Im Rohstoff-Geschäft gibt es eine Besonderheit: den Schweinezyklus. Dieser Begriff hatte früher nur mit den Vierbeinern zu tun, wird jetzt aber auch für den Minensektor verwendet. Sein Kern: Niedrige Preise für Rohstoffe, die erst nach einer gewissen Zeit auf den Markt kommen können, führen auf Dauer zu deutlich sinkender Produktion. Irgendwann steigt die Nachfrage nach Industriemetallen wieder. Nun kann man aber eine Mine nicht heute in Betrieb nehmen und morgen die Metalle liefern. Das dauert Jahre. Also steigen die Preise so lange an, bis der Markt ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erahnt.

Drei große Treiber für mehr Nachfrage.

Was befeuert aktuell die Nachfrage nach Rohstoffen, vor allem nach Industriemetallen und seltenen Erden? Wir sehen drei Faktoren:

• Die Systemkonkurrenz zwischen den USA und China führt dazu, dass beide Nationen weltweit ihre Einfluss-Sphären ausdehnen, um die Rohstoffversorgung zu gewährleisten. China etwa ist in Afrika sehr aktiv, um sich Lithium und Kobalt sowie seltene Erden zu sichern, die man u.a. für Smartphones benötigt.

• Die EU und die USA unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden wollen die Emission von Kohlendioxid drastisch senken. Dazu müssen die Produktion von Energie, der Verkehr, die Landwirtschaft, das Wohnen auf den Prüfstand: Sind sie klimaneutral? Um die Ziele in absehbarer Zeit zu erreichen, braucht es erhebliche Mengen an teils neuen Rohstoffen – etwa für Windräder, Elektroautos, die Schifffahrt u.a.

• Covid-Pandemie und Lockdown haben zu einem echten Konsumstau geführt. Nach ausreichenden Impfungen und Lockerungen dürften die Verbraucher ausgiebig auf Shoppingtour gehen. Auch für steigenden Konsum braucht es mehr Rohstoffe.

Der neue Superzyklus nimmt Fahrt auf.

Wenn wir beide Faktoren gegeneinander abwägen, sehen wir folgendes Szenario: Das aktuelle und absehbare Angebot von Industriemetallen ist im Verhältnis zur wachsenden Nachfrage deutlich zu gering. Daher steigen die Preise für Kupfer, Aluminium, Zink und Co seit dem Frühjahr 2020 steil an. Aus unserer Perspektive ist dies alles andere als eine Eintagsfliege, sondern der Beginn eines neuen Superzyklus bei diesen Rohstoffen. Dies lässt sich sehr gut in der langfristigen Perspektive über 30 Jahre erkennen, wie die Grafik zeigt. So ist der Kombi-Index des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Kupfer, Aluminium, Eisenerz, Zinn, Nickel, Zink, Blei und Uran seit Frühjahr 2020 um 50 Prozent gestiegen.

Preise könnten sich weiter verdoppeln.

Überträgt man die Dimension des letzten Metall-Superzyklus von 2003 bis 2011 auf die heutige Zeit, könnten sich die Preise ausgehend von ihrem Tief im Frühjahr 2020 verdoppeln bis verdreifachen. Dann würde der Gebrauchsmetall-Index Werte zwischen 150 und 200 erreichen. Das wäre ein weiterer Anstieg von 50 bis 100 Prozent. Angesichts der stark wachsenden Nachfrage (siehe die Gründe oben) könnte der Index aber durchaus auch höher steigen. Auf jeden Fall wird der neue Aufwärtstrend einige Jahre anhalten.

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