PEKING (dpa-AFX) - In China haben Umfragen unter Einkaufsmanager eine durchwachsene Stimmung in den Industriebetrieben der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gezeigt. Bei den eher kleineren Unternehmen war die Stimmung etwas besser, während bei den meist größeren Firmen die Laune getrübt bleibt.

Wie aus einer unabhängigen Erhebung des Wirtschaftsmagazins "Caixin" hervorgeht, hat sich die Stimmung im August wieder etwas verbessert. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ergab 50,4 Punkte und lag damit 0,6 Punkte höher als im Juli. In jenem Monat war die Kennzahl auf ein Neun-Monats-Tief gestürzt. Ein Wert über 50 signalisiert eine Ausweitung der Produktion.

Während der Index von "Caixin" zulegte, ist der offizielle Stimmungsindikator des chinesischen Statistikamtes für August hingegen gesunken. Dieser signalisierte mit einem Wert von 49,1 Punkten eine eher trübe Stimmung, wie aus Daten hervorgeht, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Dass beide Indizes unterschiedliche Trends für denselben Sektor signalisieren, liegt auch daran, dass das Statistikamt für seinen Index eher Einkaufsmanager großer und staatlicher Unternehmen befragt. Im PMI von "Caixin" sind dagegen auch kleinere Privatfirmen vertreten oder solche, die exportorientierter sind.

Das verarbeitende Gewerbe hat im ersten Halbjahr dieses Jahres laut offiziellen Daten mehr als ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung ausgemacht. Der PMI gilt als wichtiger Frühindikator für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Der Ökonom Wang Zhe von der Caxin Insight Group sagte, dass eine stabile Ausweitung von Angebot und Nachfrage zur Verbesserung im verarbeitenden Gewerbe beigetragen habe. Der Analyst gab jedoch Grund zur Vorsicht, da sich Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal zwar stabilisiert habe, die Leistung jedoch unter den Markterwartungen lag.

Mit Blick auf den staatlichen Stimmungsindikator bleiben Experten skeptisch eingestellt. "Der Gegenwind für die derzeit wichtigste Wachstumsstütze der chinesischen Wirtschaft nimmt zu", sagte Analyst Sandro Pannagl von der Landesbank Baden-Württemberg. Er verwies darauf, dass sich der staatliche Einkaufsmanagerindex bereits den vierten Monat in Folge im Kontraktionsbereich befinde.

Bei den Auftragseingängen sowie der Produktion habe es zuletzt eine Steigerung gegeben, sagte Pannagl. Dies sei aber wahrscheinlich auf Vorzieheffekte angesichts des schwieriger werdenden internationalen Umfelds zurückzuführen.

Chinas Wirtschaft leidet unter einer schwachen Nachfrage im Inland. Auch die Nachfrage im Ausland birgt laut dem Caixin-Experten Wang Unsicherheiten für die exportorientierte Wirtschaft. Streitigkeiten mit wichtigen Handelspartnern wie der EU und den USA, aber auch eine Immobilienkrise in China dürften der Regierung in Peking, die für dieses Jahr ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent ausgegeben hatte, Sorgen bereiten./jon/DP/jkr/lfi/stk

AXC0141 2024-09-02/13:22

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.