Die Österreichische Post möchte ihre Dienstleistungen für österreichische Kunden "in einem maximalen Ausmaß selbst machen", dafür fehlt ihr allerdings das Personal. "Wir würden sofort 2.000 Leute einstellen", sagte Post-Generaldirektor Georg Pölzl zur APA. Mehr als 19.000 Leute beschäftigt die Post derzeit im Inlandsgeschäft, dazu kommen rund 5.000 Jobs bei Vorleistern.

Dass man etwa in den Logistikzentren mit Zeitarbeitskräften arbeite, "das ist nicht gewollt", so Pölzl. "Unser Frächteranteil zum Beispiel im Güterverkehr ist zu hoch. Wir haben ein Programm verabschiedet, wo wir diese Tätigkeit insourcen, wir investieren da auch ordentlich. Nur, woher kriegen Sie die Kraftfahrer?" Man benötige Leute aller Qualifikationsstufen. Das seien angelernte Tätigkeiten in Logistikzentren, aber auch Techniker, Zusteller und IT-Fachkräfte.

Typischerweise seien sehr große Unternehmen wie die Post eher kapitalintensiv, erklärte der Ökonom Christian Helmenstein. Sein Economica-Institut hat die volkswirtschaftlichen Effekte der Österreichischen Post berechnet. Die Post sei aber nach wie vor ein überdurchschnittlich beschäftigungsintensives Unternehmen mit einem Beschäftigungsmultiplikator von 1,4. "Das bedeutet: Auf zehn Arbeitsplätze in der Post direkt kommen vier weitere Arbeitsplätze im Wertschöpfungsnetzwerk der Post." Das sei kein allzu hoher Wert, "das ist offensichtlich Teil der Unternehmensstrategie und der Bemühungen, möglichst viele Dinge selbst zu machen, wenn man sie selber beherrscht". Jedes 173. Beschäftigungsverhältnis in Österreich beruhe auf dem Inlandsgeschäft der Post.

Insgesamt sind bei der Post im In- und Ausland mehr als 29.000 Menschen direkt beschäftigt, wobei der Fokus neben Österreich und Deutschland auch auf dem Paketbereich im südost- und osteuropäischen Raum (Slowakei, Ungarn Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro und Bulgarien) sowie der Türkei liegt. "Dieser Footprint ist irgendwo auch von Opportunities gekennzeichnet. Wenn man ein Haus kaufen will, muss es auch zu haben sein", sagte Pölzl. Weiteren Zukäufen wäre man nicht abgeneigt, allerdings sei man nicht bereit und auch nicht in der Lage, Preise zu bezahlen, wie sie international bezahlt worden seien. "Wir haben zum Beispiel EBIT-Multiples von über 10 gesehen. Das bezahlen wir nicht." DHL habe es sich leisten können, im Nachhinein Milliarden abzuschreiben. "Strategisch war das trotzdem richtig. Nur, wenn das die Österreichische Post gemacht hätte, wären wir heute tot."

Die Post macht einen Jahresumsatz von rund 2,5 Mrd. Euro, ungefähr die Hälfte davon mit Briefen und die andere Hälfte mit Paketen. 20 Prozent des Umsatzes stammen vom internationalen Paketgeschäft. "Im wesentlichen ist das die Türkei und Südosteuropa", erklärte Pölzl. Österreich versorge man flächendeckend mit Briefen und Paketen, aber auch mit Finanzdienstleistungen und Telekommunikationsdienstleistungen. In Wien sei man beispielsweise mit Filialen und Abholstationen in einem Raster von 500 bis 700 Metern positioniert. "Wir wollen die Dichte sogar noch erhöhen, das schaffen wir aber nur durch Selbstbedienungsstationen." Künftig werde es einen wesentlich höheren Anteil von direkter Zustellung in solche Stationen geben.

Die Zustellung des Klimabonus habe die Post "an die Grenzen unserer Möglichkeiten gebracht, weil in sehr kurzer Zeit 1,3 Millionen Poststücke versendet wurden. 70 Prozent davon sind hinterlegt worden, wir haben aber auch diese Gutscheine gleich ausbezahlt." Auch während der Pandemie habe die Post bei der Impf- und Masken-Logistik eine wichtige Rolle gespielt.

Man wolle in Österreich Marktführer bei Briefen und Paketen bleiben, so Pölzl, aber auch in regional und thematisch nahen Märkten wachsen, etwa mit Dienstleistungen beim E-Commerce.

In den letzten Jahren hat die Post stark in den Ausbau ihrer Logistikzentren investiert, wobei das Geld dafür zum Teil aus dem Auslandsgeschäft stammt. "Unsere Auslandsgeschäfte sind cash-positiv", so Pölzl, "wir haben ordentliche Rückflüsse aus dem Auslandsgeschäft nach Österreich." Auch in der Türkei werde einiges investiert, "die Türkei finanziert sich aber aus dem eigenen Geschäft". Die Sortierleistung der Logistikzentren habe 2018 noch rund 50.000 Pakete pro Stunde betragen - bis Ende 2023 werde man 140.000 Pakete pro Stunde schaffen. "Zur Zeit stehen wir irgendwo bei 120.000." Ende 2023 soll das Logistikzentrum in Wien-Inzersdorf ausgebaut sein, das dann mit einer Sortierleistung von 25.000 bis 30.000 Paketen pro Stunde das größte Logistikzentrum der Post in Österreich sein wird.

In Österreich generiere die Post eine jährliche Wertschöpfung von 1,924 Mrd. Euro, hat Economica-Chef Helmenstein berechnet. Davon stammen 1,34 Mrd. Euro direkt von der Post, 385 Mio. Euro an Wertschöpfung entstehen in anderen Unternehmen, die Vorleistungen erbringen, und knapp 200 Mio. Euro entstehen durch den Konsum von Löhnen und Gehältern. "Jeder 187. Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, ist auf das Inlandsgeschäft der Post zurückzuführen", erklärte Helmenstein.

Darüber hinaus hat er für die Post auch deren fiskalischen Fußabdruck berechnet, also die Steuern und Abgaben. "Die etwas über 1,9 Mrd. Euro Wertschöpfung im Ökosystem der Post transformieren sich in einen zusätzlichen fiskalischen Effekt von 838 Mio. Euro." Das sei etwa das doppelte der NoVA und mehr als die Einnahmen aus der Grundsteuer, so Helmenstein.

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