FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag nach
einem wankelmütigen Handelsverlauf letztlich klar zugelegt. Mit der
Stabilisierung der schwach gestarteten US-Börsen baute der deutsche
Leitindex am Nachmittag seine Gewinne aus. Er schloss 0,88 Prozent
im Plus bei 13 282,11 Punkten, womit er nur minimal unter seinem
Tageshoch blieb.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg um 1,26
Prozent auf 26 824,51 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 ging es um 1,23 Prozent auf 3652,20 Punkte
bergauf. Der französische Cac 40 legte ebenfalls
sichtbar zu, wogegen der britische FTSE 100 fast
unverändert schloss. In den USA notierten der Leitindex Dow Jones
Industrial und der technologielastige Nasdaq 100
zum europäischen Handelsende gut ein halbes
beziehungsweise 0,2 Prozent im Plus.
Dass die amerikanische Wirtschaft überraschend das zweite Quartal in
Folge geschrumpft und damit per definitionem in eine Rezession
gerutscht ist, ließ die Anleger am deutschen Markt kalt. Experten
zufolge stützten Aussagen der US-Notenbank Fed, das Tempo der
geldpolitischen Straffung künftig womöglich etwas zu reduzieren, die
Aktienkurse. Die Fed hatte am Vortag die Leitzinsen wie erwartet um
weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber
zugleich eingeräumt, dass das hohe Straffungstempo Auswirkungen auf
das Wirtschaftswachstum haben werde. Am deutschen Markt standen
ansonsten erneut etliche Geschäftsberichte im Fokus.
Neue Inflationsdaten aus Deutschland ergaben, dass sich der
Preisauftrieb hierzulande im Juli erneut etwas abschwächte. Der
Druck im Inflationskessel bleibe jedoch hoch, schrieb Volkswirt
Thomas Gitzel von der VP Bank. Für Entwarnung sei es zu früh. Der
positive Effekt von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket erfahre in diesem
Monat aufgrund weiter steigender Lebensmittelpreise ein
Gegengewicht. Zudem schnellten die Gas- und Strompreise regelrecht
nach oben.
Die Berichtssaison ging am Donnerstag in die nächste Runde. Am
Dax-Ende standen die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius SE
und dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care
(FMC ) stark unter Druck. Wegen
Problemen bei FMC senkte Fresenius die Prognose. FMC leidet unter
einem verschärften Mitarbeitermangel in den USA, der zu
Kapazitätsengpässen bei Gesundheitsdienstleistungen führen dürfte,
hieß es. Fresenius rutschten um über acht Prozent auf ihr Niveau des
Corona-Crashs im März 2020 ab. FMC fielen auf den tiefsten seit
2010, am Ende verbuchten sie ein Minus von über 14 Prozent.
Angehobene Gewinnziele ließen die Titel des Industriegaskonzerns
Linde um mehr als zwei Prozent steigen. Volkswagen
legte im ersten Halbjahr trotz der Lieferprobleme bei
Mikrochips und Corona-Einschränkungen in China einen Gewinnsprung
hin. Den Gesamtausblick für das Jahr behielt der Autobauer bei. Die
im Dax notierten Vorzüge gewannen an der Indexspitze über
dreieinhalb Prozent.
Das zweite Quartal des Flugzeugbauers Airbus
bezeichnete ein Händler derweil als allenfalls durchwachsen. Die
Profitabilität habe enttäuscht, Lieferkettenprobleme stellten den
Konzern vor Herausforderungen. Die Papiere verloren knapp drei
Prozent.
Mit Quartalszahlen im Fokus standen zudem zahlreiche Unternehmen aus
dem MDax und dem Nebenwerte-Index SDax
. Wacker Chemie etwa gewannen als
bester MDax-Wert mehr als zehn Prozent. Der Konzern profitierte von
einer starken Nachfrage und Preiserhöhungen und erhöhte die
Prognose. Erneut höherer Jahresziele trieben auch die Aktien des
Nutzfahrzeugzulieferers SAF-Holland an, sie gewannen
an der SDax-Spitze rund 15 Prozent.
Der Euro kostete zuletzt 1,0151 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf
1,0122 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von
0,81 Prozent am Vortag auf 0,86 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,11 Prozent auf 136,67 Punkte. Der
Bund-Future gewann 1,14 Prozent auf 157,36
Zähler./gl/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0332 2022-07-28/18:25
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.