Am Tag nach dem reibungslosen Machtwechsel in
den Vereinigten Staaten sind die Anleger am Donnerstag wieder etwas
vorsichtiger geworden. Nur am Morgen gelang dem Dax
kurzzeitig wieder der Sprung über die Marke von 14 000 Punkten.
Knapp 100 Punkte vor dem Rekordhoch schalteten die Anleger einen
Gang zurück. Im Fokus stand zudem die Europäische Zentralbank (EZB),
die trotz verschärfter Lockdowns an ihrer Geldpolitik keine
Änderungen vornahm. Das überraschte jedoch nicht, denn die letzte
kräftige Aufstockung geldpolitischer Stützungsmaßnahmen ist nur
wenige Wochen her.
Letztlich beendete der deutsche Leitindex den Handel mit minus 0,11
Prozent bei 13 906,67 Punkten. Dagegen machen, was weitere Rekorde
anbelangt, die Indizes aus der zweite Reihe dem Dax in diesen Tagen
etwas vor: Sowohl der MDax als auch der darunter
liegende SDax erreichten erneut Bestmarken. Der Index
der mittelgroßen Werte stieg letztlich um 0,54 Prozent auf 31 748,97
Punkte. Der Nebenwerte-Index SDax gewann 0,49 Prozent auf 15 655,73
Zähler. Europaweit sah das Bild indes trüber aus.
Der EuroStoxx 50 gab um 0,16 Prozent auf 3618,35
Punkte nach. In Paris und London ging es noch etwas deutlicher
abwärts. In den USA indes setzte sich die Rekordrally zunächst
weiter fort, allerdings ging dem Leitindex Dow Jones Industrial
rasch die Puste aus. Zum Handelsschluss in Europa
zeigte er sich nahezu unverändert zum Vortagesschluss. Die
technologielastigen Nasdaq-Börsen legten dagegen etwas weiter zu.
Der Demokrat Joe Biden ist nun der 46. Präsident der USA. Anleger
setzen große Hoffnungen in ihn, denn er will die von der
Corona-Pandemie schwer getroffene Wirtschaft mit weiteren,
billionenschweren Hilfsmaßnahmen stützen. Marktbeobachter sprechen
daher in letzter Zeit von einer "blauen Welle", auf der die Anleger
ritten. Damit meinen sie sinnbildlich die jüngsten Erfolge der von
Biden angeführten US-Demokraten, angelehnt an deren Parteifarbe.
"Noch surfen die Anleger darauf, scheinbar ohne sich der Gefahr
bewusst zu sein, dass auch diese Welle irgendwann brechen könnte",
sagte Marktexperte Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.
Auf Unternehmensseite standen die seit Ausbruch der Corona-Pandemie
bei Anlegern beliebten Aktien von Shop Apotheke im
Rampenlicht. Mit einem neuerlichen Anstieg, dieses Mal um 4,5
Prozent, verbuchten sie den nächsten Rekord. Als Treiber galten die
starken Jahreszahlen der schweizerischen Konkurrentin Zur Rose
, deren Papiere in Zürich um 8,9 Prozent hochsprangen
Gemeinsam mit den Papieren von Shop Apotheke waren noch weitere so
genannte Corona-Krisengewinner gefragt. Hellofresh
oder Delivery Hero etwa stiegen jeweils um 3,6
Prozent. Zalando gewannen 3,4 Prozent und im SDax
sprangen die Papiere des Online-Händlers für Haustierbedarf Zooplus
sogar um 10,4 Prozent hoch und näherten sich damit
ihrem Rekordhoch aus dem Jahr 2017.
Das von Corona gepushte Thema Digitalisierung erstreckte sich auf
die ganze Technologiebranche. Die Infineon -Aktien
glänzten im Dax mit einem weiteren Hoch seit 2001. Die Anteile des
Chipherstellers, die letztlich um 1,8 Prozent zulegten, profitierten
weiter von der international guten Stimmung im Sektor. Tech-Werte
hatten am Vortag in New York mit ihrer Kursrally beeindruckt.
Unter die Gewinner im MDax mischten sich noch mit plus 2,2 Prozent
die Aktien von ProSiebenSat.1 . Als Kurstreiber galt,
dass die italienische Mediengruppe Mediaset als Großaktionär weiter
fleißig seine Anteile am deutschen Konkurrenten aufstockt. Die
Index-Spitze allerdings eroberten letztlich die Aurubis
-Aktien. Sie stiegen nach einem angehobenen
Ergebnisziel für das Geschäftsjahr 2020/21 um 5,8 Prozent. Die
Papiere des Großaktionärs Salzgitter profitierten
davon mit einem Kursgewinn von 3,7 Prozent.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,2142 US-Dollar
gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs zuvor auf 1,2158
(Mittwoch: 1,2101) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8225
(0,8264) Euro. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite auf minus
0,55 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01
Prozent auf 146,06 Punkte. Der Bund-Future verlor am
frühen Abend 0,30 Prozent auf 176,90 Punkte./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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