FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer durchwachsenen Handelswoche hat der
Dax am Freitag neuen Schwung erhalten. Der deutsche
Leitindex baute seine anfänglichen Gewinne in der Frühe weiter aus
und notierte zuletzt 0,92 Prozent höher auf 14 397,79 Punkten.
Börsianern zufolge fehlen derzeit jedoch größere Kurstreiber, die
das Börsenbarometer in noch luftigere Höhen befördern könnten.
Nach Gewinne von mehr als 20 Prozent seit dem Tief Ende September
und dem Sprung über die Marke von 14 400 Punkten zu Wochenbeginn war
die Aufholjagd im Dax zuletzt ins Stottern gekommen. Auch an vielen
anderen Weltbörsen stockte die Rally. Börsianer sprechen von einem
mittlerweile überkauften Niveau. In den USA mehren sich zudem die
Zweifel, dass die US-Notenbank Fed tatsächlich ihr Tempo bei den
Zinserhöhungen drosseln könnte - genau diese Hoffnung hatte die
Rally an den internationalen Handelsplätzen in den vergangenen
Wochen gespeist.
"Fürs Erste ist die Luft raus", umschrieb Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners die Stimmung. Die Börsianer warteten
nun auf Impulse. Christian Henke vom Broker IG sprach von einer
"Pattsituation". So fehle es auf der einen Seite an Anschlusskäufen,
auf der anderen Seite wollten die Investoren aber auch nicht
verkaufen. Auf Wochensicht bahnt sich aber immerhin ein Plus von
einem Prozent für den deutschen Leitindex an.
Für den MDax der mittelgroßen Werte
begann der Freitag indes mit leichten Verlusten, hier stand zuletzt
ein leichtes Minus von 0,16 Prozent auf 25 467,84 Punkte zu Buche.
Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,97
Prozent auf 3915,88 Zähler zu.
Große Treiber sind vor dem Wochenende nicht mehr in Sicht, weder auf
Konjunktur- noch auf Unternehmensseite. Mangels frischer Nachrichten
aus der ohnehin auslaufenden Bilanzsaison konzentrierten sich die
Anleger daher am Morgen zunächst auf Analystenstudien.
Im Dax erwischte es dabei die SAP -Papiere. Hier
belastete ein gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Underperform"
gesenktes Votum der Experten des Analysehauses Jefferies. Die
Anteilsscheine rutschten mit mehr als zwei Prozent Abschlag an das
Index-Ende. Analyst Charles Brennan sieht durch die strikte
Kostenkontrolle, mit der das Management des Softwarekonzerns auf die
schwächere Konjunktur reagiere, die Mittelfristziele gefährdet. Auch
stört er sich an der hohen Bewertung, die SAP-Aktien zu den
teuersten im Sektor mache.
Ebenfalls stark zeigten sich die Versorgerwerte. Hier stützte unter
anderem eine positive Studie der Societe Generale für die Eon
-Titel - diese kletterten um mehr als zwei Prozent.
Konkurrent RWE verteuerte sich minimal stärker. Nach
der Verabschiedung einer temporären Sondersteuer auf Übergewinne für
Stromerzeuger sehen Analysten für den Konzern eine Unsicherheit
beseitigt. Uniper -Anteile verteuerten sich um
siebeneinhalb Prozent, die Papiere des angeschlagenen Versorgers
schwanken jedoch stark auf nach wie vor niedrigem Kursniveau.
Die tags zuvor bereits stark gelaufenen Papiere des Triebwerksbauers
MTU blieben im Schwung und legten um knapp ein
Prozent weiter zu. Nach dem am Markt begeistert aufgenommenen
Mittelfristausblick erhöhten zahlreiche Analystenhäuser ihre
Kursziele. Bei Mercedes-Benz dürften einige Anleger
den jüngsten Kursrutscht genutzt haben: Die Anteile am Autobauer
kletterten an der Dax-Spitze um 2,4 Prozent.
Im MDax waren Knorr-Bremse gefragt, nachdem die
Experten von Oddo BHF zuvor eine Kaufempfehlung abgegeben hatten.
Der Hersteller von Bremssystemen dürfte von steigenden Preisen im
Lkw-Geschäft profitieren, argumentierte Analystin Delphine Brault.
Längerfristig seien ein wachsendes Schienensegment und die
Automation die treibenden Kräfte./tav/jha/
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