerneuropa gleich eine Lungenentzündung. Von Einheit ist wenig zu spüren – das gilt auch für das bröckelnde Verhältnis Europas zu den Vereinigten Staaten. Ganz gleich, wer künftiger US-Präsident wird – die politischen Störfeuer zwischen Washington, Brüssel und Berlin nehmen zu. Das gilt im verstärkten Maße auch für die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Die frühere alleinige Weltmacht und der Emporkömmling aus Fernost ringen um die Weltherrschaft, Europa droht dabei zwischen die Stühle zu geraten.

Das deutsche, auf Export fokussierte Wachstumsmodell hat ausgedient

Alles, was sich derzeit auf der weltpolitischen Bühne abspielt, hat zugleich massive Auswirkungen auf das exportorientierte deutsche Wirtschaftsmodell im Besonderen, auf unsere Wachstumsperspektiven und die Zukunftsaussichten, auch für die Börse und speziell für die 40 großen Unternehmen im DAX. Die Globalisierung und der Freihandel, wie wir sie bis vor wenigen Jahren kannten, sind Geschichte. Das trifft speziell die Exportweltmeister – Deutschland, aber auch China. Die einst so reibungslos schnurrende globalisierte Welt hat sich in eine tief zerklüftete Arena zurückverwandelt, in der die Mächtigen um die Vorherrschaft ringen – und, wie sich in der Ukraine zeigt, auch nicht vor Waffengewalt und Kriegen zurückschrecken.

Wir haben schon mal in ruhigeren Zeiten gelebt. Und so sehr ich es mir auch wünsche: Eine schnelle Rückkehr zum Status quo der goldenen Zeiten der Globalisierung wird es (so schnell) nicht geben. Ganz im Gegenteil: Überall ziehen einzelne Länder oder Wirtschaftsblöcke neue Handelsschranken hoch. Jüngstes Beispiel sind die Zölle der Europäischen Union auf E-Autos aus China. Seit Anfang Juli fallen auf in China gefertigte Fahrzeuge bei der Einfuhr nach Europa Sonderzölle zwischen 17,4 und 37,6 Prozent an. Sie werden zusätzlich zum Standardsatz von zehn Prozent erhoben. Für die chinesischen E-Autofirmen bedeutet das deutlich weniger Absatz in Europa. Und für europäische Premiumautobauer wie Audi oder BMW, die im Reich der Mitte an die wachsende wohlhabende Schicht ihre Autos verkaufen wollen, im Umkehrschluss große Unsicherheit und Sorgen: Reagiert China mit ähnlichen Strafzöllen auf Autoimporte aus dem Westen?

Politische Krisen hinterlassen ihre Spuren an der Börse

An der Börse werden solche protektionistischen Machtspiele mit Sorge betrachtet – und in der Regel mit Kurseinbußen abgestraft. Und überhaupt ist alles, was nach tieferer politischer Krise riecht, Gift für die Stimmung an den Kapitalmärkten und steigende Aktienkurse.

Es gibt keine Vorschrift, nur auf steigende Börsenkurse zu setzen

 

Doch Anleger sollten nicht verzagen. Wer sagt denn, dass man an der Börse nur von steigenden Kursen profitieren kann? Nun, auf steigende Kurse zu setzen, das macht die weit überwiegende Mehrzahl. Und es ist ja auch zutiefst menschlich, auf gute Nachrichten statt auf schlechte zu setzen. Nun ist die Welt der Politik und Wirtschaft aber kein Wolkenkuckucksheim, gerade momentan nicht. Daher sollten Anleger mit der Zeit gehen und in Teilen – allein zur Depotsicherung – auch auf fallende Kurse setzen.

Die von mir verwendete Short-Trading-Methode basiert auf der Analyse von Kursen und dem Einsatz eines speziellen Indikators, den ich den AR-Indikator nenne. Dieser Indikator hilft mir, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg und Ausstieg bei fallenden Kursen zu erkennen. Im Gegensatz zu traditionellen Strategien, die nur auf steigende Kurse setzen, profitieren Anleger auf diese Weise von einem doppelten Hebel – bei Kursgewinnen und Kursverlusten des Basiswerts. Voraussetzung für einen Erfolg mit dieser Strategie ist jedoch ein permanentes Beobachten des Markts und des Basiswerts. Es ist also das komplette Gegenteil einer Buy-and-Hold-Strategie, die im Übrigen aber generell im Zeitalter der Megatransformationen, der Zeitenwende und der großen politischen Krisen eh nicht mehr das Mittel der Wahl sein sollte.

Das aktuelle Marktumfeld ist herausfordernd, es bietet aber wie beschrieben auch große Chancen für kurzfristiges Trading, auch auf fallende Kurse. Doch unvorbereitet sollte sich niemand in den Markt stürzen. Ein typischer Anfängerfehler ist es, ohne ausreichendes Risikomanagement Kurswetten einzugehen. 

Über den Autor:

Der 34-jährige André Rosenthal ist ein erfolgreicher Trading-Experte und Investor. Bekannt durch seine Social-Media-Kanäle bietet er dort wertvolle Einblicke rund um Trading und Investment. Neben seiner Online-Präsenz gibt er sein Wissen und Methoden in verschiedenen Kursen weiter. Seine Plattform Rosenthal Trading ist eine zentrale Anlaufstelle für alle, die mehr über erfolgreiche Anlagestrategien erfahren möchten.