(neu: Aussage aus der Telefonkonferenz zum Aktienrückkauf, Analyst, Aktienkurs)

GUILDFORD (dpa-AFX) - Der weltweit größte Industriegase-Konzern Linde wird dank gut laufender Geschäfte immer zuversichtlicher für das laufende Jahr. Das Gewinnziel hob das Unternehmen das zweite Mal an. Linde habe ein weiteres Quartal mit Rekorden bei den Finanzergebnissen vorgelegt, sagte Unternehmenschef Steve Angel am Freitag bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal. Mit Blick auf die Zukunft ist er zuversichtlich, dass das Unternehmen ein weiteres hervorragendes Jahr liefern wird.

2021 peilt Linde nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 10,10 bis 10,30 US-Dollar an, wie der im Dax notierte Konzern in Guildford bei London mitteilte. Das wäre ein Anstieg im Jahresvergleich um 23 bis 25 Prozent. Dabei profitiere Linde auch von günstigen Währungseffekten. Zuletzt war das Unternehmen von einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 9,60 bis 9,80 Dollar ausgegangen. Für das dritte Quartal kalkuliert das Management mit 2,60 bis 2,70 US-Dollar.

An der Börse kam die Quartalsbilanz gut an. Die Aktie drehte nach Vorlage der Zahlen ins Plus und stieg am Nachmittag auf ein Rekordhoch. Zuletzt legte das Papier um rund 2,4 Prozent auf 257,70 Euro zu und war damit mit Abstand der größte Kursgewinner im Dax. Analyst Robert Koort von Goldman Sachs hob lobend hervor, dass der Hersteller von Industriegasen den Umsatz in allen Regionen gesteigert habe. Das habe im wesentlichen für den überraschend hohen Gewinn gesorgt. In der Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) habe sich die Profitabilität am besten entwickelt. Seit Jahresbeginn gewann das Papier mehr als ein Fünftel und gehört damit zu den stärksten Werten im deutschen Leitindex.

Im zweiten Quartal stieg der bereinigte Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 2,70 Dollar. Das war mehr als von Experten im Schnitt erwartet. Im fortgeführten Geschäft legte der bereinigte Gewinn um 41 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Dollar zu. Der Umsatz kletterte dank höherer Preise und Volumen um 19 Prozent auf 7,6 Milliarden Dollar. Mehr umsetzen konnte Linde im Gasegeschäft in allen Regionen. Die Erlöse in der kleineren Sparte Anlagenbau gingen hingegen leicht zurück.

Linde ist seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen. Der Konkurrent der französischen Air Liquide beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in der Region Amerika, rund 25 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und rund 20 Prozent aus Asien.

Der ehemalige Praxair-Chef Angel führt Linde nach US-Stil: Das Unternehmen schüttet jedes Quartal eine Dividende aus und bilanziert in Dollar. Zudem startete der Konzern Anfang des Jahres ein neues Aktienrückkaufprogramm. Der Konzern will bis Mitte 2023 Papiere für bis zu fünf Milliarden Dollar erwerben. Linde habe bis Ende des ersten Halbjahres 2021 bereits Aktien im Wert von mehr als zwei Milliarden Aktien Dollar gekauft, sagte Finanzchef Matt White. Das Unternehmen kaufe täglich Aktien zurück, wenn möglich.

Angel gehört zu den Dax-Chefs mit dem höchsten Gehalt. Seit dem Zusammenschluss trimmt er den Konzern auf Profitabilität. Dies kam Linde auch 2020 zugute. Allein im Gasegeschäft sei die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland seit August 2018 über Freiwilligenprogramme und nicht wieder besetzte Stellen von knapp 3900 auf knapp 2700 gesunken, hieß es aus Arbeitnehmerkreisen. Nun sollen weitere 500 Arbeitsplätze in Deutschland bis Ende 2022 gestrichen werden. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet. Weltweit beschäftigte Linde plc Ende März 2021 rund 72 000 Mitarbeiter, das waren 9 Prozent weniger als noch im Vorjahreszeitraum.

Die Anteile von Linde Plc legten seit dem Abschluss der Fusion Ende Oktober 2018 um etwas mehr als 70 Prozent zu. Sie knüpften mit ihrer Entwicklung bisher nahtlos an die Gewinne der Anteile an der Linde AG an. Diese hatten seit dem Sommer 2016, als die beiden Unternehmen zum ersten Mal über einen Zusammenschluss gesprochen hatten, um fast 40 Prozent zugelegt.

Linde ist mit einem Börsenwert von derzeit rund 130 Milliarden Euro nach dem Softwarekonzern SAP (149 Mrd Euro) die Nummer zwei im Dax, vor dem Autokonzern Volkswagen (126 Mrd Euro), Siemens (113 Mrd Euro) und Allianz (87 Mrd Euro). Der französische Konkurrent Air Liquide kommt derzeit nur auf einen Börsenwert von knapp 71 Milliarden Euro.

Mitte August 2016 - also vor den ersten Berichten über eine Fusion mit Praxair - kam Linde gerade mal auf etwas mehr als 25 Milliarden Euro Börsenwert und lag damit noch in der unteren Hälfte des deutschen Leitindex./mne/men/he

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