Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA hat der Corona-Pandemie 2020 getrotzt und Umsatz und Ergebnis kräftig gesteigert. Dabei half vor allem die brummende Laborsparte, die auch von einer gestiegenen Nachfrage im Zusammenhang mit Covid-19 profitierte. Für 2021 rechnet der Konzern damit, dass sich die jüngste Erholung seines Geschäfts fortsetzt, wie Merck am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Das Management stellt für 2021 weitere spürbare Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis in Aussicht.

An der Börse wurden die Nachrichten kurzzeitig mit einem Kursverlust von bis zu zwei Prozent quittiert. Die Aktie erholte sich aber schnell wieder und lag zuletzt mit 0,7 Prozent im Plus. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit immer noch rund fünf Prozent eingebüßt.

Merck war 2020 vor allem im Frühjahr von der Pandemie getroffen worden. Ab dem Frühsommer ging es aber schon wieder aufwärts. Neben dem Zugpferd - der Laborsparte - trugen auch das Halbleitergeschäft und in der Pharmasparte der gute Lauf neuer Medikamente wie Mavenclad (Multiple Sklerose) und Bavencio (Krebs) zum Wachstum im Gesamtjahr bei.

"Das Jahr 2020 war geprägt von beispiellosen Turbulenzen”, sagte der scheidende Konzernchef Stefan Oschmann laut Mitteilung. "Wir haben aber auch unter Pandemiebedingungen unsere Strategie konsequent weiter umgesetzt und ein wirklich hervorragendes Geschäftsergebnis erzielt."

Die Erlöse stiegen so auch dank Übernahmen im Vergleich zum Vorjahr um knapp 9 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro. Rechnet man den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen sowie Währungseffekte heraus, betrug das Plus 6 Prozent. Damit übertraf Merck beim Umsatz die eigene Prognose und die Erwartungen der Analysten. Im Schlussquartal wuchsen alle drei Unternehmensbereiche, allerdings bremsten Währungseffekte stark.

Obwohl das Laborgeschäft florierte, hatte Merck im vergangenen Frühjahr auch dort die Pandemie zu spüren bekommen. Wegen der Lockdowns blieben Forschungseinrichtungen und gewerbliche Labore geschlossen. Im zweiten Halbjahr erholte sich das Merck-Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für akademische Forschungseinrichtungen wieder etwas. Auch der Bereich für Produkte für Forscher und gewerbliche Labore erzielte 2020 noch ein leichtes Wachstum.

Während das Halbleitergeschäft von der starken Markterholung profitierte, ging der bereits länger anhaltende Umsatzschwund im Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Displays und Smartphones weiter. Zudem bekam der Konzern in seinem Geschäft mit Farbpigmenten die maue Nachfrage aus der Kosmetik- und Autoindustrie zu spüren.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um fast 19 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Für den starken Anstieg war auch eine Auflösung von Rückstellungen verantwortlich, nachdem Merck einen Patentstreit mit dem US-Konzern Biogen gewonnen hatte. Nach Steuern stieg der Gewinn um gut die Hälfte auf fast zwei Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine von 1,30 auf 1,40 Euro je Aktie erhöhte Dividende erhalten.

Für das neue Jahr erwartet Merck nun ein starkes organisches Umsatzwachstum, zu dem alle Bereiche beitragen sollen - vor allem erneut das Laborgeschäft. Das bereinigte Ebitda soll organisch im hohen einstelligen bis niedrigen Zehnerprozentbereich wachsen. Unter Berücksichtigung des Beitrags aus aufgelösten Rückstellungen in 2020 geht Merck beim bereinigten Ebitda von einem leichten bis moderaten organischen Plus aus.

Konzernchef Stefan Oschmann präsentiert mit der 2020er-Bilanz zum letzten Mal die Ergebnisse des Konzerns. Nach zehn Jahren in der Geschäftsleitung, davon fünf als Unternehmenslenker gibt er die Geschicke bald an die amtierende Vizechefin Belén Garijo ab. Die Spanierin leitet derzeit die Pharmasparte. Garijo übernimmt ab Mai die Konzernführung./tav/stw/jha/

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AXC0146 2021-03-04/09:53

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