FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf hohe Zinsen für längere Zeit
hat den Anlegern am Donnerstag die Stimmung vermiest. Der Dax
ging 1,33 Prozent tiefer bei 15 571,86 Punkten aus
dem Handel. Zeitweise sackte der deutsche Leitindex auf den tiefsten
Stand seit Mitte August und näherte sich dem unteren Ende seiner
jüngsten Handelsspanne zwischen etwa 15 500 und 16 000 Punkten. Die
US-Notenbank Fed und andere wichtige Notenbanken dürften den
Zinsgipfel zwar bald erreicht haben, die Tür für weitere Straffungen
blieb jedoch offen. Zinssenkungen sind also nicht in Sicht. Der MDax
büßte 2,24 Prozent auf 26 575,43 Zähler ein.
"Höher für länger" sei die schmerzhafte Zusammenfassung der
Fed-Botschaft, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von
Robomarkets. Es sei eine harte Landung für die Anleger gewesen, die
auf baldige Zinssenkungen spekuliert hatten. Stattdessen
signalisierte die Fed für das laufende Jahr eine weitere
Zinsanhebung, tastete ihren Leitzins am Mittwochabend aber wie
erwartet nicht an. Auch die Bank of England und die Schweizerische
Nationalbank SNB hoben ihre Zinsen am Donnerstag nicht weiter an,
die schwedische und die norwegische Notenbank hingegen schon.
Vor diesem Hintergrund machten die Anleger einen großen Bogen um die
Aktien jener Unternehmen, die besonders stark von der allgemeinen
Wirtschaftsentwicklung abhängen. So ging es insbesondere für Chemie-
und Industriewerte, Unternehmen aus der Metallbranche und Autoaktien
deutlich abwärts. BASF verloren als Dax-Schlusslicht
4,9 Prozent, im MDax gehörten der Spezialchemiekonzern Lanxess mit
einem Minus von 5,8 Prozent und der Recyclingdienstleister Befesa
mit einem Verlust von 6,4 Prozent zu den größten
Verlierern.
Bayer stand wieder einmal mit Rechtsstreitigkeiten im
Fokus. Die US-Großstadt Chicago hat den Agrarchemie- und
Pharmakonzern verklagt und fordert eine finanzielle Entschädigung
wegen angeblicher Belastungen durch die seit Jahrzehnten verbotene
Chemikalie PCB. Bayer weist die Vorwürfe zurück. "Diese nächste
Klage ist keine wirkliche Überraschung", kommentierte ein Händler.
Aber hilfreich sei die Nachricht auch nicht gerade. Die Aktien
verloren 2,8 Prozent.
Für die Papiere der Deutschen Börse ging es um 1,4
Prozent abwärts. Die Ratingagentur S&P senkte die Einstufung für die
Kreditwürdigkeit des Börsenbetreibers leicht, nachdem sich dieser
jüngst die Mehrheit an SimCorp gesichert hatte, einem Anbieter von
Software für die Finanzindustrie.
Eine Analystenstudie stützte die Aktien von Merck KGaA
, sie hielten sich knapp im Plus. Die US-Bank
Citigroup rechnet mit einer Verbesserung der Aussichten für die
Pharma-Sparte des Konzerns und sprach eine Kaufempfehlung aus.
Im SDax profitierten die Anteilsscheine von Elmos
von einer Studie von Warburg Research und stiegen um
5,6 Prozent an die Spitze des Nebenwerte-Index. Warburg-Analyst
Malte Schaumann hält insbesondere die jüngsten Kursverluste der
Aktie für nicht gerechtfertigt, denn das Unternehmenswachstum dürfte
mittelfristig hoch bleiben. Zudem dürften die überdurchschnittlich
hohen Investitionen des Chipkonzerns im kommenden Jahr
voraussichtlich sinken. Das sollte ihm zufolge auch zu einer
besseren Erzeugung freier Barmittel führen.
Der EuroStoxx 50 verlor 1,48 Prozent auf 4212,59
Punkte. Der französische Cac 40 gab ähnlich stark
nach, der britische FTSE 100 büßte dagegen nur 0,7
Prozent ein. In New York fiel der Dow Jones Industrial
zum europäischen Handelsschluss um 0,5 Prozent.
Der Euro stabilisierte sich und notierte zuletzt bei
1,0663 Dollar. In der Nacht war die Gemeinschaftswährung bis auf
1,0617 Dollar und damit den tiefsten Stand seit März gefallen. Die
Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0635
(Mittwoch: 1,0702) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9402
(0,9344) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,77 Prozent am Vortag
auf 2,79 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13
Prozent auf 122,64 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,02 Prozent auf 129,58 Punkte./niw/nas
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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