(neu: Schlusskurs und Analystenstimmen)

GUILDFORD/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Gasekonzern Linde hat im vergangenen Jahr mehr Gewinn gemacht und zeigt sich auch für das laufende Jahr optimistisch. Der Konzern will von gut laufenden Geschäften rund um das Gesundheitswesen, Elektronik und saubere Energie profitieren. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, sank der Umsatz zwar 2020 um drei Prozent auf 27,2 Milliarden US-Dollar, weil sich Projekte wegen der Corona-Pandemie verzögerten. Aber das Betriebsergebnis legte um zehn Prozent auf 3,3 Milliarden zu, der Gewinn stieg von 2,3 Milliarden auf 2,5 Milliarden Dollar.

Linde habe sich damit "außerordentlich gut" geschlagen, sagte Vorstandschef Steve Angel, der den Konzern in Danbury in den USA leitet. Auch 2021 soll der Gewinn deutlich steigen. "Mit Blick auf die Zukunft bleiben die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten zwar unsicher", so Angel. Dennoch sei er zuversichtlich, dass Linde unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld ein zweistelliges Wachstum des Gewinns pro Aktie erzielen und eine etwaige Konjunkturerholung auch noch nutzen könne.

An der Börse kam das gut an. Die Aktien des Dax-Konzerns drehten nach den Geschäftszahlen am Mittag ins Plus. Zu Handelsschluss legten die Papiere um 1,4 Prozent zu. Der Gaskonzern habe im vierten Quartal in allen Regionen die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Jonas Oxgaard vom US-Analysehaus Bernstein Research in einer vorliegenden Studie. Das Ergebnis sei für die derzeit herausfordernden Zeiten herausragend. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank wies zudem auf das Gewinnziel für das laufende Jahr, das leicht besser ausgefallen sei als erwartet.

Für 2021 peilt Linde einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 9,10 bis 9,30 US-Dollar an. Analysten haben hier im Schnitt 9,13 Dollar auf ihrem Zettel nach 8,23 Dollar im Vorjahr. Für das erste Quartal kalkuliert das Management mit 2,20 bis 2,25 Dollar. Dabei sollen sich Wechselkurseffekte im laufenden Jahr eher positiv auswirken. Die Dividende soll um zehn Prozent erhöht werden. Zugleich setzt das Unternehmen seine Aktien-Rückkäufe fort. Insgesamt will Linde zwischen 3,0 und 3,6 Milliarden Dollar investieren nach 3,4 Milliarden Dollar im Jahr 2020.

Linde ist seit der Fusion des Münchner Traditionskonzerns mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen und beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in Amerika. Weltweit beschäftigt Linde plc 80 000 Mitarbeiter.

Künftig will der Linde-Chef das Geschäft mit Wasserstoff stark ausbauen. Das Unternehmen erzielt laut Angel schon heute mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz mit Produktion, Vertrieb, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff. "Und angesichts der erwarteten Investitionsvorhaben von mehr als 100 Milliarden Dollar denke ich, dass sich unser Wasserstoffgeschäft in Zukunft vervierfachen könnte", sagte er vor wenigen Monaten. Gerade bei großen Transportmitteln wie Lastwagen, Zügen, Fähren und Bussen werde sich Wasserstoff zuerst durchsetzen.

Linde baut auch schon für eine Zeit ohne Angel als Chef vor. Wenn alles gut läuft, könnte Vorstandsmitglied Sanjiv Lamba in rund einem Jahr den Chefsessel übernehmen, schrieb das "Handelsblatt" jüngst unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Lamba, der bereits vor der Fusion mit Praxair bei Linde im Vorstand saß, leitet seit Januar das operative Geschäft. "Das nächste Jahr wird für Lamba das entscheidende sein", sagte Linde-Verwaltungsratschef Wolfgang Reitzle dem Blatt.

Bestätigen wollte er die Spekulationen um die Neubesetzung des Chefsessels nicht. Der Verwaltungsrat werde rechtzeitig über die Nachfolge Angels entscheiden, sagte er. Wenn Lamba in den kommenden ein bis zwei Jahren Linde-Chef wird, dann dürfte Angel Verwaltungsratschef werden./mne/rol/nas/he

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