Nach seiner jüngsten Erholung vom Corona-Crash hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag den Kontakt zur 10 000-Punkte-Marke zunächst ein wenig verloren. "Der Dax stoppt seine Zwischenerholung vorerst. Das war an dem nun erreichten Preisniveau zu erwarten", schrieb der Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index Radar.

In der ersten Stunde nach dem Start sank der deutsche Leitindex um 1,53 Prozent auf 9848,25 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 1,87 Prozent auf 21 025,87 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor rund 2 Prozent.

Derweil steuert der Dax auf ein Wochenplus von mehr als 10 Prozent zu. Seit dem Krisentief aus der Vorwoche beläuft sich die Erholung sogar auf mehr als 19 Prozent. Wegen der ungebrochenen Infektionswelle, die nun immer stärker auch die USA erfasst, bleibt die Unsicherheit gleichwohl hoch. Die Vereinigten Staaten sind mittlerweile das Land mit den meisten bestätigten Coronavirus-Fällen weltweit. Wöchentliche US-Arbeitsmarktdaten hatten am Vortag gezeigt, dass die Pandemie dort bereits mit voller Wucht auf die Wirtschaft durchschlägt.

Ungeachtet dessen hatte der Dow Jones in New York am Vorabend seine fulminante Rally der letzten Tage fortgesetzt - dank positiv interpretierter Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Laut Händlern ist es jetzt aber denkbar, dass die Anleger zum Wochenschluss ihre Gewinne in trockene Tücher bringen.

Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners merkte zudem an, dass es neue Nachrichten zu Hilfspaketen der Regierungen und Notenbanken nun erst einmal nicht geben werde und diese Gemengelage könnte dem einen oder anderen Börsianer doch aufs Gemüt schlagen.

Nach einer Reihe von Jahresbilanzen in den vergangenen Tagen ist am Freitag diesbezüglich kaum etwas zu erwarten. Allerdings nehmen immer mehr Konzerne ihre Ausblicke zurück und äußern sich zur Dividende.

So will der Gabelstaplerhersteller Kion seinen Aktionären für 2019 so gut wie nichts ausschütten. Zusammen mit einer zurückgenommenen Unternehmensprognose und einem Produktionsstopp belastete dies die Aktien, sie verloren gut 5 Prozent. Die Anteile des Konkurrenten Jungheinrich notierten indes nur leicht schwächer.

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 ändert Strategie und Unternehmensführung. Man werde das operative Geschäft wieder stärker auf den Unterhaltungssektor in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ausrichten, teilte der Konzern mit. Im Zuge dessen scheidet der bisherige Vorstandschef Max Conze aus dem Unternehmen aus. Finanzvorstand Rainer Beaujean übernimmt zusätzlich das Amt des Vorstandssprechers. Anleger reagierten erfreut; die ProSieben-Papiere zogen um fast 8 Prozent an.

Weiter unter Druck geriet der Immobiliensektor . Experten befürchten, dass eine Rezession den Boom am Häusermarkt beenden könnte. So gaben denn auch Branchenwerte wie Vonovia , Aroundtown , Instone oder Deutsche Euroshop um bis zu 7 Prozent nach.

Weiter gefragt waren Werte defensiver Natur, wie jene des Versorgers Eon , die an der Dax-Spitze um 1,7 Prozent zulegten. Dahinter folgten die Anteile des Medizinkonzerns Fresenius SE und des Industriegase-Anbieters Linde mit jeweils moderaten Aufschlägen von einem halben Prozent./ajx/mis

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0105 2020-03-27/10:02

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.