Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus in Asien haben die europäischen Börsen ihre Vortagesverluste ausgeweitet. Der europäische Leitindex EuroStoxx kam dabei am Nachmittag mit den New Yorker Börsen zusätzlich unter Druck, als aus den USA auch noch schwache Wirtschaftsdaten gekommen waren.

Am Ende büßte der Leitindex der Eurozone 0,59 Prozent auf 3800,38 Punkte ein. Auf Wochensicht fuhr er damit ein Minus von rund einem Prozent ein. Für das französische Börsenbarometer Cac 40 ging es am Freitag um 0,54 Prozent auf 6029,72 Punkte nach unten. Der Londoner FTSE 100 gab um 0,44 Prozent auf 7403,92 Punkte nach.

In puncto Coronavirus richtet sich der Fokus inzwischen nach Südkorea, wo die Zahl der Infizierten den zweiten Tag in Folge sprunghaft stieg. Der bisher größte bekannte Ausbruch außerhalb Chinas beunruhigte die Anleger und später kam noch belastend hinzu, dass ein US-Einkaufsmanagerindex überraschend eine schrumpfende Aktivität im Dienstleistungssektor signalisierte.

Weil Südkorea am Freitag 100 neue Virusfälle meldete, wurden zu Wochenschluss die Statistiken aus China am Markt hinterfragt. Marktbeobachter Jochen Stanzl von CMC Markets sprach gar von einem zunehmenden Vertrauensverlust in die dortigen Infektionszahlen. Südkorea sei ungleich kleiner und so passten die Entwicklungen nicht zusammen. "Die Investoren beschleicht ein ungutes Gefühl und sie verkaufen", sagte der Experte.

Belastend kam hinzu, dass ein Einkaufsmanagerindex überraschend eine schrumpfende Aktivität im US-Dienstleistungssektor signalisierte. Umgekehrt konnten gute Indikatoren aus der Eurozone die Nerven nicht beruhigen. Einige Experten sehen die Märkte nun auf berechtigtem Weg nach unten: "Sie haben derzeit einen Optimismus eingereist, der kaum noch bedient werden kann", sagte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Der EuroStoxx erreichte zuletzt trotz der Viruskrise den höchsten Stand seit zwölf Jahren.

Aus Branchensicht gerieten Aktien aus dem Autosektor mit fast 2 Prozent Minus bei ihrem europäischen Teilindex besonders stark unter Druck. Hier gab der französische Zulieferer Valeo mit einem fast 5-prozentigen Kursrutsch die Marschrichtung vor. Dafür verantwortlich gemacht wurde eine enttäuschende Umsatz- und Gewinnentwicklung im abgelaufenen Jahr.

Die in unruhigen Börsenzeiten wegen ihrer defensiven Eigenschaften geschätzten Versorgerwerte waren dagegen mit 0,6 Prozent Plus der größte Gewinner unter lediglich drei Sektorindizes mit positivem Vorzeichen. Aus der Branche setzten sich Iberdrola mit plus 1,3 Prozent an die EuroStoxx-Spitze.

Deutlich schwächer ging es derweil im Öl- und Gassektor mit einem Abschlag von 1,5 Prozent zu. Die Ölpreise stoppten vorerst ihre Erholung der vergangenen Tage. Eine weitere Ausbreitung des Coronavirus in Asien würde die ohnehin fragile Rohölnachfrage zusätzlich belasten, heiß es.

Am EuroStoxx-Ende knüpften die Anteilscheine von Telefonica mit Kurseinbußen von 2,9 Prozent an ihre Vortagesverluste an. Der spanische Telekommunikationskonzern hatte am Donnerstag mit einem unerwarteten Verlust im vierten Quartal negativ überrascht. Nun äußerten sich weitere Analysten skeptisch. Es fehle an Wachstumstreibern, schrieb etwa der Experte Michael Bishop von der US-Investmentbank Goldman Sachs./tih/he

 ISIN  GB0001383545  FR0003500008  EU0009658145  EU0009658160

AXC0252 2020-02-21/18:24

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