Der deutsche Aktienmarkt bleibt im Crashmodus. Der zweitägige Stabilisierungsversuch vor dem Wochenende ist schon wieder Geschichte. Die Sorgen rund um die Folgen durch die Coronavirus-Pandemie und deren Bekämpfung bleiben akut. Der Leitindex Dax sackte im frühen Handel am Montag um 4,08 Prozent auf 8564,59 Punkte ab. Der MDax verlor 4,61 Prozent auf 18 620,45 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 3,42 Prozent auf 2461,23 Punkte ein.

"Die Börsen geben den US-Politikern heute die Quittung für die ausgebliebene Einigung", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die neuerliche Talfahrt. Denn in den USA sind die Verhandlungen um ein Konjunkturpaket in Höhe von mehr als einer Billion Dollar ins Stocken geraten. Die Demokraten im US-Senat blockierten ein federführend von Republikanern erstelltes Paket gegen die Folgen des Coronavirus.

"Für die Börsen kommt das zur Unzeit. Weltweit kommt aktuell ein Hilfspaket nach dem anderen. Nur die USA können sich bislang nicht auf die Details verständigen." Altmann rechnet allerdings damit, dass die Einigung womöglich schon an diesem Tag nachgeholt wird.

Seit die Coronavirus-Panik vor vier Wochen die Börsen weltweit auf Talfahrt schickte, hat der Dax bald 40 Prozent eingebüßt. Sein im Februar erreichtes Rekordhoch bei knapp unter 13 800 Punkten scheint Lichtjahre entfernt.

Trotz des weltweiten Kampfes gegen die neuartige Lungenkrankheit wurden inzwischen knapp 14 400 Covid-19-Tote gezählt. In Europa bereitet vor allem die Entwicklung in Italien Sorgen. Dort starben bereits rund 5500 Menschen wegen des Virus. Auch in Frankreich und Spanien gibt es zunehmend mehr virusbedingte Todesfälle.

In Deutschland, wo die Zahl der Todesfälle mit unter 100 noch relativ gering ist, versuchen Bund und Länder die rasante Ausbreitung des Virus mit weiteren drastischen Beschränkungen zu verlangsamen. Inzwischen berechnete das Münchner Ifo-Institut die Kosten der Coronavirus-Krise in Deutschland, die demzufolge durchaus mehr als eine halbe Billion Euro betragen könnten. Zudem könnte die Krise und mehr als eine Million Jobs kosten.

Unternehmensseitig sehen sich immer mehr Unternehmen gezwungen, ihre Jahresziele zu streichen. Unter ihnen befindet sich nun auch der Triebwerksbauer MTU . Er setzt außerdem die Produktion an einigen europäischen Standorten für mehrere Wochen aus. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus nahm seine Jahresziele ebenfalls zurück; genauso die VW -Tochter Traton oder - wie bereits am Freitag geschehen - der Entwicklungsdienstleister für die Auto- und die Luftfahrtbranche Bertrandt . Zudem strichen einige die Dividende.

Während MTU am Dax-Ende knapp 10 Prozent einbüßten, gaben Airbus im MDax um 9 Prozent nach. Traton verloren im SDax knapp 4 Prozent und Bertrandt 1,6 Prozent.

Zu jenen, die wie Airbus keine Dividende für 2019 mehr zahlen werden, zählt außerdem der Versorger Innogy . Die frühere RWE -Tochter, die nun zum Konkurrenten Eon gehört, gab zudem Jahreszahlen bekannt. Da längst weniger als 10 Prozent der Innogy-Aktien im freien Umlauf sind, reagierten die Papiere außerhalb der Dax-Familie kaum. Sie gaben moderate 0,4 Prozent nach. Eon indes büßten im Dax knapp 7 Prozent ein.

Zu den wenigen Unternehmen, die ihre Jahresziele bekräftigten, gehörte dagegen der Immobilienkonzern LEG . Er stellte zudem wegen der Corona-Krise einen Mehrpunkteplan zum Schutz von Mietern, Kunden und Mitarbeitern vor. Die Papiere gaben im MDax um knapp 2 Prozent nach.

Dort profitierten außerdem Hellofresh von der aktuellen Aufnahme der Anteilsscheine des Kochboxenlieferanten in den Index der mittelgroßen Werte. Sie sprangen um 6,5 Prozent hoch und zählten damit zu den wenigen Gewinnern. Nur United Internet und Freenet legten dort um 1,4 und 0,8 Prozent zu.

Im SDax waren erneut die Aktien des Online-Händlers für Tierbedarf Zooplus und des Medizintechnikherstellers Drägerwerk die Favoriten mit jeweils plus 13 Prozent. Auch Dermapharm und Shop Apotheke legten kräftig um je 6 Prozent zu. Godewind Immobilien, neu im Index für geringer kapitalisierte Werte vertreten, gewannen 0,2 Prozent. Index-Neuling SNP indes büßten 6 Prozent ein./ck/mis

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0147 2020-03-23/10:13

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.